Re: Shells, Linux, GNU

From: Oliver Fromme <olli(at)secnetix.de>
Date: Wed, 2 Apr 2003 10:51:05 +0200 (CEST)

Andreas Braukmann <braukmann(at)tse-online.de> wrote:
> On Tue, Apr 01, 2003 at 09:14:34PM +0200, Robin Brocks wrote:
> > Daß hier ein KDE auf FreeBSD so schnell läuft, daß meinen
> > Kollegen mit ihren Linux-Desktops die Kinnlade runterfällt,
> > wenn ich auf "KOffice" drücke und es nach 2 Sekunden
> > hochgepoppt ist.
>
> Sorry, aber das kann ich weder wirklich glauben, noch lokal
> reproduzieren. Ein Linux am Arbeitsplatz ist genauso "snappy"
> oder "non-snappy" wie ein FreeBSD. Bei einem meiner Kunden
> stehen Suse- und FreeBSD-Workstations mit exakt gleicher
> Hardware direkt nebeneinander. Glaube mir: du merkst in der
> Praxis keinen subjektiven Performance-Unterschied.

Solange beides »normal« vor sich hinläuft, ist das sicher-
lich richtig.

Aber interessant wird es in Grenzsituationen. Wenn z.B.
der Speicher zur Neige geht, kommt FreeBSD damit deutlich
besser zurecht (ist zumindest meine Erfahrung). Auch wenn
der Load raufklettert, macht sich der bessere Scheduler be-
merkbar. Auf Rechnern mit hoher Last muß ich unter Linux
öfters mal warten, bis wieder Teile meiner Shell hereinge-
paged werden, unter FreeBSD ist mir das noch nie so extrem
aufgefallen. Linux scheint dafür aggressiver zu cachen,
was unter normalen Umständen einen leichten positiven Ef-
fekt hat (auf den ich aber gut verzichten kann), der aber
in Mangelsituationen sehr hinderlich ist.

Ein weiterer Punkt, der mir bisher so aufgefalen ist, ist
die Neigung von Linuxern, jede Menge Spielkram auf den
Desktop zu packen. Da läuft ein graphischer CPU/Load/IO/
Netzwerk-Monitor, der allein schonmal 10% Leistung für sich
beansprucht (da muß ich gleich wieder an Heisenberg denken:
die beobachtung eines Systems beeiflußt das System). Da
läuft ein xeyes, »damit ich meine Maus schneller wiederfin-
de«. (Aprilscherz? Nein, der meinte das ernst.) Da läuft
ein xroach, weil die Fenster-schließ-Animation des Window-
managers alleine zu langweilig ist. Und so weiter. Da ist
es klar, daß ein KOffice etwas länger zum Starten braucht
als bei BSD-Usern, die ihren Dekstop (nach meiner Erfah-
rung) tendentiell etwas spartanischer und funktioneller
ausstatten.

(Bitte beachten, daß das nur meine persönlichen, subjekti-
ven Beobachtungen sind, und daß es natürlich auch Ausnahmen
in die eine oder andere Richtung gibt. YMMV.)

Ein technischer Punkt, der mir noch einfällt, ist das un-
sägliche proc-Filesystem von Linux, dessen Design eigent-
lich nur als abschreckendes Beispiel dienen kann. Und be-
zeichnenderweise wird dieses krankhafte Gewächs immer noch
fleißig ausgebaut und wuchern gelassen, anstatt es mal ver-
nünftig neu zu konzeptionieren.

Das führt dann dazu, daß Dinge wie ps und top unter Linux
um einige Faktoren mehr Ressourcen verschlingen als unter
BSD. Ein Programm, daß sich regelmäßig Daten aus /proc
holt, ist unter Linux naturgemäß deutlich langsamer als ein
Programm mit gleicher Funktionalität unter BSD.

Ein weiteres Beispiel ist das Threading. Linux hat gefakte
Kernel-Threads, die eigentlich nicht als Kernel-Threads im-
plementiert sind, sondern als Prozesse -- aber immerhin
führt das dazu, daß sie auf mehreren Prozessoren laufen
können. FreeBSD (-stable) kennt nur Userland-Threads. Das
führt dann etwa dazu, daß man eine hochbelastete mysql-In-
stanz unter FreeBSD nicht sinnvoll auf einer Mehrprozessor-
maschine betreiben kann. Hier hat zur Zeit Linux die Nase
vorn.

Gruß
   Olli

-- 
Oliver Fromme, secnetix GmbH & Co KG, Oettingenstr. 2, 80538 München
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Received on Wed 02 Apr 2003 - 10:51:08 CEST

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