Re: Eine "Verbindungs-Uhr"

From: Oliver Fromme <olli(at)lurza.secnetix.de>
Date: Tue, 17 Sep 2013 14:42:10 +0200 (CEST)

Hallo Peter,

Nachdem ich den Thread ein wenig habe "sacken lassen",
möchte ich nochmal auf ein paar Punkte eigehen.

Zunächst mal: Das Einfachste wäre vermutlich, ein
Open-Source-Smartphone als "Verbindungsuhr" zu verwenden.
Das ist zwar etwas größer als eine Armbanduhr, passt
aber bequem in die Tasche und ist jedenfalls deutlich
kleiner als irgendein Eigenbau auf Basis von Beaglebone
oder eines anderen SBC. Und es ist schon alles drin,
was Du haben möchtest (GPS, WLAN, GSM/HSPA, ...).

Mit Open-Source-Smartphone meine ich natürlich nicht
Android, sondern "richtig" Open-Source. Wikipedia hat
eine Liste:

http://en.wikipedia.org/wiki/List_of_open-source_mobile_phones

Das einzige, was dabei nicht Open-Source ist, ist die
GSM-Firmware (wie schon erwähnt, hat dies rechtliche Gründe
und lässt sich nicht vermeiden). Wenn Du damit ein Problem
hast, kannst Du die einfach weglassen, kannst dann aber
natürlich keine Mobilfunkverbindungen aufbauen, sondern
bist auf WLAN angewiesen.

Noch ein paar Kommentare:

> Schon das Blocken von Ports benötigt ein entsperrtes Gerät, welches mir
> der Hersteller am liebsten verbieten möchte und gerademal "halblegal"
> ist.

Mir ist kein Hersteller bekannt, der das explizit verbietet.
Natürlich wird es einem mehr oder weniger schwer gemacht
(allein schon deswegen, damit ein unbedarfter Kunden nicht
versehentlich einen Schaden anrichtet und der Hersteller
mit Schadenersatzforderungen überzogen wird), und natürlich
wird in den Anleitungen meistens (aber nicht immer) davor
gewarnt, dass solche Änderungen die Garantie erlöschen
lassen. Aber illegal ist das nicht.

Bei den Nexus-Geräten habe ich sogar den Eindruck, dass
es Google durchaus recht ist, dass es Alternativ-ROMs gibt.
Zum einen vergrößert das ja die Zahl potentieller Kunden,
zum anderen kann Google dort auch "abgucken", auf welche
Features die Leute Wert legen, und dies ggf. in einer
neueren Android-Version selbst impklementieren. Die AppOps
(ab Android 4.3) sind so ein Beispiel; Custom-ROMs hatten
sowas schon vorher.

> > Für die Hersteller ist jedes Update ein gewisser Aufwand,
> > insbesondere wenn sie noch eigene Spezialitäten integrieren
> > (z.B. Sense bei HTC, TouchWiz bei Samsung usw.), was die
> > meisten tun, da sie sich von der Konkurrenz abheben wollen.
>
> Das ist GUI?

Es sind Erweiterungen bzw. Aufsätze für das GUI.

> Wenn meim Gerät unter Linux oder FreeBSD läuft, ist es ja egal, ob ich
> darauf KDE oder Gnome zu laufen habe.

Glaub mir, auf solcher Hardware möchtest Du kein KDE oder
Gnome verwenden, allein schon aus Resourcengründen.

> > Es ist halt immer ein Kompromiss zwischen Bequemlichkeit
> > und Sicherheit. Dass die Facebook-App Zugriff auf die
> > Kontakte hat (ich nehme an, das ist mit Telefonbuch gemeint),
> > hat natürlich für den Anwender einen praktischen Nutzen.
>
> Der Zugriff ist doch derzeit viel zu grobkörnig geregelt. "Zugriff auf den
> Speicher" ist was anderes als "darf im Verzeichnis .facebook lesen
> und schreiben".

Also, die Facebook-App benötigt das Recht "meine Kontakte
lesen", nicht einfach nur "Zugriff auf den Speicher".

Das ist eigentlich nicht zu grobkörnig. Wenn man es noch
feiner aufdröselt, müsste man bei jeder App erst hunderte
von Rechten prüfen. Das wird für "Otto Normalbenutzer" zu
kompliziert. Das Ganze muss ja auch noch benutzbar sein.

Ich persönlich habe es übrigens so gelöst, dass ich Facebook
nicht benutze (ich habe dort keinen Account), und auf meinem
Router habe ich die ASN von Facebook gesperrt.

