Re: darum Unix

From: Polytropon <freebsd(at)edvax.de>
Date: Tue, 24 Jan 2017 08:42:38 +0100

On Mon, 23 Jan 2017 20:52:32 +0100, Heino Tiedemann wrote:
> Hallo,
>
> Ich möchte mal eine Lanze Brechen. Und zwar FÜR dieses System.
> Trotz meines gelegentlichen Gemeckers. :)

Ich darf ein wenig Senft dazugeben. :-)

> Ich habe mein FreeBSD ca 1,5-2 Jahre nicht gewartet: 10.1 RELEASE -
> und auch die installierte Software ist so lange nicht erneuert
> worden. Meine Lebenssituation war halt so. Keinen Kopf dafür.

Erschreckenderweise sagt mein Heim-PC:

        FreeBSD i386 8.2-STABLE #1: Wed Aug 24 10:25:44 CEST 2011

Noch furchtbarer ist, daß hier alles (!) noch funktioniert, vom
Webbrowser über die Multimedia-Tools bis hin zu den Spielen. Da
frage ich mich als einfach gestrickter Mensch: Warum ist das so?
Was mache ich falsch? (Antwort: Alles.) ;-)

> Ich habe mich oft über diese kackblöden kompiler orgien aufgeregt (Oft
> passten die bereitgestellten Binärpakete nicht zu meinem System).

Für mich war das Selbst-Compilieren immer dann nötig, wenn die
voreingestellten Port-Optionen nicht meinen Vorstellungen ent-
sprachen, z. B. daß alles mögliche HAL und DBUS wollte, daß bei
mplayer haufenweise Codecs fehlten, daß es kein deutschsprachiges
OpenOffice gab usw., aber mittlerweile sind die meisten
Voreinstellungen der Ports so, daß man sie ertragen kann und auch
die Ports _miteinander_ gut funktionieren.

> Und ja, ich weiss auch nicht alles, was so möglich ist. Seit FreeBSD
> 5.2 hat sich was getan. pkg ist mächtig, ich kenne es aber kaum. Ich
> bin User, kein Maintainer, kein Developer.

Und genau da ist pkg meiner Ansicht nach ein großer Fortschritt.
Das Installieren und das Updaten von Ports ist wirklich sehr
einfach - und schnell, im Vergleich zum Updaten aus Quellen.

> Ich wollte kein Risiko eingehen das eine Software nicht mehr geht,
> oder ein Base-Update mich dazu treibt, das alle installierten Pakete
> neu gebaut werden müssen.

Oder daß eine erneuerte Software schlechter ist als die alte.
Ja, das gibt es auch, z. B. ist xzgv-0.8_9 die letzte brauchbare
Version des Bildbetrachters, die Folgeversionen sind furchtbar.
Und wenn ich dann Sachen lese wie "nach Aktualisierung von X
geht mein Bildschirm aus" oder "nach Aktualisierung kein Sound
mehr im Browser", dann kann ich diesen Standpunkt vollkommen
verstehen. Manchmal hat man sich so an ein bestimmtes Programm
gewöhnt, weil es eben so gut für einen funktioniert; für mich
ist das z. B. Opera, wo die Nachfolgeversionen und die Alterna-
tiven irgendwie nicht mehr so richtig mithalten können...

> Und ich muss sagen: das macht er! Ich musste zweimal nachdenken: zu
> den Weihnachts- u Silvesterfeiertagen 2015/2016 und ein Jahr Später:
> 2016/2017: 'wie fährt man ein FreeBSD herunter?' :D

Man drückt auf den Knopf am Rechner. Nein wirklich, es ist so
einfach! :-)

> Ja, es ist wahr: ein einmal eingerichtetes UNIX läuft ewig. Auch mit
> 'veralteter' Software

Das kann ich bestätigen, siehe oben.

> Ich war niemals im Nachteil mit der installierten Software. Trotz
> ihres Alters.

Das sehe ich auch so. Ich kann z. B. immer noch "alles" machen,
und es läuft sauschnell, verglichen mit Kunden, die 'nen PC haben,
der meinen Aldi-Billig-Kaputt-PC locker in die Tasche steckt, und
wo alle Software super "toll" und neu ist - und die müssen nach
dem Einschalten erstmal 5 - 10 Minuten warten, und dann schlääääppt
sich alles hin, ob das nun Bürosoftware ist, Webbrowser oder eine
popelige Multimedia-Wiedergabe. Klar, das trifft vor allem auf
Leute zu, die unter "Windows" leiden, aber mit der ganzen Ver-
komplizierung in der Softwarewelt habe ich immer die Befürchtung,
daß FreeBSD da nicht immun ist (Stichwort "das HAL-Leiden")...

> Aber nun ist meine Krise zuende. FreeBSD darf sich jetzt refreshen :)

Ich werde irgendwann auf einen neuen Rechner umsteigen, wobei das
hier installierte System mit "eingemottet" (Reservesystem) wird,
also keine Erneuerung, eher ein Neuanfang mit neuer Software und
neuer Hardware. An vielen anderen Orten habe ich das schon gemacht,
so daß es "eher wenig überraschend" zu Hause ablaufen wird, aber
sicher kennst Du auch: never touch a running system, sowie die
Denkweise: install once, then keep using. Und komischweise kann
man sowas mit FreeBSD machen, weil da kein Hersteller ist, der
sagt: So, "Ihr" Computer ist jetzt zu alt, den schalten wir ab,
ach, und Ihren Drucker können Sie auch wegschmeißen, weil wir
den nicht mehr unterstützen.

So, das war jetzt ein wenig morgentlicher Sempf. :-)

-- 
Polytropon
Magdeburg, Germany
Happy FreeBSD user since 4.0
Andra moi ennepe, Mousa, ...
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Received on Tue 24 Jan 2017 - 08:42:42 CET

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