Re: Hoffnung

From: Oliver Fromme <olli(at)lurza.secnetix.de>
Date: Fri, 10 Feb 2006 12:36:28 +0100 (CET)

Daniel Bauer <mlist(at)dsb-gmbh.de> wrote:
> Oliver Fromme" <olli(at)lurza.secnetix.de> wrote:
> > Mal ganz ehrlich: Wer mit einem »Procedere auf der Shell«
> > überfordert ist und auch nicht bereit ist, es zu lernen,
> > für den ist ein UNIX-System nicht das richtige.
>
> Trotzdem sollte man hier unterscheiden. Wie bei meiner PAE Kiste, ich
> würde zunächst erstmal ans laufen kommen und mich Stück für Stück in die
> Materie einarbeiten. Auch wenn Du und einige andere diese Maschinen
> nicht für "voll" nehmen.

Naja, so würde ich das nicht sagen. Sie hat halt gewisse
Nachteile, aber welche Hardware hat das nicht? Die Haupt-
sahe ist, daß sie für den gewünschten Anwendungszweck
geeignet ist, und ich denke, daß sie das ist.

Ich habe auch noch diverse alte Hardware, die man nicht
unbedingt für "voll" nehmen kann, die aber ihren Zweck
hervorragend erfüllt.

> Ich bin jetzt dabei FreeBSD erstmal auf ner
> kleineren Maschine zum laufen zu bringen, div. Einstellungen
> vorzunehmen, aber es ist sehr schwierig von Null aus zu starten. Das
> Handbuch ist zwar Klasse, aber auch wahnsinnig umfangreich und man tut
> sich als Anfänger/Einsteiger doch etwas schwer.

Ja, die Lernkurve ist steil, das muß man zugeben. Aber
mit zunehmendem Kenntnisstand beherrscht man dann auch
sehr mächtige und flexible Tools, mit denen man sehr viel
anstellen kann.

Ich kenne Leute, die seit Jahren Windows benutzen und
sich selbst als Experten bezeichnen. Wenn sie in dreißig
Textdateien etwas ersetzen müssen, dann laden sie der
Reihe nach die dreißig Dateien in Notepad oder Textedit
(oder gar Word), ändern den Text und speichern die Datei
wieder. Das dauert dann eine Stunde und mehrere hundert
Mausklicks.

Ein UNIX-Mensch macht eine kleine Shell-Schleife und
bemüht sed(1) o.ä., was vielleicht eine halbe Minute in
Anspruch nimmt.

Ein ähnlicher Fall aus der Praxis (ich denke mir das nicht
aus!): Ca. hundert Dateien in einem Verzeichnis mit der
Endung .HTML sollten in .HTM umbenannt werden (bitte nicht
fragen, wieso). Ein Kollege -- "Windows-Experte" -- fing
bereits an, mit seinem Klickfinger den GUI-Dateimanager zu
malträtieren. Ich sah ihm eine Minute zu und zeigte ihm
dann in einem Windows-Kommandofenster »REN *.HTML *.HTM«.
Seitdem hat er den REN-Befehl nicht mehr vergessen (und
sogar die Hilfeseite dazu durchgelesen). ;-)

> Wenn z.B. KDE nicht
> läuft kann ich noch nicht einmal vernünftig im www mir Hilfe suchen.

Man kann. Einfach einen der zahlreichen Textmodus-Browser
installieren (links, w3m, lynx). Zum Zugriff auf Mailing-
listen-Archive, Suchmaschinen usw. sind die völlig ausrei-
chend.

Und wenn man doch einen graphischen Browser benötigt, dann
muß es auch nicht gleich so ein Schwergewicht wie KDE oder
Gnome sein. Ein Webbrowser läuft notfalls auch unter twm,
der bei X integriert ist. Klar, ist nicht superbequem,
aber genügt als vorübergehende Krücke, um sich Hilfe zu
holen, damit man KDE (oder was auch immer) aufsetzen kann.

Meine Kritik richtet sich auch nicht gegen GUIs im allge-
meinen (da werde ich wohl leicht mißverstanden). Ich habe
ja auch X.org installiert und verwende es. Als Ergänzung
und/oder Erleichterung zum Arbeiten ist es gut geeignet,
bzw. manche Dinge gehen überhaupt nur mit GUI (z.B. Bild-
verarbeitung). GUIs mögen auch gut geeignet sein, um
Anfänger an ein System heranzuführen.

Gruß
   Olli

-- 
Oliver Fromme,  secnetix GmbH & Co. KG, Marktplatz 29, 85567 Grafing
Dienstleistungen mit Schwerpunkt FreeBSD: http://www.secnetix.de/bsd
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"The last good thing written in C was
Franz Schubert's Symphony number 9."
        -- Erwin Dieterich
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Received on Fri 10 Feb 2006 - 12:38:36 CET

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