Re: Squid Proxy

From: Andreas Braukmann <braukmann(at)tse-online.de>
Date: Sat, 13 Oct 2001 21:11:49 +0200

Moin,

On Sat, Oct 13, 2001 at 12:11:52PM +0200, Hendrik Bunke wrote:
> > Und zweitens gilt auch hier, dass sich soziale Pro-
> > bleme nicht mit technischen Mitteln loesen lassen.
>
> Das sind keine sozialen Probleme, sondern politische.

Naja, es sind zumindest nicht-technische. Der Rest ist
ein Streit um des Kaisers Bart.

> Hauptproblem: Was ist "unanständig" und wer bestimmt das?

So ist es. Und deshalb besteht die "Medienkompetenz",
welche die Schueler erlangen sollen, ja *auch* darin,
zumindest ansatzweise die Qualitaet und die Glaub- bzw.
Vetrauenswuerdigkeit einer gefundenen Quelle abschaetzen
zu koennen.

> > Das ange-
> > deutete Problemfeld laesst sich nur ueber eine "*offene* Er-
> > ziehung zur Medienkompetenz" (schoene Buzz-Phrase ;) ) loe-
> > sen. Wenn die betroffene Schule meint, dass sie einen un-
> > beschraenkten Zugang zum Web nicht verantworten kann, dann
> > haette die Frage sinnvollerweise nicht "Wie kann ich fest-
> > stellen welches Kind in welchen Brunnen gefallen ist?",
> > sondern "Wie kann ich im squid moeglich bequem eine White-
> > List fuehren?" lauten muessen.
>
> Wie soll denn die "offene Erziehung zur Medienkompetenz"
> funktionieren, wenn SchülerInnen sowieso nur die 'genehmigten' Sites
> von der White-List/aus dem Proxy sehen dürfen?

Narrgh. Hier hat man mich weitgehend missverstanden. Da man an es an
Schulen nunmal mit den unterschiedlichsten Altersklassen zu tun hat und
die Schulen verantwortlich fuer die Inhalte sind, welche den Schuelern
in der Schule offenbar werden, wird - fuer "offenes unbetreutes" Surfen
nur eine White-List in frage kommen. Medienkompetenz wird ja nicht beim
unbetreutem Umgang mit dem Medium vermittelt, sondern im betreuteten,
begleitetem Umgang mit dem Medium; mithin also nur im Unterricht, in AGs
oder aehnlichem. Wenn die Schueler "betreut" Surfen, halte ich sowohl
White- als auch Blacklist-Ansaetze fuer wenig angebracht.

Gerade im Jugendbereich hoere ich (auch von den Jugendlichen selbst)
positives Feedback auf White-List-Loesungen. Insbesondere dann, wenn
man den Leutchen vermittelt, warum eine solche Loesung eingesetzt wird.
Ein White-List kontrollierter "Kostenloser Web-Zugang" (an in Jugend-
zentren, Bildungsstaetten oder Schulen aufgestellten Info-Terminals)
vermittelt den Benutzern ein positiv formuliertes Angebot: "Hallo!
Hier gibt es kostenlos und frei zugaenglich einen Ausschnitt des
Webs fuer Euch!" (BTW, niemand sagt, dass eine Whitelist klein sein
muss.)

An blacklist-kontrollierten Loesungen (fuer genannte Info-Terminals)
haftet jedoch immer der Geruch des Verbots. Verbunden mit der schlechten
Eigenschaft von Blacklists, dass sie nie wirklich aktuell oder auch nur
ansatzweise vollstaendig sein koennen, vermittelt das den Eindruck von
Zensur und unnoetig strenger und zudem unwirksamer) Kontrolle.

> Aber ich bin erfreut, dass Olli und Andreas auf das Problem
> hingewiesen haben, auch wenn's hier vielleicht nicht direkt hin
> gehört.

Nunja. Dies ist natuerlich zunaechsteinmal eine technische Mailing-
liste. Aber erstens ist es hier "klein und gemuetlich", dass man -
bei gegebenem Anlass - auch schon mal etwas vom Topic abweichen kann.
Und zweitens halte ich es fuer extrem wichtig, sich auch der Grenzen
des Technikeinsatzes bewusst zu sein bzw. zu werden.

> hendrik
> (der versucht, künftige LehrerInnen internetkompetent zu machen)

Viel Erfolg. Die meisten Referendarinnen/Referendare und
auch junge Lehrer- / Lehrerinnen die ich so treffe, sind
groesstenteils leider genauswenig "internetkompetent" wie
der Grossteil ihrer kurz vor der Pension stehenden Kollegen.
Traurig, aber leider wahr.

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Received on Sat 13 Oct 2001 - 21:11:54 CEST

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