Re: Umstellung auf UEFI

From: Oliver Fromme <oliver(at)fromme.com>
Date: Fri, 2 Nov 2018 10:12:54 +0100 (CET)

Hi Marc,

Marc Santhoff wrote:
> ein Rechner mit "legacy"-BIOS wird jetzt gegen einen mit UEFI getauscht. Ich
> mach das zum ersten mal so, also bitte geduldig bleiben. ;)
>
> Die manpage uefi(8) sagt, es würde "bootstrap code" von einer EFI System
> Partition (ESP) geladen. Und es gebe natürlich angepaßte bootloader.
>
> Muß ich zwingend die ESP anlegen oder reicht es, wie bisher den passenden Boot
> Loader auf die Platte zu schreiben?
>
> Die Platte hat eine MBR-Aufteilung (slices) und soll möglichst so bleiben. Im
> Moment sieht dass für mich aber so aus, als müßte ich auf GPT Partitionsschema
> umstellen und eben zusätzlich die ESP anlegen?

Du hast im Prinzip zwei Möglichkeiten.

ERSTENS. Du aktivierst im BIOS-Setup das "CSM" (Compatilibity
Support Module). Dadurch kann ein Boot-Vorgang wie bei einem
herkömmlichen BIOS durchgeführt werden. Vorteil: Du kannst
Deine alte Platte einfach einstöpseln und musst nicht neu
partitionieren. Nachteil: Ist nicht besonders zukunftssicher;
es gibt jetzt bereits PCs (vor allem im Business-Bereich), die
kein CSM mehr haben, und der Trend ist klar. Der nächste PC
wird dann vermutlich kein CSM mehr haben, d.h. die Umstellung
hast Du nur aufgeschoben. Ein weiterer (möglicher) Nachteil
ist, dass es immer mehr Hardware-Funktionen gibt, die nur im
UEFI-Boot-Modus unterstützt werden; typische Beispiele sind
NVMe-RAID und NV-DIMMs (für FreeBSD weniger relevant).

Die Einstellung im BIOS kann übrigens auch ihre Tücken haben.
Meistens steht dort nicht "CSM", sondern etwas verschwurbeltes
wie "legacy boot support" oder ähnliches, manchmal versteckt
es sich auch hinter "Windows 7 compatibility". Manche UEFI-
BIOSe aktivieren das CSM auch automatisch, wenn sie einen
bootfähigen Datenträger mit "klassischem" Bootblock finden.

WICHTIG: Falls "Secure Boot" eingeschaltet ist, muss man dies
zunächst ausschalten, da es mit dem CSM inkompatibel ist.
FreeBSD unterstützt momentan noch kein "Secure Boot", daher
muss man es ohnehin ausschalten. (Es soll angeblich möglich
sein, FreeBSD unter Secure Boot mit Hilfe von Shim + Grub zu
booten, aber ich habe dazu keine verlässlichen Infos und kann
mir eigentlich nicht vorstellen, dass das geht.)

ZWEITENS. Du wechselst von MBR zu GPT, legst dabei die ESP
an (EFI System Partition) mit dem EFI-Bootloader darin, und
schaltest im BIOS das CSM aus. Dann bist Du zukunftssicher
und kannst alle Vorteile von UEFI und GPT nutzen.

Eine recht brauchbare Übersicht findest Du hier:
http://www.wonkity.com/~wblock/docs/html/disksetup.html
Es gibt auch eine Wiki-Seite:
https://wiki.freebsd.org/UEFI
Beide sind nicht ganz aktuell, aber die wesentlichen Sachen
sind noch gültig.

Ich persönlich weine MBR und BSD-Disklabel keine Träne nach;
das Herumgebastel mit Primären/Sekundären Partitionen und
Slices (und die damit einhergehende Begriffsverwirrung) fand
ich schon immer schrecklich. Ich hatte daher GPT schon lange
vor UEFI benutzt (das eine setzt ja das andere nicht zwingend
voraus).

Übrigens: Wenn man nicht sicher ist, ob nun per CSM oder
"native" UEFI gebootet wurde, kann man das wie folgt heraus-
finden (als root):
# kldload efirt
# efibootmgr -v
Falls dann eine Fehlermeldung kommt, dass die UEFI-Variablen
nicht gelesen weren können o.ä., dann wurde per CSM gebootet,
was ja – wie gesagt – einige BIOSe automatisch und unbemerkt
machen, wenn sie ein bootfähiges Gerät mit altem Bootblock
finden (selbst, wenn es auch eine ESP gibt). Es gibt daher
Situationen, in denen nicht auf Anhieb klar ist, auf welche
der beiden Weisen gebootet wurde. Dann hilft obiges Kommando.

Falls Du noch Fragen hast, kannst Du sie hier gerne stellen.

Gruß
 ― Olli

-- 
Oliver Fromme, München   --   FreeBSD + DragonFly BSD
``We are all but compressed light'' - Albert Einstein
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Received on Fri 02 Nov 2018 - 10:13:00 CET

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