Re: Datensicherung mittels linux dd

From: Oliver Fromme <olli(at)lurza.secnetix.de>
Date: Tue, 30 Dec 2008 11:51:04 +0100 (CET)

Polytropon <freebsd(at)edvax.de> wrote:
> Bernd Walter wrote:
> > Von MOD Medien bin ich heute noch sehr überzeugt.
> > Die sind nahezu uverwüstlich.

Ja, wie gesagt, ich habe immer noch ein altes 230MB-MOD-
Laufwerk in einem Rechner hier eingebaut. Das ist eine
ziemlich solide, ausgereifte Technik (viel älter als PD
oder CD-RW). Der einzige Grund, warum ich es nicht mehr
verwende, ist, das USB-Sticks inzwischen erheblich
schneller, bequemer und portabler sind.

Wie schon erwähnt, ist MOD eine andere Technik als PD.
PD-Medien verwenden dieselbe Technik wie DVD-RAM und -RW-
Medien (CD oder DVD), was vielleicht der Grund sein mag,
weshalb ich ihnen tendentiell nicht über den Weg traue.

> > Von den Laufwerken allerdings überhaupt nicht, da die doch recht
> > schnell zu Ausfällen neigen.
>
> Kenne ich. Teils sind die Laufwerke zu Medien auch mal inkompatibel.
> Ich weiß, dafür gibt es eigentlich keinen Grund, aber hier habe ich
> zwei Laufwerke, das eine liest die schwarzen PDs, aber nicht die
> weißen, das andere die weißen, aber die schwarzen nicht. Die roten
> lesen beide. Selber Hersteller, nur unterschiedliche Revisionsnummer.
> Und noch ein drittes, das liest nur noch an Sonn- und Feiertagen von
> 12 bis 13 Uhr (ist also offensichtlich kaputt). :-)

Das ist eine hervorragende Argumentation dafür, warum man
sowas _keinesfalls_ für Backups verwenden sollte. :-)

> > Die [PD-]Medien sind einfach unsäglich teuer und damit für mich reizlos.
>
> Naja, PD-Medien habe ich im Handel nie gesehen,

So vor 12, 13 Jahren gab's die mal ganz normal im Fach-
handel. PD-Medien wurden grundsätzlich nur in Caddies
verkauft und konnten auch nicht daraus entfernt werden,
im Gegensatz zu DVD-RAM, die übrigens nur wenig jünger
ist und mehr Gemeinsamkeiten mit PD-Medien hat als mit
DVD+/-RW. Auf älteren DVD-RAM-Laufwerken (mit Caddy-
Einzug) konnte man sogar PD-Medien lesen.

Lang, lang ist's her. :-)

> allenfalls DVD-RAM im "Caddy" bei Mediamarkt, die schienen
> aber für Videoanwendungen gedacht zu sein

Glaube ich nicht. Camcorder, die DVD-RAMs schlucken,
haben heutzutage eher keinen Caddy-Einzug.

> ("240 min" oder sowas stand drauf).

Das hat nichts zu sagen, das steht auf praktisch allen
Medien drauf. Genau wie auf CD-Rohlingen immer »74min«
o.ä. draufsteht.

> > Der Medienpreis ist auch für mich das Kriterium schlechthin von
> > Wechsellaufwerken wegzugehen.
>
> Stimmt, zumal man die Medien nicht ad libitum weiterverwenden kann.

Das wäre mal wieder ein Punkt für MODs ... In den zwölf
Jahren ist mir _nie_ eine MO-Disk kaputtgegangen. Ich
habe hier immer noch meine allerersten MODs herumstehen.

> Das Problem des Nicht-Lesens von Medien mit einem Laufwerk wird
> durch Austausch des Laufwerks und Weiterverwendung des Mediums
> bewerkstelligt.

Das widerspricht aber Deiner obigen Beschreibung. Mir
selbst ist auch ein Fall bekannt, wo eine kleine Firma
jahrelang auf DDS-Bänder gesichert hatte, was auch
problemlos funktionierte (inkl. gelegentliches Zurück-
lesen). Dann ging der Streamer kaputt, es wurde ein
neuer gekauft (selbes Fabrikat), und der konnte die
vorhandenen Bänder nicht lesen. Das Gerät wurde zweimal
getauscht, aber kein Gerät konnte die Bänder lesen.

Es stellte sich dann heraus, dass der alte Streamer wohl
geringfügig fehljustiert war. Das ist kein Problem, so-
lange er funktioniert, denn die Bänder, die er selbst be-
schrieben hat, konnte er auch lesen. Aber kein anderer
Streamer konnte es.

Das hat mir damals ziemlich deutlich den Eindruck vermit-
telt, dass die Trennung von Laufwerk und Medien fatale
Nachteile haben kann. Seitdem verlasse ich mich grund-
sätzlich nicht mehr auf sowas und rate auch anderen davon
ab. Ein Backup _muss_ einfach verlässlich sein, Punkt.
Es darf nicht passieren, dass man seine Backups nicht
mehr lesen kann.

