Re: Xorg mal wieder

From: Polytropon <freebsd(at)edvax.de>
Date: Wed, 20 Aug 2014 17:36:11 +0200

On Wed, 20 Aug 2014 03:46:55 +0200, Marc Santhoff wrote:
> On Mi, 2014-08-20 at 01:28 +0200, Polytropon wrote:
> > On Wed, 20 Aug 2014 00:40:21 +0200, Marc Santhoff wrote:
> > > On Di, 2014-08-19 at 23:17 +0200, Polytropon wrote:
> > > > On Tue, 19 Aug 2014 22:53:08 +0200, Marc Santhoff wrote:
> > > > > Und bei der Zahl von
> > > > > Bibliotheken, aus denen man sich was greifen kann, wird es
> > > > > unübersichtlich(st).
> > > >
> > > > Dafür gibt es eine "Lösung", die gern bemüht wird: Abstraktion.
> > > > Man legt einfach eine abstrahierende Bibliothek drüber, die das
> > > > vereinheitlichen soll. Und noch eine. Und noch eine wegen der
> > > > Kompatibilität. Und dann noch eine wegen unterschiedlich. Und
> > > > noch eine wegen bequemerem Zugriff... und schon hat man das,
> > > > was den typischen Bloat verursacht, weil sich keiner mehr "die
> > > > Finger dreckig machen" will oder Angst vor Zeigern hat. :-)
> > >
> > > Kommt mir jetzt aktuell bekannt vor. Ich hatte geguckt, was man für
> > > Android-Programmierung auf unterstem Level braucht, wenn man FreeBSD
> > > benutzt:
> > >
> > > Android-SDK (nur Lunix, Mäc, Win)
> > > also:
> > >
> > > FreeBSD
> > > VirtualBox
> > > Debian irgendeiner Geschmacksrichtung
> > > Java VM
> > > Eclipse
> > > Android Emulator
> > >
> > > Ordentlich hochgestapelt ...
> >
> > Mit Firefox OS wäre das bequemer: Hier sind alle Apps im Grunde
>
> Das wäre mir eigentlich auch lieber. Aber das benutzt ja noch kaum
> jemand. Kann man nun eigentlich schon Hardware kaufen oder ist das immer
> noch im Erstserienbereich der Geräte?

Soweit ich weiß, werden in Deuschland zwei Modelle angeboten,
das ZTE Open und das Alcatel One Touch Fire E, z. B. bei
Congstar oder O2. Leider sind die technischen Specs dieser
Geräte nicht so besonders. :-(

Aber: Das benutzt kaum jemand, es ist eine Plattform in einem
sehr frühen Entwicklungsstadium. Grundfunktionen und einfachere
Apps sind schon vorhanden, aber ein Produktumfang, wie er im
AppStore oder unter Google Play verfügbar ist, ist noch lange
nicht erreicht.

> Wie auch immer, ich kann schlecht
> zu einm Programm bzw. einer Äpp gleich das Telefon mitliefern. ;)

Kann man sich das Telefon nicht einfach runterladen? Oder einen
QR-Code scannen? :-)

> > Webseiten. Ihre Struktur wird durch HTML, ihr Aussehen durch CSS
> > und ihre Funktion durch JavaScript repräsentiert, von wo aus auch
> > der Zugriff auf die Gerätefunktionen erfolgt. Mozilla bietet dafür
> > ein beeindruckendes Entwicklerpaket an, das rund um den Firefox-
> > Webbrowser aufgebaut ist, inklusive Endgeräteemulator. Von allen
> > aktuell verfügbaren Smartphone- und Tabletplattformen scheint dies
> > das kleinste Übel zu sein - die Alternativen sind alle irgendwie
> > abschreckender, in zunehmendem Maße, je teurer es wird. ;-)
>
> Abwarten, interessant genug ist es.

Uninteressant für mich persönlich sind Plattformen wie "Windows
Phone", deren Marktanteil gegen Null geht, deren Entwicklungs-
zugang aber schwer gestört ist: Namentlich registrieren, Geld
bezahlen, Programme einreichen - nein danke. Da ist iOS mit der
Programmiersprache Objective-C deutlich attraktiver, nur macht
man sowas am besten halt auf'm Mac. Und Android... wann immer
mir jemand sagt, ich solle eine App für Android schreiben, dann
bekomme ich das kalte Grausen und sage sowas wie: "Aber das ist
Java... Java ist das neue COBOL!" Und registrieren muß man sich
da meines Wissens auch.

