Re: Nischensysteme (was Re: BeOS)

joerch <helix(at)mayn.de> wrote:
> [Bernd Walter:]
> > Ich mag sysinstall nicht - oftmals installiere ich von Hand.
> > Sysinstall ist in meinem Augen kein Werkzeug für Profis, sondern
> > bereits ein Kompromiss um auch Anfängern eine Installation zu
> > ermöglichen.
> > Schaue dir einfach mal im Vergleich dazu die Installationsroutinen von
> > NetBSd und OpenBSD an.
>
> sysinstall ist gerade fuer anfaenger ein schoener einstieg und
> wer bitte will sich schon den spass nehmen lassen mit editor und
> den ports sein system zu bauen, ich nicht ;)

Früher oder später brauchst Du ohnehin einen Editor (sei es
vi, ee oder sonstwas). Da kann man das auch gleich lernen.
;-)

Aber im Ernst: Das mit Abstand _beste_ Feature von sysin-
stall ist, daß man auf einem jungfräulichen System eine
Shell starten kann, in der man dann disklabel, newfs, tar
usw. benutzen kann (je nach Plattform auch fdisk sowie
boot0cfg).

Alles andere an sysinstall ist der nicht so richtig gelun-
gene Versuch, ein einfach zu bedienendes Text-GUI für An-
fänger zu schreiben, die, wenn sie es ein paarmal benutzt
haben, vi & Co als Erlösung empfinden.

Mal ganz ehrlich: Mir ist heute, nach bald 10 Jahren Free-
BSD, immer noch nicht hundertprozentig klar, wo man in sys-
install Enter und wo Space drücken muß (und wo es egal
ist), wo Tab- und Pfeiltasten funktionieren, und welche Me-
nüs man mit Esc verlassen kann und welche nicht. Das ist
alles furchbar inkonsistent und hat mit Ergonomie nicht
viel am Hut.

Daß das Ding neugeschrieben gehört, ist ja nichts neues ...

> braucht man als "profi" oder "halbprofi" ueberhaupt ein solches
> tool ?!

Naja, mir persönlich genügt es, wenn ich irgendwann einen
Shell-Prompt bekomme und die notwendigen Tools zur Instal-
lation (s.o.) zur Verfügung habe. Ich möchte auch behaup-
ten, daß ich auf diese Weise ein System deutlich schneller
installieren kann als wenn ich mich durch sysinstall-Menüs
»klicken« muß, obwohl ich diese inzwischen nahezu auswendig
kennen müßte.

Es gibt Leute, die behaupten, daß die Installation eines
UNIX-Systems nicht zu einfach gemacht werden darf, damit
diejenigen, die nicht wirklich bereit sind, sich mit dem
UNIX auseinanderzusetzen, sondern die alles vorgekaut haben
wollen, hübsch bei ihrem Windows (oder Linux) bleiben. Mit
anderen Worten: DAUs fernhalten.

Mir gefällt diese elitäre Argumentation nicht, aber wenn
ich mir die Linux-Gemeinde so anschaue, ist da schon etwas
wahres dran. Je einfacher die Linux-Distributionen zu in-
stallieren wurden, desto schlechter wurde der »Rauschab-
stand« in den betreffenden Mailinglisten und Newsgroups.

Vielleicht sollte man bei jeder Release zwei Varianten an-
bieten:

 - FreeBSD "Desktop" -- Mit GUI-Installer, X-Konfigration,
   Desktop-Themes, Office-Paket, halbwegs sichere Default-
   Paketfilter-Konfiguration (nichts rein, alles raus),
   von den Permissions her auf ein Einzelplatzsystem ge-
   trimmt.

 - FreeBSD "Server" -- Die Boot-CD schmeißt einen in eine
   Single-user-Shell. Keine Automatismen, kein Paketfil-
   ter. Vielleicht maximal ein paar Shellskripte, die
   häufige Tätigkeiten zusammenfassen, und eine Strich-
   liste (Textdatei o.ä.), in der drinsteht, was man alles
   tun sollte oder könnte, damit man nichts vergißt.

Nur so eine Idee.

> allerdings, wenns wirklich schnell gehen soll oder muss, dann
> wird von mir persoenlich halt doch mal sysinstall und die packages
> genommen.

Schnell? Ich tippe erheblich schneller »pkg_add -r apache«
als wenn ich sysinstall starte und mich durch ein Dutzend
Menüs klicke.

> aber so soll das doch sein unter unix, fuer jedenfall eine loesung.

Ja, genau -- Für jeden eine Lösung, aber _nicht_ eine Lö-
sung für jeden. »One size fits all« funktioniert bei so
einem komplexen System nicht, und sysinstall ist eigentlich
das beste Beispiel dafür, daß sowas in die Hose geht.

Gruß
   Olli

-- 
Oliver Fromme, secnetix GmbH & Co KG, Oettingenstr. 2, 80538 München
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