Re: Nischensysteme (was Re: BeOS)

From: Ralf Hagen <aranea-diademata(at)gmx.net>
Date: Wed, 11 Dec 2002 12:42:57 +0100

Hallo!

Oliver Fromme schrieb:
> Ralf Hagen <aranea-diademata(at)gmx.net> wrote:
> > Es gibt momentan mindestens vier freie BS auf Unix-Basis, SGI-Freeware,
> > Linux, FreeBSD und OpenBeOS.
>
> Wie ich diesen Satz auch drehe und wende -- ich kann ihm
> nicht zustimmen. :-)
>
> Du hast OpenBSD und NetBSD vergessen. SGI-Freeware kenne

Deshalb sagte ich ja auch "mindestens". ;-)

> ich nicht. (Ist IRIX neuerdings Freewar? Muß ich ver-
> schlafen haben.) Linux ist kein freies Betriebssystem auf

<http://freeware.sgi.com/>
Habe es aber auch nur durch userfriendly und eine google-Suche gefunden.

> UNIX-Basis, sondern ein UNIX-Clone (das ist ein durchaus
> bedeutsamer Unterschied), der sich teilweise sogar explizit
> von UNIX distanziert. Bei OpenBeOS weiß ich es nicht, aber
> es würde mich wundern, wenn es wirklich auf UNIX-Basis ist.

Hm. Können wir uns dann auf "Unix-ähnliche" Systeme einigen?
Die einzelnen FreeBeOS-Wege gehen aber u.a. auch darauf hinaus, BeOS mit
Linux-Kernel und X-Server zu realisieren. IMHO keine gute Idee; ein
neuer Window-Manager (vereinfacht gesagt) unter Linux ist zwar immer was
nettes für lange Winterabende, aber von den Vorteilen von BeOS dürfte da
wenig übrig bleiben.

> > Ich denke, wenn man gewisse Schnittstellen für die drei OpenSource davon
> > definiert, dann ist es nur recht und billig, daß jedes davon sich in
> > seiner Nische breit macht, Linux und FreeBSD als hochstabile BS für den
> > technisch Versierten und den Backend-Bereich, OpenBeOS für den
> > Mulitimedia- und Desktop-Bereich.

> Ich sehe Linux und FreeBSD durchaus auch im Multimedia- und
> Desktop-Bereich. Ich verwende inzwischen ausschließlich
> FreeBSD für sowas (Textverarbeitung, Bildverarbeitung, Au-
> dio, Video usw.), und die Applikationen, die ich dafür ver-
> wende, sind einfach zu bedienen und erfordern keine UNIX-
> Hacker-Kenntnisse. Im Gegenteil, einiges davon würde ich
> als einfacher und ergonomischer als seine Windows-Pendants
> bezeichnen.

Natürlich kann man FreeBSD und Linux auch für Multimedia verwenden (das
Katastrophale Desktop Environment, kurz KDE, macht ja genau das); das
bremst die Sache aber auch sehr weitgehend runter.
Offen gestanden, mich fasziniert die Idee, ein BS zu haben, das keine
Shell mit aufgesetzter Multimedia ist, sondern Multimedia mit
eingebauter Shell.
Ansonsten gebe ich bei FreeBSD und Linux immer noch zu bedenken, daß man
es einfach knicken kann, als Einsteiger diese Systeme einzurichten und
zu betreiben.
Es gibt zwar ganz gute Einsteiger-Bücher ("Jetzt lerne ich...", einer
der wenigen einsamen Geniestreiche des M&T-Verlags, zumindest, was SuSE
anbetrifft); aber man rennt in FreeBSD, aber auch in Linux, immer wieder
in Probleme, für die man als Einsteiger jemanden braucht, der sich damit
auskennt.

FRAGE: An Doze halten mich im Moment vor allem zwei Dinge fest: IOCR
(Abbyy FineReader) und Privatbuchhaltung (Quicken). Kennt jemand
Produkte mit ähnlichem Funktionsumfang für BSD/Linux?

