Re: Kompatibilitätsfrage (Newbie)

From: Oliver Brandmueller <ob(at)e-Gitt.NET>
Date: Sat, 9 Sep 2000 12:03:42 +0200

Hallo.

On Sat, Sep 09, 2000 at 01:46:41AM +0200, Clemens Hermann wrote:
> > > Kann ich FreeBSD auf meinem PC zu hause einrichten, ein AMD K6II 300?
> > Die Lizenzbedingungen erlauben so etwas ;-)
> gibt es in den Lizenzbedingungen irgendwelche Einschränkungen, die Dinge
> verbieten, welche von der GPL erlaubt werden?

Pretty much the other way. Die BSD-Lizenz erlaubt vieles, was unter der
GPL nicht möglich ist. In Grundzügen sagt sie in etwa aus "do whatever you
like, as long as you give proper credit". Im Gegensatz zur GPL ist es
damit also sogar möglich, selbst weiterzuentwickeln und das dann als
Binary-Paket zu verkaufen, ohne die Sourcen offenzulegen. Auf diese Art
und Weise sind viele Dinge unter der BSD-Lizenz im kommerziellen Bereich
erweitert worden und gewachsen - um den Entwicklungsaufwand aber geringer
zu halten, ist in vielen Fällen aber auch wieder Code integriert worden,
der lange Zeit in so einer Ecke entwickelt wurde. Daher entbrennt auch
immer wieder dieser unsägliche Lizenz-"Streit" mit den Linuxern. Mein Tip:
Am besten raushalten, es ist gut die Unterschiede zu kennen, aber da beide
Lizenzmodelle von völlig unterschiedlichen Grundlagen ausgehen, kannst Du
bei Missionierungsversuchen auch bei einfachen Dingen anfangen und erstmal
für Frieden in Nordirland sorgen ;)

> > ansonsten, du kannst in dem einen rechner ja alles installieren und
> > fertig machen, dann zum schluss einen kernel bauen compilieren und
> > installieren.
> > der wird ja dann erst nach dem reboot rennen.
>
> d.h. Installation mit einem standard Kernel und dann einen eigenen
> bauen, der auf das Zielsystem optimirt ist, richtig?

Genau. In / liegt auch immer eine GENERIC-Kernel. bei größeren Sprüngen in
der Version liegt es nahe, diesen auch für alle Fälle mal auf den neusten
Stand zu bringen, der bootet eigentlich fast überall.

Ich hab die Diskussion nicht von Anfang an verfolgt, aber cvsup und Update
via Sourcecode sind, falls nicht bereits geschehen, Begriffe, die Dir auf
dauer nicht fremd bleiben sollten ;)

> Dennoch würde ich gerne noch ein paar Argumente hören, die FreeBSD
> gegenüber Linux den Vorzug geben. Ich möchte damit wie gesagt meinen
> Webserver (apache, qmail, mysql, etc.) betreiben.

Nun, die Unterschiede bei den Lizenzen interesieren Dich eigentlich nur,
wenn Du die aufgebaute Lösung in irgedeiner Form verkaufen möchtest. Daher
nehme ich an, Du zielst mit Deiner Frage auf technische Unterschiede ab.
Da möchte ich zuersteinmal anführen, daß BSD ein sehr strukturiertes
System ist, das im Gegensatz zu Linux (Kernel + Distribution) "aus einem
Guß" kommt, die Komponenten werden gemeinsam weiterentwickelt und Updates
auf neue versionen bis hin zum fixen von Bugs oder Sicherheitslöchern, die
irgendwo im System sind, geht einfach und schmerzlos ohne daß ich mir als
Administrator Gedanken darum machen muß, mit welcher Kernel-Version nun
welche Lib läuft und so weiter. Bei Linux gibt es langsam auch solche
Bestrebungen (Debian), aber im Gegensatz zu dem etablierten System bei
(Free)BSD steckt das eher noch in den Kinderschuhen. Die /usr/ports sind
auch eine sehr angenehme Geschichte, die einem als Admin einfach
unglaublich Arbeit ersparen kann. Mit der folgenden Aussage begebe ich
mich auf's Glatteis, das ist jetzt aus meiner Warte erstmal rein subjektiv
(vielleicht können Leute, die Ahnung vom VM-System und Scheduling und
ähnlichen Geschichten mitbringen da mehr sagen): Mein Eindruck ist, daß
Linux zwar auf einem unbelasteten System oder einem System mit nur einer
Aufgabe (eben auch im Desktop-Bereich) einen schnelleren EIndruck macht,
daß aber FreeBSD unter Last nicht so stark einbricht, gerade auch in
Anbetracht der Schwächen der x86-Architektur in diesem Bereich sogar sehr
gut performt. (nicht schlagen, aber die Leistungskurve meiner Sparc
empfinde ich irgendwie anders ;)). Und nach meinen erst kürzlich
aufgefrischten Erfahrungen mit SuSE kann ich wieder voller Inbrunst
behaupten, solche Probleme habe ich unter dem Netzwerkstack in BSD einfach
nichtCLient-Server-Kommunikation mit Windows unter einem Personalsystem
ging erst nach Update auf 2.3.99-Beta-kernel mit mehr als 3 pro Sekunde
über einen 100-MBit/s-Switch!).