> Ein erster Schritt zum "Prototyping" wäre vielleicht etwas auf dem
> Raspberry Pi basierend.. Handy-Datenverbindung über USB-Stick,
> Telefon-Funktion? GPS? Gibt es dafür Module, die man einen Computer
> stecken kann?

Gibt es. Zumindest habe ich schon GSM-Module für Arduino
gesehen, daher wüsste ich nicht, wieso es das nicht auch
für andere Hardware geben sollte. Aber wie gesagt: Die
GSM-Firmware ist immer Closed-Source.

> Ein Beispiel:
>
> http://redmine.replicant.us/projects/replicant/wiki/ReplicantStatus
>
> Replicant 4.0
> Device Nexus S Galaxy S ..
> GPS Missing Missing ..
>
> Replicant 2.3
> Device Nexus One Nexus S ..
> GPS Working, but no AGPS Missing Missing ..
>
> So, da ist ein Gerät, wo GPS "halbwegs" läuft.

Naja, GPS ohne AGPS ist in der Praxis relativ unbrauchbar.
Wenn man (so wie ich) das GPS nur alle paar Wochen mal
braucht, dauert es ohne AGPS einige Minuten, bis man einen
Fix bekommt.

> Der Clou ist ja, das alle Geräte dann das nicht brauchen. Und dann kannst
> Du in Zukunft z.B. Deine SMS auf dem Desktop mit ordentlicher Tastatur
> schreiben, wenn Du die vor Dir hast.

Also, ich finde die Tastatur moderner Smartphones schon
relativ brauchbar, im Vergleich zu "normalen" Handys, T9
und so. Und eine SMS hat eh maximal 140 Zeichen; das
geht schon.

Und wenn ich daheim bin, kann ich SMS ohnehin schon auf
dem Desktop tippen, wenn ich will, dank VNC.

> Ich habe "gezwungenermaßen" aus lokalpolitischen Gründen einen
> Facebook-Account, der braucht aber keine Kenntnis über meine Privatfotos
> oder Kontakte etc.

Wenn ich aus beruflichen Gründen Facebook bräuchte (was zum
Glück nicht der Fall ist), würde ich es nur auf dem Firmen-
Handy verwenden, nicht auf dem Privathandy. Wenn man das
strikt trennt, kommt es auch nicht an private Kontakte oder
Fotos heran.

> Ein Kollege hat zum Spaß mal Maus und Tastatur via USB an ein
> Samsung-Smartphone gehängt. Die Maus ging, die Tastatur hatte Macken, evt.
> wegen mangelnder Stromversorgung. Video-Ausgang hatte es auch, wir hatten
> nur nicht das passende Kabel.

Selbstverständlich geht das. Du kannst auch eine Bluetooth-
Tastatur mit einem Android-Handy oder -Tablet benutzen;
mache ich auch ab und zu.

Es gibt ja etliche Android-Geräte, die keine Handies sind,
sondern Notebooks/Netbooks, Medienplayer für TV oder anderes.
Die haben USB-Host-Ports, wo man ganz normale Tastaturen und
andere Geräte anschließen kann, sofern die nicht bereits
eingebaut sind.

> Aber es ist schon nahe dran an meinem Wunsch: ein Allzweck-Computer in der
> Tasche, den ich bei Bedarf auf Desktop-Größe "aufblasen" kann.

Das kann ein Android-Gerät prinzipiell schon. Du kannst an
ein Android-Smartphone Tastatur, Maus, Monitor/TV, Drucker
und andere Geräte anschließen. Ein Android-Smartphone ist
im Grunde genommen ein Allzweck-Computer.

Nur halt kein Open-Source. Aber die meisten Leute sind ja
auch mit Windows, MacOS, iOS usw. zufrieden; das ist auch
alles kein Open-Source. Selbst die meisten Leute, die BSD
oder Linux verwenden, haben auch noch Windows.

Wir sind eine kleine Minderheit.

Gruß
   Olli

-- 
Oliver Fromme,  secnetix GmbH & Co. KG,  Marktplatz 29, 85567 Grafing
Handelsregister:  Amtsgericht Muenchen, HRA 74606, Geschäftsfuehrung:
secnetix Verwaltungsgesellsch. mbH, Handelsreg.: Amtsgericht München,
HRB 125758, Geschäftsführer:  Maik Bachmann,  Olaf Erb,  Ralf Gebhart
FreeBSD-Dienstleistungen/-Produkte + mehr: http://www.secnetix.de/bsd
"File names are infinite in length, where infinity is set to 255 characters."
        -- Peter Collinson, "The Unix File System"
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Received on Tue 17 Sep 2013 - 14:42:27 CEST

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