Re: Hosting

From: Bernd Walter <ticso(at)cicely7.cicely.de>
Date: Tue, 27 May 2008 20:04:08 +0200

On Tue, May 27, 2008 at 06:12:34PM +0200, Markus wrote:
> On Tue, 27 May 2008 17:44:10 +0200
> Bernd Walter <ticso(at)cicely7.cicely.de> wrote:
>
> > 15 EUR/Monat an Traffickosten sind auch nicht ohne.
>
> Naja, bei 3-7 EUR je Mbit/s... eigentlich laecherliche Summen. Ist ja
> nicht mehr weit weg von 0 EUR. 1000 GB-Angebote gab es schon vor Jahren,
> wo das Mbit/s noch 20 oder mehr EUR gekostet hat. Und damals hat es auch
> funktioniert.
>
>
> > Mal abgesehen davon muss ein seriöser ISP Banbreite einkaufen, um die
> > Spitzenlast mit Reserve abzuwickeln - nicht um seine Leitungen 24/7
> > auszureizen.
>
> Das haengt davon ab, wie der ISP operiert. Ein ISP in der Groesse von IP
> E*change verfuegt wahrscheinlich ueber andere Moeglichkeiten, als
> lediglich "Bandbreite" einzukaufen. Als Beispiel sei eine gekaufte oder
> gemietete (zu einem monatlichen Fixpreis) Glasfaser genannt, die er z.B.
> mittels WDM-Equipment zu monatlich gleichbleibenden Kosten mit fast
> beliebigen Bandbreiten belichten kann. Die einmaligen Kosten fuer das
> Equipment bzw. weitere Module fuer eine weitere Wellenlaenge sind zu
> vernachlaessigen. Und was Traffic z.B. an den Exchanges angeht: z.B.
> beim DE-CIX kostet ein weiterer 10GE-Port monatlich nur 1100 EUR, was
> rein rechnerisch einen Mbit/s-Preis von 0,11 EUR ergibt. Selbst, wenn er
> 5 Gbit/s als Reserve vorhaelt, sind das nur 0,22 EUR je Mbit/s.

Das ist eine Milchmädchenrechnung.
Zum einen ist der Traffic nicht alles DE-CIX.
Z.B. die DTAG ist dort nicht vertreten, die mit Ihrem ADSL Kundenkreis
ja nicht unbedeutend am innerdeutschen Traffic beteiligt ist.
Und zum anderen lässt sich das nicht einfach in Mbit/s aufteilen.
Es gibt Peaklasten, die zu versorgen sind und die liegen bei vielen
Servern heutzutage weit über ein MBit/s.
Natürlich ist das Volumen noch weniger eine Größe, die die
Entstehungskosten beeinflussen.
Mache dir mal den Spaß und rechne mal einen Hochtraffic-Kunden ganz
konkret aus.
Du wirst feststellen, dass einer, der innerdeutschen Traffic macht
in der Regel das sehr stark konzentriert benutzt, also auch hohe
Bandbreite braucht.
Und du wirst feststellen, dass du möglicherweise auch wirklich nicht
mehr viel an dem Kunden verdienst.
Mitunter stellt sich natürlich die Frage, ob du einen Kunden behältst,
an dem du rechnerisch Miese machst, aber der dir gerade Überkapazitäten
abnimmt, die du ohnehin einkaufen musst.

> > Klar Mischkalkulation, wenn ich an einem konkreten Kunden Miese mache,
> > dann kann ich das mit anderen Kompensieren - aber warum sollte ich,
> > wenn ich dem Kunden einfach kündigen kann?
>
> Wenn wir nur von Traffic, und nicht von Strom oder anderen
> Kostenfaktoren sprechen: wer sagt denn, dass der Anbieter miese macht.
> Als Beispiel sei folgendes genannt: Anbieter kauft bei einem Upstream
> via 95%tile-Abrechnungsmethode ein. Er hat einige (zehn)tausende
> DSL-Kunden die viel eingehenden Traffic (z.B. 1000 Mbit/s) durch
> Downloads aus dem Internet verursachen. Aufgrund der vereinbarten
> Abrechnungsmethode mit dem Upstream ist der aus(!)gehende Traffic
> praktisch kostenlos. Der Anbieter kann jetzt also bis zu 1000 Mbit/s an
> seine Colocation- und Dedicated Server-Kunden verjubeln, die primaer
> ausgehenden Traffic haben, ohne dafuer Mehrkosten zu haben.

Das setzt voraus, dass seine DSL Kunden auf den Servern seiner Kunden
surfen.
Dadurch kannst du die Zahlen nicht einfach gegenrechnen, ohne den
Anteil zu berücksichtigen.
Natürlich habe ich beim Einkauf einem ISP gegenüber auch ganz andere
Argumente, wenn ich ihm glaubhaft machen kann, dass ich nur billiges
Volumen benötige, also z.B. 99% auf seine DE-CIX Anbindung abfällt.
Mit so einem Bedarf versuche ich ganz klar einen anderen Preis zu
erzielen, als wenn ich gemischten Traffic benötige.

> > Was da mit derartigen Volumen abläuft ist oft nichts weiter als
> > leeres Werbegeschwätz.
>
> Frueher wohl in den meisten Faellen ja, inzwischen jedoch kaum noch. Die
> Masse macht es. Viele (High-Traffic-)Kunden, mehr Traffic, hoehere
> commitments, dementsprechend guenstigerer Einkaufspreise, und demzufolge
> fuer den Kunden mehr Traffic inklusive. Im Grunde ist es immer dasselbe:
> vor Jahren hat man sich aufgeregt, wenn das Mbit/s ploetzlich nicht mehr
> 200 EUR, sondern nur noch 150 EUR gekostet hat. Heute sind es eben 15
> und 5 EUR. Ggf. bald 0,80 und 0,20 EUR. Und immer so weiter. Ganz
> normal.

Es ist eine Tatsache, dass selbst große Anbieter immer noch Kündigungen
aussprechen, wenn das großzügig angebotene Volumen genutzt wird.
Ich will jetzt auch keine Namen nennen, aber mir sind da durchaus
aktuelle Fälle populärer Anbieter bekannt.
Das machen die bestimmt nicht, weil die am Kunden noch was verdienen.
Abgesehen davon braucht der Normaluser nicht annähernd so viel Volumen.
Von daher kann es den meisten egal sein, ob nun 100G oder 1000G
inklusive sind.
Zweifelsfrei haben die großen andere Einkaufskonditionen und können
die Last auch besser mitteln, als ein kleiner Anbieter.
Aber letzlich kochen die auch nur mit Wasser.

-- 
B.Walter <bernd@bwct.de> http://www.bwct.de
Modbus/TCP Ethernet I/O Baugruppen, ARM basierte FreeBSD Rechner uvm.
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Received on Tue 27 May 2008 - 20:04:22 CEST

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