"Zugangsseitig" ist Firefox OS sehr spannend, weil es möglich
ist, Apps einfach auf den Speicher des Gerätes zu kopieren, sie
auf eine Webseite zu knallen oder per E-Mail zu schicken, um sie
auszuprobieren. Dafür braucht man keine spezielle Erlaubnis des
Herstellers. Soweit ich weiß, geht das bei den "großen Zwei" und
der "kleinen Null" gar nicht (oder nicht so einfach).

Oder hast Du schonmal von "Ubuntu Edge" gehört? Schließe das
Smartphone an Bildschirm, Tastatur und Maus an - und Du hast
einen PC:

http://www.ubuntu.com/phone

Genug Bums haben Smartphones ja, und so könnte man seinen PC
immer dabei haben, also auch in "Offline-Umgebungen" Zugriff
darauf haben. Die App-Programmierung erfolgt dann, soweit ich
weiß, in C++ mit Qt.

> Und bei den anderen ist das böse ja nicht das OS, sondern die Sonden,
> die einem überall hingestöpselt werden. Klar, eine Frage des Umgangs,
> aber trotzdem.

Wenn die Hardware innenwändig unbekannt ist, kann man da schlecht
Aussagen zur Sicherheit treffen. Denk daran, daß selbst TEIL-Kompo-
nenten wie das WLAN-Modul oder der GSM-Baustein vollständig aus-
gerüstete und programmierbare Computer sind, die können sonstwas
machen, ohne daß das OS davon auch nur ansatzweise was mitbekommt.
Ob das OS selbst solche Funktionen mitbringt, ist auch so eine
Frage, das kann man nur beantworten, wenn das OS quelloffen ist.

> > Bei Android wäre die Frage: Das ist Java-lastig, gibt es da keine
> > nativen Tools für FreeBSD? Java haben wir, Eclipse auch. Was ich
> > mir als problematiscch vorstellen kann, wäre der Android-Emulator
> > und der Zugriff auf das Entgerät selbst. Aber ich bin auch kein
> > App-Entwickler, ich habe davon kaum Ahnung, denn ich traue diesen
> > Smartphones nicht weiter, als ich sie werfen kann. :-)
>
> Soweit ich es gesehen hatte, muß bezüglich ADK nochmal tiefer graben,
> sind da native Bibliotheken im Spiel. Und selbst wenn es portierbar
> wäre, wenn es niemand gemacht hat, geht's nicht. Ich kann und will es
> nicht tun.

Die Frage wäre, ob unser Linux-ABI ausreicht oder ob man, wie
Du geschildert hast, eine ganze VM dafür aufsetzen müßte.

> Was ich mit unterster Ebene meine ist der Einsteiger-Level. Da hat man
> es mit Java und XML zu tun. Es gibt natürlich auch native
> Android-Programme, was letzlich Lunix-Programmierung + spezielle APIs
> bedeuten dürfte, aber da will ich erstmal nicht hin. Wenn zusätzlicher
> Aufwand, dann für plattformunabhängige ABstraktionen, iirc Apache
> Cordova und andere.

Ach, das ist auch möglich? Interessant, ich dachte immer, unter
Android wird _nur_ mit COBOL, äh Java entwickelt. Sollte ich mir
also vielleicht doch nochmal anschauen.

> > > Das heißt nicht, daß Bibiotheken übereinanderstapeln eine gute Sache
> > > wäre.
>
> > Das heißt nicht, daß man
> > unendlich stapeln kann - irgendwann muß man "neu anfangen".
>
> Genau, das nennt man Fortschritt, soll vorkommen. Unabsichtlich
> meistens. Man stelle sich vor, die Ägüpta hätten das Bier nciht erfunden
> (oder wer's war). ;)

Oder das Bier hätte sich nach dem Mittelalter nicht weiter-
entwickelt... ;-)

Fortschritt ist jener Schritt, den wir machen, um die Erde
Schritt für Schritt kaputt zu machen. :-)

> > FreeBSD erneuert solche "Speisereste" in entscheidenden
> > Feldern nur langsam, auch der "Neubau" von Funktionen erfolgt
> > nicht so schnell wie unter Linux. OpenCL oder neue WLAN-
> > Standards sind da ein gutes Beispiel. Die Gründe dafür sind
> > meiner Ansicht nach Designentscheidungen, die früher mal
> > getroffen worden sind und die sich heute nicht auf einen
> > Schlag revidieren lassen. Man muß aber eben anerkennen,
> > daß FreeBSD ein von Linux verschiedenes Betriebssystem ist.
>
> Ich schrieb ja schon, es ist eigentlich nur die man power, das Maß an
> Aufmerksamkeitkann natürlich helfen. Man muß sich entscheiden, welchen
> Trend man minimmt.