> > Für Programmierer sind alle drei wohl gleichermaßen interessant.
> Für einen eingefleischten Programmierer ist das Betriebs-
> system sowieso egal. Da kann jede Herausforderunf interes-
> sant sein. :-)

...abgesehen davon, natürlich! ;-)

> > Aber meine Argumentation für BeOS ist nicht "Ich bin technisch
> > Uninteressiert und will nix mit FreeBSD und Linux zu tun haben", sondern
> > "Ich hätte gerne ein OpenSource-BS, mit dem *unter anderem* auch
> > technisch uninteressierte mit "Rechner-Führerscheinwissen" zurecht kommen".

> Das trifft auf ein entsprechend aufgesetztes Linux oder BSD
> ebensogut zu.

Hm... sehe ich nicht so ganz, spätestens, wenn ich "Installation" und
"einfaches Troubleshooting" dazu setze.

> > Also auch ein System, was man guten Gewissens in einem großen vernetzten
> > System mit Nichttechnikern am Frontend (wie Politiker im Bundestag) als
> > Desktop-System nehmen kann.
> Da würde ich bedenkenlos FreeBSD für einsetzen. Sofort.

Kommt wohl auch auf das Netzwerk an, und wieviel man als Admin an den
Clients machen darf.

> > > > Dann ist da natürlich noch das "Problem" des angenehmen, ergonomischen
> > > > Aussehens und der Bedienerfreundlichkeit. In Linux verwende ich fvwm2
> > > > und WindowMaker, die sind wieder für Fortgeschrittene. KDE und Gnome und
> > > > wie sie alle heißen sind für mich einfach indiskutabel weil unnötig
> > > > ressourcenfressend.

> Du wirst lachen, aber ich halte auch WindowMaker für ziem-
> lich ressourcenfressend. Ernsthaft.

"Ressourcenfressend" hat bei mir eine neue Dimension erhalten, als ich
aus Versehen mal KDE auf einem Dienst- Pentium 75 mit 32MB RAM
installiert habe. ;)
(Und damals hat man OS/2 für ressourcenintensiv gehalten! Mein gutes,
armes, altes OS/2 <Gott hab' es selig!>)

Wie gesagt, mein Lieblingssystem ist auch fvwm2. Wobei da der "Reiz des
Entdeckens" bei mir noch zutrifft, ich habe die Doku und die
Konfigurationsdateien noch nicht ganz durch.
(Hat schon jemand eine Tastaturkombination rausgefunden, mit dem fvwm
Kaffee machen kann?)

> > Abgesehen davon hat IMHO ein System, das mit guten Multimediakomponenten
> > genausoschnell bootet, wie KDE unter Linux hochfährt, auch seinen Reiz.

> Das Argument der Boot-Geschwindigkeit habe ich noch nie
> verstanden. Es spielt doch keine entscheidende Rolle, ob
> ein PC zum Booten nun 30 oder 40 Sekunden braucht.

Die Boot-Geschwindigkeit war hier als Beispiel für den gesamten
Geschwindigkeitsunterschied gedacht.

Übrigens: manchmal IST die Boot-Geschwindigkeit ein Faktor.
Besagter Dienst-Pentium zur KDE-Zeit (eigentlich hypothetisch, sobald
ich den Fehler bemerkt habe, habe ich KDE wieder runtergeworfen und fvwm
und icewm installiert): Morgens in die Dienststelle kommen...Flüchtiges
"Guten Morgen"...Rechner einschalten...ausgedehntes "Guten
Morgen"...Kaffee trinken...Spazieren gehen...kurzer Schwatz mit dem
Kollegen...an den Rechner zurückkehren und die letzten Minuten des
Bootvorgangs bestaunen.

Yours
   Ralf

-- 
Diese Nachricht wurde per EDV erstellt und wäre somit auch mit 
Unterschrift ungültig.
To Unsubscribe: send mail to majordomo(at)de.FreeBSD.org
with "unsubscribe de-bsd-chat" in the body of the message
Received on Wed 11 Dec 2002 - 12:45:48 CET

search this site