Re: Alter Schwede, was ist denn da los mit xorg-upgrade?

From: Oliver Fromme <olli(at)lurza.secnetix.de>
Date: Mon, 28 May 2007 13:24:16 +0200 (CEST)

Peter Ross wrote:
> Oliver Fromme wrote:
> > Wobei ich Xorg selbst vermutlich als Binär-Package instal-
> > lieren werde. Das Compilieren mag ich mir und meinem
> > Rechner nicht unbedingt antun (insbesondere mit dem neuen
> > gcc in -current braucht's offenbar mindestens rund 1 GB
> > Speicher zum Compilieren).
>
> Wenn ich da eine andere Mail richtig verstanden habe, hilft Swap (2GB war
> das Beispiel), um ueber den Berg zu kommen.

Ja, mit Speicher meinte ich RAM + Swap. Du musst also im
Prinzip nur genug Swap haben -- vorausgesetzt, Du hast auch
hinreichend viel Geduld (und keine Skrupel, Deine Fest-
platte zu quälen).

> Mal abgesehen von der Praktikabilitaet (wer will schon ewig auf ein
> Resultat warten), inwiefern hilft Swap bei schwachbruestigen Servern?

In diesem speziellen Fall ist das Problem der Speicher.
Insbesondere beim Compilieren einer der Xorg-Source-Dateien
bläht sich der gcc auf knapp 1 GB RSS auf. Wenn man zu
wenig Speicher (RAM + Swap) hat, stirbt er beim Bauen.
Hinzufügen von Swap hilft natürlich.

Das Problem ist allerdings, dass Swap (auf Festplatte) um
mehrere Größenordnungen langsamer ist als RAM. Je weniger
RAM Du hast, desto langsamer wird es also, und umso stärker
wird die Festplatte belastet.

> Swappen wird ja gefuerchtet wie der Teufel.. ich muss zugeben, selbst
> keinere juengere Erfahrungen mit exzessiv swappenden Systemen zu haben..
> aber eigentlich sollte das ja soo ein nono auch nicht sein, schliesslich
> ist das Swappen ja Teil des ganz gewoehnlichen VM-Designs.

Die Rolle des Swappens (und Pagens) hat sich in den letzten
Jahren und Jahrzehnten gewandelt, da sich die Vor- und
Nachteile verschoben haben.

Ganz früher (also gaaanz früher) war Swappen ein völlig
normaler Vorgang (Pagen gab es noch nicht). Es gab Com-
putersysteme, bei denen es völlig normal war, wenn (fast)
alle Prozesse auf der Festplatte (oder Magnettrommel, oder
was gerade »in« war) ausgelagert waren und lediglich zum
Abarbeiten für die CPU in den knapp bemessenen RAM (oder
Ringkernspeicher ...) geladen wurden. Im Grunde genommen
war der RAM nicht viel mehr als ein Ausführungscache für
den Prozessor.

Seitdem ist Speicher immer schneller geworden, aber die
Schere zwischen Massenspeichern (Festplatten) und RAM ist
auch immer weiter auseinandergeklafft. Zusätzlich wurden
Prozessor-Caches eingeführt, inzwischen sogar bis zu drei
Levels solcher Caches, die RAM-Zugriffe weiter beschleu-
nigen. Darüberhinaus ist RAM immer billiger geworden.

Das hat dazu geführt, dass heutzutage Swappen (und Pagen)
eher nur noch in Ausnahmesituationen passiert (oder
passieren sollte). Im Grunde genommen ist der Swap nur
noch so eine Art »Notventil«, damit ein Rechner nicht
gleich stirbt, wenn einmal durch ungeplante Aktivitäten
der RAM nicht ausreicht. Die RAM-Größe sollte aber so
bemessen sein, dass im normalen Betrieb (auch unter Last
und unter den normalen, planbaren Spitzen) kein Swap
verwendet werden muss. Sobald ein Rechner einmal anfängt
zu swappen, helfen einem die schnellsten Prozessoren
nichts mehr; die Rechenleistung sinkt ins Bodenlose.
Daher sollte man bei begrenzten Finanzmittel eher am
Prozessor sparen als am RAM.

Um nochmal auf den vorliegenden speziellen Fall zurück-
zukommen: Wenn man weniger als 1 GB RAM hat, würde ich
empfehlen, Xorg als fertiges Binär-Package zu installieren.
Mit 512 MB RAM und hinreichend viel Swap ginge es wohl
notfalls auch zu compilieren, aber mit weniger als 512 MB
RAM nudelt man einfach nur seine Festplatte kaputt.

> P.S. Klar, dass ich keinen unserer Produktionsserver ueberfrachten
> moechte, Kompilieren ist dagegen ja eine einmalige kurzfristige
> Belastung..

Die Betonung liegt aber nicht unbedingt auf KURZfristig.
;-)

Gruß
   Olli

-- 
Oliver Fromme, secnetix GmbH & Co. KG, Marktplatz 29, 85567 Grafing b. M.
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        -- Dennis M. Ritchie
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Received on Mon 28 May 2007 - 13:25:37 CEST

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