Mit Geld kann man das sehr gut steuern, leider ist die FreeBSD-
Foundation nicht so begütert wie deutlich ältere Großkonzerne,
deren Spielwiese der kommerzielle Vertrieb ihrer Produkte unter
Aufbringung immenser Werbemaßnahmen ist.

> > Nein, das macht es nicht besser, aber vielleicht verständlich.
> > Aufgrund seiner geringeren "Marktdurchdringung" haben Hersteller
> > FreeBSD nicht so auf dem Schirm, es ist nicht so "medienwirksam"
> > in den Bestrebungen, eine Alternative zu "Windows", das für mehr
> > und mehr Bereiche der IT untragbar wird, zu schaffen. Das ist
> > ein sehr langsamer Prozeß, den MICROS~1, aber auch Intel, AMD
>
> Zumindest M$ hat auch gründlich alle relevanten Trends verschlafen oder
> sich dagegen entschieden.

Aber es macht ihnen nichts aus, da die "im Hintergrund" verfüg-
bare Finanzmasse das abfedert. Nimm mal "Windows Phone" als
Beispiel: Die machen _nur_ Verluste, und sie haben sogar mehr
einnahmen aus der Konkurrenz, denn sie bekommen Geld für jedes
Android-Gerät, was verkauft wird - also _das_ ist doch mal ein
"tolles" Geschäftsmodell. Oder die XBox, soweit ich weiß, hat
die auch noch kein Geld eingebracht. Aber all das stört den
Konzern nicht, denn an anderer Front ("Sharepoint", "Exchange"
und dergleichen) werden die eigentlichen Profite eingefahren.
Wenn man verschiedene Produkte hat, kann man sich das sicher
leisten. Wird der Konzern davon untergehen? Nein. Aber wird er
an Relevanz verlieren? Ja, das tut er seit Jahrzehnten, sehr
langsam, aber stetig.

> > oder nVidia mit Einsatz von viel Geldmitteln in bestimmte
> > Richtungen und Geschwindigkeiten lenken ("Bremsen"). Aber
> > es gibt Trends: Offene Hardware, offene Software, ARM statt
> > x86, energieeffizientere PCs, weg vom PC, die Cloud, funk-
> > tionierende Verschlüsselung und so weiter. Anzunehmen, daß
> > es da eine eierlegende Wollmilchsau ("one size fits all")
> > geben könnte, ist meiner Ansicht nach unrealistisch. Der
> > Schlüssel ist also Interoperabilität in heterogenen Systemen.
>
> Eins für alles geht nicht.

Ach, nicht? Aber die Werbung sagt es doch immer! :-)

> Allein die alberene Rechenleistung von ARMen
> ist nichts für beispielsweise FEM-Berechnungen. Grafikbeschleuniger für
> Berechnugnen sind toll, aber nur, wenn man vom Hersteller auch ohne NDA
> eine Doku bekommt. Das gilt auch für Xorg und Konsorten, ohne DOku keine
> Treiber.

Genau das ist das Problem: Selbst wenn die Doku vorhanden ist,
es muß sie ja einer nutzen, und der muß die Möglichkeit haben,
auf die Bausteine, die X bietet, die neuen Funktionen aufzusetzen.
Wenn das nicht "paßt", wird's schwierig. Ein gutes Beispiel sind
die nVidia-Treiber "nv" und "nouveau", die mit dem "nvidia"-Treiber
(Binär-Blob des Herstellers) schlichtweg nicht mithalten können.

> > Daher hoffe ich, daß der unter PC-BSD neu entwickelte Desktop auch
> > irgendwann so gut ist, daß er auf Deutsch benutzt werden kann. Nur
>
> Den werde ich mir auch mal anschauen, ich dachte mit der Beschwerde über
> viel Bastelei stehe ich allein da, aber mit einem einheitlicheren System
> wäre ich schon zufrieden. Wenns sein muß auch mit konventioneller
> Oberfläche statt windowmaker.

