Re: Gnome3: Was heißt eigentlich "hardware accelerated graphics"?

From: Oliver Fromme <olli(at)lurza.secnetix.de>
Date: Fri, 8 Apr 2011 13:38:03 +0200 (CEST)

Peter Ulrich Kruppa wrote:
> meine Frage ist durchaus sachlich/technisch gemeint (also bitte
> keine Flames gegen Desktop-Entwickler und
> Grafik-Karten-Produzenten):
> Ich spiele gerade mit den experimentellen Ports des FreeBSD Gnome
> Teams herum und muss auf meinem neuen und schicken blau-weiß
> gestreiften Desktop Hintergrund die Warnmeldung erscheint, dass
> hardware accelerated graphics verwendet/benötigt werden - so
> könne gnome3 leider nur im "fallback mode" gestartet werden.
>
> Nach einigen Internet-Recherchen frage ich mich dann doch, was
> damit eigentlich gemeint ist und was da jetzt überhaupt fehlt.
>
> Ich habe übrigens irgendeine anderthalb Jahre alte einfache ATI
> Grafikkarte, die ich bis jetzt zu meiner vollen Zufriedenheit auf
> meinem -STABLE amd64 mit dem radeon-Treiber einsetzen konnte.

Zu Gnome3 speziell kann ich nichts sagen (ist nicht meine
Baustelle). Aber unter hardwarebeschleunigter Graphik kann
man eine Reihe verschiedener Dinge verstehen. Das beginnt
bei der Unterstützung einfacher 2D-Operationen ("bitblit"
und Konsorten), die für animierte Icons nützlich sind und
für die Fähigkeit, Fenster samt Inhalt verschieben zu
können.

Dann gibt es die Beschleunigung von Videodarstellung, die
sich in erster Linie um Skalierung und Farbraumkonvertierung
von Videoframes kümmert.

Getrennt davon zu betrachten ist die Dekodierung von Video-
Daten in Hardware (MPEG-Decoder), wie sie z.B. per VDPAU
unter Linux und BSD möglich ist, wenn man die passende
Graphikkarte besitzt.

Und schließlich gibt es die 3D-Beschleunigung, die für
OpenGL und ähnliches eingesetzt wird. Verwendet wird das
von bestimmten Bildschirm-Schonern, 3D-Spielen bzw. 2D-
Spiele mit 3D-Effekten (z.B. ports/games/crack-attack),
und auch ein paar Window-Manager nutzen es für besonders
"coole" (naja ...) Effekte. Vielleicht auch gnome3.

Ob und welche Hardware-Beschleunigung unterstützt wird,
kann man recht einfach in Erfahrung bringen:

1. 2D-Beschleunigung wird von allen aktuellen X11-Treibern
(außer Standard-VGA) unterstützt, wenn man es nicht in
xorg.conf ausdrücklich ausschaltet. Und wenn man das tut,
merkt man das auch sofort. ;-)

2. Für Video-Beschleunigung ist i.allg. die XVIDEO-
Extension des X-Servers zu ständig. Man kann das mit dem
Tool xvinfo abfragen. Auf meiner AMD/ATI-Kiste sehen die
ersten paar Zeilen so aus:

   X-Video Extension version 2.2
   screen #0
     Adaptor #0: "Radeon Textured Video"

3. Bei MPEG-Hardware hängt es von der API ab. Im Falle
von VDPAU, was z.B. von den meisten gängigen nVidia-Chips
unterstützt wird, gibt es das Tool vdpauinfo (ebenfalls
in der Ports-Collection unter multimedia). Das sieht dann
z.B. so aus (Ausschnitt):

   display: :0.0 screen: 0
   API version: 1
   Information string: NVIDIA VDPAU Driver Shared Library 256.35 Wed Jun 16 18:51:41 PDT 2010
   [...]
   Decoder capabilities:
   name level macbs width height
   ------------------------------------
   MPEG1 0 8192 2048 2048
   MPEG2_SIMPLE 3 8192 2048 2048
   MPEG2_MAIN 3 8192 2048 2048
   H264_MAIN 41 8192 2048 2048
   H264_HIGH 41 8192 2048 2048

4. Für 3D-Beschleunigung braucht man DRI/DRM und die
zugehörigen Mesa-Libs. Das Tool, um die Unterstützung
abzufragen, heißt glxinfo. Bei mir sehen die entschei-
denden Zeilen so aus:

   name of display: :0.0
   IRQ's not enabled, falling back to busy waits: 2 0
   display: :0 screen: 0
   direct rendering: Yes
   [...]
   OpenGL vendor string: Advanced Micro Devices, Inc.
   OpenGL renderer string: Mesa DRI R600 (RS880 9715) 20090101 x86/MMX+/3DNow!+/SSE2 TCL
   OpenGL version string: 1.2 Mesa 7.6.1

Ich weiß jetzt nicht, ob Dir das bei Deinem Problem mit
gnome3 irgendwie hilft, aber zumindest kannst Du auf diese
Weise nachsehen, ob und welche hardware-beschleunigten
Graphikoperationen bei Dir unterstützt werden.

Auf jeden Fall ist die Fehlermeldung von gnome3, die Du
erwähntest, ziemlich informationsfrei. Das hat ja schon
fast Windows-Kaliber. Gut, Windows würde vermutlich gar
nichts ausgeben, sondern einfach nur mysteriös langsamer
werden. :-)

Gruß
   Olli

-- 
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        -- Ralf Hildebrandt
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Received on Fri 08 Apr 2011 - 13:38:24 CEST

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