Re: FreeBSD-Schulungen

From: Oliver Brandmueller <ob(at)e-Gitt.NET>
Date: Thu, 1 Jun 2000 09:54:51 +0200

Hallochen.

On Wed, May 31, 2000 at 09:58:29PM +0200, Christian Weisgerber wrote:
> > Ich sag mal, es muß nicht, darf aber FreeBSD-sepzifisch sein.
> > Hauptanliegen ist, daß die Teilnehmer hinterher in der Lage sind, so eine
> > Kiste zu administrieren.
>
> Zehn Jahre, hat man mir mal gesagt, würde es dauern, die Kenntnisse
> zur kompetenten Administration eines Unix-Rechners zu erwerben.
> Ich glaube, das ist jetzt etwa zehn Jahre her, und damals war die
> Welt noch einfacher.

Ich hab selbst seit '91 nur UNIX Derivate rumstehen und weiß ganz sicher,
was Du meinst. Auch ich glaube nicht, daß jemand nach 2-3 Tagen in der
Lage sein wird, mit so einer Kiste so flott umzugehen, wie Du oder ich.
Ich bin aber dennoch der Meinung, daß Leute, die generell Ahnung von
Computern haben und täglich damit umgehen, nach dieser zeit wenigstens in
der Lage sein sollten, sich grundsätzlich im Dateisystem zurechtzufinden,
Accounts anlegen und sperren können und vielleicht auch das ein oder
andere Configfile finden und sinnvoll verändern können. Und wenigstens aus
den Ports eine Software installieren und die Configs anpassen.

Ich will nicht erwarten, daß die Leute dann ohne weitere Beschäftigung
ihren Kernel konfigurieren oder selbständig sich mit perl- oder wenigstens
Shellscripts um irgendwelche Ecken helfen. Aber sie sollten wissen, wo sie
einem Problem auf die Schliche kommen (Stichwort Logfiles) um im Ernstfall
kompetente Hilfe anfordern zu können.

> > Die Teilnehmer sind IT-Leute, die halt bisher im wesentlichen
> > Windows und recht wenig UNIX gemacht haben.
>
> Die müssten erst einmal »The Unix Philosophie« von Mike Gancarz
> lesen und verstehen.

Ich weiß nicht, wo und wie Du Dein Geld verdienst. Ich arbeite in einem
Krankenhaus, das sehr stark einer Behörde gleicht. Ich bin froh, daß ich
die Betonköpfe so weit bringen konnte, daß unser Intranetserver auf BSD
läuft, daß unser CD-ROM-Server von NT auf FreeBSD umgestellt wurde und daß
ich dieses Jahr im Budget sogar Geld habe, um unseren Fileserver für die
Verwaltung durch neue Hardware unter FreeBSD zu ersetzen.

Wenn ich auf die Frage nach Schulungen - und die hat mein Chef mir
gestellt - antworte: "Ach, nehmt Euch doch 10 Jahre Zeit, dann geht das
schon" oder "gibt's nicht", dann werd ich mir im allerbesten Falle die
Frage anhören dürfen, warum ich dann FreeBSD und kein Linux - dafür gibt
es nämlich Schulungen - einsetze. Die viel wahrscheinlichere Alternative
ist, daß es dann heißt "dann bleiben wir doch lieber bei NT". Denn auch
mein Chef weiß, daß ich nicht ewig bleiben werde.

So sehr ich inhaltlich nachvollziehen kann, was gemeint ist und sogar
teilweise derselben Meinung bin, so enttäuschend finde ich dennoch Deine
Reaktion, Christian. Ich unterstelle jetzt einfach mal, daß das einfach
die mangelnde Erfahrung mit den entsprechenden Unternehmensstrukturen ist
und nicht Arroganz und nehm es Dir nicht übel. Aber wie dieses hartnäckige
Gerücht, daß man bei einem gekauften OS irgendjemanden bei Fehlern
verantwortlich machen könnte, so hält sich eben die Meinung, man könnte
durch Schulungen jemanden in drei Tagen zum perfekten Admin machen. Und
solange man nicht wenigstens da ein wenig Futter liefern kann, sondern
immer mit der Antwort kommt. "Gibt's nicht, das lehrt dann schon die
Erfahrung", solange wird FreeBSD ein Schattendasein führen. Und das kann
nicht in unser aller Interesse sein.

Gruß, Oliver

-- 
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Received on Thu 01 Jun 2000 - 09:55:02 CEST

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