Re: Version 9.x

From: Oliver Fromme <olli(at)lurza.secnetix.de>
Date: Thu, 8 Nov 2012 15:28:33 +0100 (CET)

Polytropon <freebsd(at)edvax.de> wrote:
> On Tue, 06 Nov 2012 23:12:33 +0100, bernhard(at)gtkx.de wrote:
> > hab schon wieder eine Frage in Bezug zu 9.x
> >
> > Bei der Installation ist mir aufgefallen, dass die Partition nicht mehr
> > in Labels aufgeteilt wird sondern alles (außer swap) für / reserviert wird.
> >
> > Hat das einen besonderen Grund?
>
> Ja, es ist jetzt "der Default". :-)

Mit dem ich eher nicht so glücklich bin ... Der Installer
sollte zumindest mit Nachdruck darauf hinweisen, dass es
normalerweise besser ist, mehrere Partitionen anzulegen und
nicht alles ins Root-Dateisystem zu schmeißen.

> Will man heute den "klassischen Ansatz" mit funktionaler
> Separation des Systems auf Partitionen verfolgen, muß man
> diese selbst anlegen - für den, der darauf besteht, es so
> zu machen, ist das grundsätzlich keine Schwierigkeit. Die
> _Richtigkeit_ dieses Ansatzes muß jeder für sich festlegen,
> es kommt wie immer drauf an, siehe z. B. "ro-gemountetes /
> als Rettungssystem" vs. "Partition vollgelaufen"... :-)

Um hier die richtige Entscheidung zu treffen, sollte man
aber wissen, was die Vor- und Nachteile der verschiedenen
Vorgehensweisen sind. Vor allem Anfänger haben noch keine
Vorstellung davon, insbesondere wenn sie von Windows kommen
und es nicht anders gewöhnt sind.

Ich recycle mal einen Text, den ich hier dazu früher schon
einmal geschrieben habe ...

Es gibt zahlreiche Gründe, den Platz auf einer festplatte
zu partitionieren und nicht einfach alles in ein Datei-
system zu schmeissen, wie es bei Windows (Un)Sitte ist.

Zum einen sollte man Partitionen, auf denen viele Schreib-
zugriffe stattfinden (/var, /tmp, /home) von denen trennen,
auf denen das nicht der Fall ist (/, /usr). Das verbessert
die Performance und erhöht die Robustheit. Das kann auch
beim Backuppen hilfreich sein, da man z.B. /home häufiger
sichern sollte als /usr (wo sich ja seltener etwas ändert).

Davon abgesehen sollte man die Dateisysteme, bei denen es
besonders auf Geschwindigkeit ankommt (/tmp, /var, /usr,
und natürlich auch Swap) an den Anfang der Platte legen,
da die meisten Platten dort spürbar schneller sind als
weiter "hinten".

Außerdem ist es häufig (nicht immer) sinnvoll, /tmp gar
nicht als Partition auf Platte zu tun, sondern als Memory-
Filesystem im RAM (vom Swap gebackt), entweder mit dem
älteren mdmfs oder dem neueren tmpfs. Für einen normalen
Desktop-Rechner ist das auf jeden Fall empfehlenswert.

Ob man / und /usr trennt (und vielleicht sogar /usr/local),
ist dagegen Ansichtssache. Bei einem Desktop-Rechner ist
es vermutlich wurscht, aber wenn man sie zusammenlegt,
sollte man daran denken, Soft-Updates auf "/" einzuschal-
ten, was per Default nicht der Fall ist. Aber /var und
/home würde ich auf jeden Fall separat machen, ebenso /tmp
(separate Partition oder -- besser -- als tmpfs).

Es gibt noch eine Reihe weiterer Gründe, die aber seltener
zum Tragen kommen. Beispielsweise, wenn man UFS-Quotas
verwenden möchte, da diese an ein Dateisystem gebunden
sind. Wenn man z.B. Quotas auf /home haben möchte, dann
muss es ein separates Dateisystem sein. Ähnliches gilt
für NFS-Exports, da dies ebenfalls immer für ein ganzes
Dateisystem gilt (selbst wenn man nur ein Unterverzeichnis
exportiert, wird das ganze Dateisystem verfügbar gemacht!).

Selbstverständlich gelten solche Überlegungen auch für
bestimmte Mount-Optionen. Zum Beispiel ist es aus Gründen
der Performance häufig empfehlenswert, / und /usr mit der
"noatime"-Option zu mounten, während man das bei /var nicht
möchte (damit bestimmte Tools feststellen können, ob man
ungelesene Mails hat). Da eine Mount-Option wie "noatime"
natürlich für das ganze Dateisystem gilt, muss in dem Fall
/var separat von / und /usr sein. Ähnliches gilt auch für
andere Optionen wie "nosuid", "noexec", "acls" usw.; siehe
die mount(8) Manpage.

Man kann sich Dateisysteme auch für andere Dinge zunutze
machen. Zum Beispiel ist bei mir auf einem (langsamen)
Testrechner /usr/obj ein separates Dateisystem, weil
nämlich ein newfs dort erheblich schneller (und schonender
für die Platte) ist als ein rm -rf.

Gruß
   Olli

-- 
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Received on Thu 08 Nov 2012 - 15:28:44 CET

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