Soweit ich weiß, setzt Lumina das klassische Desktop-Konzept auf
der Basis eines bestehenden Windowmanagers um, fügt aber Icons
und Programmverknüpfungen hinzu und bietet auch, was ich für
sehr wichtig halte: Schnittstellen zu Betriebssystemfunktionen,
also Programme, mit denen man das System konfigurieren, Pakete
installieren, Einstellungen für X, Multimedia oder Drucker vor-
nehmen kann - also genau das, was man von einem Desktop erwartet.
Diese Situation kennst Du aus der Linux-Welt, wo man unter KDE
oder Gnome eben auch auf OS-Einstellungen zugreifen kann, was
unter FreeBSD nicht geht, weil es halt nicht Linux ist. (Und
natürlich ist das unter Linux immer distributionsabhängig!)

PC-BSD hat hier eine gute Basis und Potential. Wenn die das
richtig umsetzen, kann daraus ein "moderner einsteigerfreund-
licher Desktop" werden - war es auch schon früher: Ich kenne
Leute, die haben mit PC-BSD angefangen, da lief das noch alles
unter KDE. Und die deutsche Sprachunterstützung war durchaus
akzeptabel, nur die Programmintegration war nicht immer optimal,
wenn man über den KDE-Tellerrand hinausschaute.

Die "Bastelstunde" finde ich ja auch suboptimal, ich habe nur
_persönlich_ den Vorteil, daß es mich nicht betrifft, da ich
nicht laufend meinen heimischen Desktop update und mit Window-
Maker zufrieden bin, meine Dateiverwaltung mit dem Midnight
Commander mache und ansonsten englischsprachige Software (mit
der Ausnahme OpenOffice) benutze. Für einen Einsteiger ist
das sicher nicht unbedingt geeignet.

Dort habe ich es mit Gnome und wbar versucht. Geht soweit
gut, aber was ich _da_ für Kunststückchen hinsichtlich Drucker-,
Scanner- und nochmal Druckerkonfiguration schaffen mußte, kann
ich gar nicht erzählen... Nutzerseitig macht es übrigens auch
gar keinen Unterschied, also für den Nutzer. Der altersgerecht
entwickelte Verstand erkennt Dinge wieder, wenn sie dieselbe
Funktion haben, auch wenn sie anders aussehen oder sich an
anderen Orten auf dem Bildschirm befinden (hier konkret: Wechsel
aus einer "Windows XP"-Umgebung auf Gnome 2). Man stelle sich
das mal bei einem neuen Auto vor: "Und wie soll ich jetzt damit
fahren?" - "Na, Sie haben doch einen Führerschein und sind bis
gestern doch noch mit Ihrem alten Auto gefahren. Wo ist denn
da das Problem? Das hat doch auch Gangschaltung!" - "Ja schon,
aber mein altes Auto war rot, dieses hier ist blau!" :-)

> > unter dieser Voraussetzung haben "normale" Menschen Zugang zu
> > Computertechnik, die sie nicht ausspioniert, betrügt, manipuliert
> > und abzockt. Ja, auch heute, im Zeitalter der "Weltsprache Englisch",
> > ist das keine Selbstverständlichkeit: Die Sprachbarriere existiert.
>
> Der Trick ist die Infiltration im Kindesalter. Da ist "nicht dabei sein"
> sowas wie die Höchststrafe. Aber dabei ist man nur, wenn $BÖSER_ANBIETER
> alles abgreifen kann.

Wie beim Rauchen also. :-)

> > > > Oft und gern wiederholt:
> > > >
> > > > open: No such file or directory
> > > >
> > > > Super. Da weiß man sofort, welches Programm, welche Datei und
> > > > welches Verzeichnis. Was ich oben über Dokumentation sagte,
> > > > scheint auch auf Fehlermeldungen zuzutreffen.
> > >
> > > Ja, da fühle ich mich gleich wie zuhause unter Windows.
> >
> > Fehler! Es ist ein Fehler aufgetreten. Fehler: Fehler.
> > Wollen Sie neustarten? Ja / nein / alle. :-)
>
> http://members.liwest.at/mainzi/files/winnt40/winntneanderthal.gif

Für die Verwendung in den Köpfen:

http://www.digibarn.com/collections/screenshots/Screenshots%20Funstuff/MicrosoftCEMENT.jpg

:-)

-- 
Polytropon
Magdeburg, Germany
Happy FreeBSD user since 4.0
Andra moi ennepe, Mousa, ...
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Received on Wed 20 Aug 2014 - 17:36:25 CEST

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