> Was mich noch mehr interessieren würde ist, welche Nachteile hat es
> gegenüber Linux?

Im Server-Bereich eigentlich kaum welche. Die Auswahl der kommerziellen
Software, die nativ für das jeweilige System verfügbar ist, ist unter
Linux ungleich höher, aber ehrlichgesagt gibt es nur sehr wenige Dinge,
die unter dem Linux-Emulator dann nicht laufen, die von Dir angesprochenen
Sachen laufen ja aber alle nativ. Bei der Unterstützung "exotischer"
hardware hast Du unter Linux auch meist mehr Chancen (IrDA,
USB-Scanner oder sowas), aber was unter Linux läuft kommt früher oder
später auch meist in BSD, generell sollte man aber etwas wählerischer mit
der Hardware sein.

> Falls das nicht zu weit führt, würde ich mich auch freuen, ähnliche
> Eckpfeiler in Bezug auf OpenBSD und NetBSD (nur im Vergleich zu FreeBSD)
> zu erfahren, gibt es vielleicht eine informative URL zu dem Bereich?

Wie auf dem letzten LinuxTag in Stuttgart sehr angenehm zu erfahren war,
stehen die verschiedenen BSDs nicht in einer Konkurrenz untereinander,
sondern leben ein sehr gutes Miteinander. Dinge wie "xxxBSD ist aber
besser besser als yyyBSD" wirst Du eigentlich nicht finden. Die
verschiedenen freien BSDs haben einen jeweils etwas anderen Fokus in ihrer
Entwicklung:

FreeBSD BSD für die "Masse", sehr gut auf x86 und auch
                zunehmend auf Alpha zu genießen und auch im Desktop-
                Bereich durchaus konkurrenzfähig.

NetBSD Ein wesentlicher Schwerpunkt der Entwicklung liegt
                hier auf der Portierbarkeit auf andere Systeme. Es
                gibt, wenn überhaupt, nicht viele OS, die auf so
                vielen verschiedenen Plattformen laufen.

OpenBSD Fokus liegt auf der Sicherheit. OpenBSD macht sehr
                strenge Code-Reviews und investiert auch sonst einen
                erheblichen Teil seiner Entwicklungsresourcen in
                die Sicherheit des Systems. Nach einem root-Exploit
                oder Lücken selbst in der Out-of-the-box-Installation
                suchen schon viele Leute lange vergeblich ;)

Das sinnvollste zum vergleich ist, wenn DU einfach auf die Web-Seiten der
einzelnen Projekte mal schaust. Natürlich gibt es außer den genannten
freien Varianten auch noch diverse kommerzielle. BSDi zum Beispiel, aber
auch einige der anderen gängigen Unix-Varianten basieren auf BSD, unter
anderem Tru64 (Digital Unix, hat(te) viele Namen ;)).

Hope that helps...

                Olli

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Received on Sat 09 Sep 2000 - 12:03:54 CEST

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