Re: zwei kurze fragen

From: Wolfram Stefanski <wolfram.stefanski(at)gmx.net>
Date: Fri, 08 Jun 2007 12:26:24 +0200

Ok, das leuchtet ein und ich werde mich dran halten ;-)
finde es übrigens sehr nett und toll eine so lange Erläuterung zu bekommen,
was natürlich mit Zeit verbunden ist... vielen Dank, ich weiß das zu
schätzen :-)
Gruß,
Wolfram

Oliver Fromme schrieb:
> Wolfram Stefanski wrote:
> > ahh da hab ich doch noch was... warum (@ Stefan Held) soll
> > man *BSD und Linux nicht in einem Atemzug nennen?
> > Weil es sich um ein UNiX handelt und kein Linux - wo bei
> > das doch auch eine Art von Unix ist, oder?
>
> Über diese Themen kann man ganze Bücher schreiben. :-)
>
> Naturgemäß herrscht zwischen den verschiedenen Betriebs-
> systemen eine gewisse Rivalität, mal mehr, mal weniger.
> Bei Windows ist es ja ganz ähnlich: früher stand es in
> Konkurrenz zu OS/2, heute zu MacOS. Bei den BSDs, Linux
> und anderen UNIX-Varianten und -Derivaten ist es ganz
> ähnlich. Es ist ja nur natürlich, das jemand, der auf
> sein eigenes System schwört, dies nicht gerne in einem
> Atemzug mit der »Konkurrenz« genannt haben möchte, die
> man natürlich für viel schlechter hält. Das ist genauso
> wie beim Lieblingseditor, der Lieblings-Shell usw.
>
> Manche BSDler (zum Glück nicht alle) reagieren besonders
> empfindlich, wenn sie mit Linux auf eine Stufe gestellt
> werden oder gar versehentlich mit einer Linux-Distribution
> verwechselt werden. Ein Psychologe würde es vielleicht
> als eine Art Kompensationsverhalten bezeichnen und ein
> geringes Selbstbewusstsein attestieren, was möglicherweise
> nicht ganz von der Hand zu weisen ist, da in der Presse
> häufig nur von Linux zu lesen ist, die BSDs aber unter-
> schlagen werden. Schon ein Titel wie »Xorg, die graphi-
> sche Oberfläche von Linux« oder »Das Linux-Paket Open-
> Office« bringen manche BSDler zur Weißglut, da beides
> selbstverständlich ebensogut auch unter (Free)BSD läuft,
> und sogar unter ganz anderen UNIX-Systemen, wie weder mit
> Linux noch mit BSD zu tun haben.
>
> Auf der anderen Seite muss man sehen, dass alle OpenSource-
> Projekte voneinander profitieren und sich gegenseitig
> »befruchten«, wie mal jemand sehr schön geschrieben hat.
> Das fängt beim Übernehmen von Ideen und Konzepten an, über
> das Abgucken von Implementationen (so manchen BSD-Treiber
> würde es ohne den entsprechenden Linux-Treiber nicht geben,
> trotz unterschiedlicher Code-Basis) bis hin zum gemeinsam
> gepflegten Code in gewissen Bereichen. Auch bei vielen
> Anwendungsprogrammierern (leider nicht allen) muss man
> löblich erwähnen, dass sie bemüht sind, dass ihre Software
> sowohl unter Linux als auch BSD einwandfrei funktioniert.
>
> Realistischerweise muss man auch zugeben, dass nicht jedes
> Betriebssytem für jede erdenkliche Anwendung 100% perfekt
> geeignet ist. Jedes hat gewisse Stärken und Schwächen,
> auch wenn manche Leute da gerne mal ihre Scheuklappen auf-
> setzen und den einen oder anderen Punkt einfach verdrängen
> oder als »irrelevant« deklarieren, nur weil es sie selbst
> vielleicht nicht interessiert. Aber jeder hat nunmal
> andere Ansichten und Prioritäten.
>
> Die korrekte Schreibweise von »UNIX« ist übrigens mit
> Großbuchstaben, alles andere ist falsch (und wird, wenn
> es im kommerziellen Kontext verwendet wird, vom Inhaber
> des Warenzeichens rechtlich verfolgt). Eine Mehrzahl
> von »UNIX« an sich gibt es nicht, man kann aber »UNIX-
> Systeme« schreiben.
>
> Übrigens auch oft ein Streitpunkt: Was ist ein »UNIX«?
> Strikt genommen ist weder BSD noch Linux eines, denn es
> darf sich nur ein System so bezeichnen, das einen (teuren)
> Zertifizierungstest der OpenGroup (Inhaber des Warenzei-
> chens) über sich ergehen liess. Das ist für OpenSource-
> Systeme meistens indiskutabel.
>
> Fakt ist aber, dass die OpenSource-BSDs vom klassischen
> BSD-UNIX der UCB (University of California, Berkeley) ab-
> stammen, daher liest man häufig, dass es sich um »UNIX-
> Derivate« handelt. Linux dagegen ist eine eigenständige
> Entwicklung, die historisch nichts mit UNIX zu tun hat,
> allerdings zum Ziel hat, eine gewisse Kompatibilität mit
> anderen UNIX-Systemen zu wahren. Daher liest man hier
> häufig, dass Linux ein »UNIX-kompatibles System« sei,
> manchmal ist auch von »UNIX-Clone« die Rede.
>
> Echte UNIX-Systeme findet man eigentlich nur im kommer-
> ziellen Bereich: Solaris/SunOS von Sun, AIX von IBM,
> IRIX von SGI, HP-UX von HP, OSF a.k.a. DU a.k.a. Tru64
> (ehemals von DEC; gibt's leider nicht mehr) und ein
> paar andere.
>
> Gruß
> Olli
>
>

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Received on Fri 08 Jun 2007 - 12:29:50 CEST

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