Re: Wer ist der Listenmeister

From: Martin Cracauer <cracauer(at)cons.org>
Date: Wed, 30 May 2001 16:39:32 +0200

Erst mal danke fuer aufmunternde Worte, es sieht wohl doch nicht so
schlimm aus wie ich dachte. Bei replies bitte dran denken, dass ich
unsubscribed bin.

Ich habe naemlich noch einen Gedankengang, der vielleicht ein wenig
erlaeutert, warum so erhebliche philosophische Differenzen bestehen:

> (Martin, ich weiss ja nicht womit du genau dein Geld verdienst, aber viele
> Entwickler freuen sich, wenn sie an einen solchen (relativ trivialen) Job
> kommen.)

Wir sind hier auf einer Liste, wo Leute versuchen, von MS wegzukommen.

Ja, man kann schnell man Geld machen, indem man auf bestimmten
Produkten und noch schlimmer in bestimmten Sprachen was macht. Ja
und? Wir haben doch bei der ganzen OpenSource-Entwicklung das
Problem, dass alle Welt eigentlich das MS-Zeugs haben will, aber es
leider nicht funktioniert (ohne tricksen) und dass man keine
vernueftigen Leute bekommt.

Im Zusammenhang dieser Mailingliste kann eine solche Einstellung aber
nur dazu fuehren, dass die faehigen Leute die eigentlich unbrauchbare
Software zusammenflicken und damit den groessten Nachteil der
MS-Software beheben und die MS-Produkte einsatzbereit machen.

Zumindest fuer mich ist der Punkt an der ganzen OpenSourcerei, dass
man ueberall bei potentiellen Arbeitgebern/Kunden Produkte treffen
kann, auf denen es Spass macht zu arbeiten. Den Entscheidern ist es
aber voellig wurscht, ob man mit dem eingesetzten Produkt effizient
irgendwas umsetzen kann, solange es irgendwie laeuft reicht ihnen
das. Und wenn die Leute Ihre Erfahrungen aus OpenSource (spricht:
Verstaendnis fuer die Grundlagen und entsprechende Analysemoeglichkeit
fuer Fixes und Workarounds) nur einsetzen, um dann das vorhandere
"merkwuerdige" Zeugs irgendwie zum laufen zu kriegen, dann nehmen wir
ihnen diesen Leidensdruck und es bleibt dabei, dass man nur bezahlt
wird fuer Jobs, wo man staendig irgendwelche Rueckzugsgefechte
durchfuehrt.

Bestimmte Leute kann ich nur als schaedlich fuer meine ureigensten
Interessen bezeichnen. Und sie sind viel schlimmer als die "certified
professionals", die offen fuer die Gegenseite eintreten (von denen ich
einige kenne, die ich sehr schaetze).

Was mein Geldverdienen angeht: ich werde derzeit dafuer bezahlt, ein
OpenSource Softwarepaket zu maintainen und zu supporten, und zwar sehr
gut und incl. einen USA-Arbeitsvisum und einen Tiefgaragenplatz 300m
vom MIT-Gebaeude. Ich wuerde vorsichtig sein, was Vermutungen angeht,
ob ich auf einem sinnlosen Kreuzzug bin. Im Moment ist die Schwelle,
die man ueberschreiten muss, um so einen Job zu kriegen noch sehr
gross. Aber gewaltig in Bewegung und ich werde mein bestes dafuer
tun, dass ein paar mehr Leute Jobs kriegen, die wirklich Spass machen.
Und es ist kein Kreuzzug, es ist einfach konsequentes handeln. Wenn
etwas nix taugt, dann verplempere nicht Deine Zeit damit es zu fixen,
wenn der fix nicht zu einer dauerhaften Verbesserung fuehrt. Auch
wenn Du dafuer bezahlt wirst, dann hast Du immer noch einen Teil
Deiner Lebenszeit und Energie verplempert. So kriegst Du weder einen
evtl. gewuenschten Job dieser Art und Deine abgezogene Energie hast Du
auch noch investiert, um bessere Arbeitsbedingungen an normalen
Arbeitsplaetzen weiter zu verzoegern. Na Mahlzeit.

Martin

-- 
%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%
Martin Cracauer <cracauer@cons.org>            http://www.cons.org/cracauer/
 As far as I'm concerned,  if something is so complicated that you can't ex-
 plain it in 10 seconds, then it's probably not worth knowing anyway -Calvin
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Received on Wed 30 May 2001 - 16:39:46 CEST

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