In Rechenzentren mag es natürlich wieder anders aussehen.
Dort sind in den großen Tapelibraries in der Regel mehrere
Laufwerke verbaut, allein schon weil ein einzelnes Lauf-
werk nicht die erfoderliche Backup-Bandbreite liefert.
Dadurch hat man Redundanz, und man merkt man schnell,
wenn eines der Laufwerke dejustiert ist. Aber das ist
natürlich nicht mit der Situation bei Privatanwendern und
kleineren Firmen vergleichbar.

> Kritisch kann es dann werden, wenn der Fortschritt der Computer-
> technik dafür sorgt, daß die Laufwerke nicht mehr an den Rechner
> angeschlossen werden können.

Ich glaube, das ist das kleinste Problem. Für alles, was
in den letzten 20 Jahren hergestellt wurde, kann man noch
Rechner finden, wo man es anschließen kann (behaupte ich
jetzt mal). Sogar meine alte Amiga-RLL-Platte würde ich
notfalls noch angeschlossen und ausgelesen kriegen, wenn
es sein müsste. Und wer Dinge hat, die noch länger auf-
bewahrt werden sollen, hat genug Zeit, sie auf etwas moder-
neres umzukopieren.

Man muss hier auch zwischen Backup und Archivierung unter-
scheiden. Ein Backup muss bei weitem nicht so lange
halten wie ein Archiv, daher gelten dafür andere Anforde-
rungen, und man muss nicht dieselbe Technik für beides
einsetzen.

> > Eine 2 Jahre trocken und kühl eingelagerte Festplatte hingegen
> > unterliegt hingegen kaum einem Verschleiß.
>
> Stimmt, besonders dann, wenn sie nur zur Sicherung in Betrieb
> genommen wird, also nicht ständig mitläuft

Davon würde ich zwingend ausgehen.

> (was sie sehr schnell dem Ende ihrer natürlichen Lebenszeit
> entgegentreibt).

Naja, kommt auf die Platte an. Auch viele Ein-/Ausschalt-
zyklen können die Lebensdauer verkürzen. Server-Platten
sind für Dauerbetrieb optimiert, während z.B. Notebook-
Festplatten für viele Schaltzyklen optimiert sind. In
den Datenblättern der Hersteller wird dies meistens ange-
geben.

Aus diesem Grund ist es eher nicht ratsam, Server-Platten
in USB/eSATA-Gehäuse einzubauen, die für regelmäßiges An-
und Abstöpseln gedacht sind.

> > Oliver Fromme wrote:
> > > Also, ich vermisse meine alten Bänder nicht.
> >
> > Ich schon - die Zeiten der QIC Streamer (echte, nicht der Floppy Mist)
> > war schon eine gute Zeit.

(@Bernd) Klar, _damals_ waren die Bänder gut, aber würden
die Bänder von damals für Dein heutiges Backup ausreichen?
Bei mir definitiv nicht. Daher schrieb ich, dass ich sie
nicht vermisse. Dass sie damals durchaus tauchten, stelle
ich nicht in Frage.

Übrigens, soviel ich weiß, stellt Tandberg immer noch QIC-
Laufwerke und -Bänder her (unter dem »SLR«-Brand), die
immerhin bis 70 GB unkomprimiert aufnehmen. Aber ich gehe
davon aus, dass das heutzutage unwirtschaftlich ist und
nur noch für Legacy-Anwendungen hergenommen wird.

> Für die damaligen Datenmengen nicht unwirtschaftlich. Die Bänder
> waren vergleichsweise billig, gut verarbeitet (Metallplatte an
> der Unterseite), nicht übermäßig groß. Und wegen der kleineren
> Datenmengen - das waren ja keine TB damals - ging der Backup-
> Vorgang auch in vertretbarer Zeit durch.

Naja ... Ich glaube, damals hatte man einfach mehr Geduld,
weil einfach _alles_ langsamer war (Internet, Festplatten,
Prozessoren, ...). Ich fand es schon damals relativ lang,
wenn ich ein QIC-120 füllen musste. Schnell war das nicht.

(Nur um's ganz klar zu sagen: Ich rede hier _nicht_ von
Floppy-Streamern; die waren nochmal eine Größenordnung
schlimmer.)

> > Zum Archivieren sind derartige Medien schon besser geeignet.
> > Z.B. ein Projekt ist abgeschlossen und man archiviert das Ergebniss
> > dann auf zwei DVD - eine lokal und eine woanders, z.B. im Bankschließfach.
> > Da ist der Vorteil ja immer noch, dass es die passenden Laufwerke ja
> > als Massenware auch in einigen Jahren noch geben dürfte.
>
> Hoffen wir's. Hoffen wir auch, daß die Medien sich nicht vorher
> zersetzt haben und als klebriger Schleim in der Schachtel liegen. :-)

Das BSI hat mal einen Leitfaden für die Datenarchivierung
veröffentlicht, der auf alle diese Aspekte eingeht (Medien,
Lagerung, Prüfung, Umkopieren usw.). URL habe ich leider
nicht zur Hand, aber Google sollte helfen.

Gruß
   Olli

-- 
Oliver Fromme, secnetix GmbH & Co. KG, Marktplatz 29, 85567 Grafing b. M.
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secnetix Verwaltungsgesellsch. mbH, Handelsregister: Registergericht Mün-
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Received on Tue 30 Dec 2008 - 11:51:13 CET

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