Re: Erfahrungsbericht: Devolo/MicroLink dLAN-Adpater (HomePlug)

From: Oliver Fromme <olli(at)lurza.secnetix.de>
Date: Thu, 27 Oct 2005 15:59:16 +0200 (CEST)

Bernd Walter <ticso(at)cicely12.cicely.de> wrote:
> On Thu, Oct 27, 2005 at 12:02:38PM +0200, Oliver Fromme wrote:
> > Die Kaufentscheidung hatte für mich diverse Gründe:
> > 1. Fliegende Verkabelung wollte ich (und meine Freundin)
> > nicht haben, weil's einfach sch*** aussieht, als Stol-
> > perfalle und Staubfänger fungiert, beim Absaugen nervt
> > usw. Auch Kabelkanäle o.ä. an die Wände zu tackern ist
> > doof und stört optisch in einer frisch renovierten
> > Wohnung.
>
> Ich höhre das Argument in letzter Zeit sehr oft.
> Mir ist unverständlich, wie Leute aus unserer Branche vergessen
> können bei einer Renovierung gleich das Cat-5 in die Wand zu legen.

Wohnst Du zur Miete? Hat sich Dein Vermieter einverstanden
erklärt, daß Du die Wände aufstemmen lassen darfst? Das
ist nämlich eine bauliche Maßnahme bzw. Veränderung, zu der
ein Mieter _nicht_ grundsätzlich berechtigt ist. Darüber-
hinaus kann der Vermieter -- wenn er denn zustimmt -- ver-
langen, daß man beim Auszug den ursprünglichen Zustand wie-
der herstellt.

Von den immensen Kosten und dem (Zeit-)Aufwand einer sol-
chen Aktion mal ganz abgesehen.

> > 2. Löcher durch 30 cm Stahlbeton bohren ist nicht spaßig.
>
> Äh - doch, seit ordendliche Bohrhammer bezahlbar geworden sind ist
> das sehr wohl spaßig.

Ich habe mir einen von einem Bekannten geliehen, um zwi-
schen Serverraum (Abstellkammer) und meinem Arbeitszimmer
ein Loch zu bohren. Ich kenne Deinen Stahlbeton nicht,
aber meiner hat mich dazu veranlaßt, von weiteren solchen
Aktionen Abstand zu nehmen.

> Ebenso das Kabel in die Wand versenken.

Mietwohnung. Nada. Siehe oben.

> > Außerdem möchte ich in einer Mietwohnung so wenig Scha-
> > den wie möglich anrichten. ;-)
>
> Nun ja, das mag je nach Situation ein Argument sein.

Die Rechtslage und die finanzielle Lage sprechen dagegen.

Im eigenen Haus kann man natürlich tun und lassen, was man
will (naja, fast), sofern man bereit ist, die Kosten dafür
zu tragen, aber wenn man zur Miete wohnt, gibt es schon
gewisse Einschränkungen.

> > Also habe ich diese »dLAN«-Teile gekauft, die Netzwerkdaten
> > über die vorhandenen Stromleitungen übertragen. Es sind
> > kleine Kästchen (etwa so groß wie Steckernetzteile), die
> > man direkt in eine Steckdose steckt, und auf der anderen
> > Seite ist eine Ethernet-Buchse. Über sechs LEDs wird der
> > Verbindungsstatus auf dLAN- und Ethernet-Seite angezeigt.
> > Netzwerktechnisch verhalten sie sich wie eine Ethernet-
> > Bridge, d.h. jeder Adapter hat eine Mac-Adresse (aber keine
> > IP-Adresse). dLAN-seitig wird DESpro als Verschlüsselung
> > eingesetzt (transparent).
>
> Aha - eine eigene Mac, d.h. die machen auch eine Loop-detection?
> Ansonsten dürften die ja ohne auskommen.

Haben Ethernet-Bridges nicht grundsätzlich eine MAC? Ich
habe jedenfalls noch kein solche ohne MAC gesehen. Sonst
wär's ja nur eine Art Hub.

Wie dem auch sei, die MAC wird auch vom Konfigurations-Tool
verwendet, um die Adapter auseinanderzuhalten (in Verbin-
dung mit einem Identifier, der jeweils auf der Unterseite
aufgedruckt ist) und ihnen Keys für die Verschlüsselung zu-
zuweisen. Desweiteren gibt es ein Info-Tool, das alle im
Netz gefundenen Adapter mit den aktuellen (Brutto-)Daten-
raten anzeigt, auch hierbei werden die MAC-Adressen zur
Identifizierung verwendet.

> > Erste positive Punkte, die mir auffielen: Die RJ45-Buchse
> > hat Auto-MDI/X, d.h. man braucht keine Cross-over-Kabel und
> > kann beliebig Endgeräte, Switches usw. anschließen. Zwei-
> > tens verbrauchen die Adapter im Betrieb (unter Last) nur
> > 4 Watt. Schaltet man den Rechner aus, gehen sie nach 5 Mi-
> > nuten automatisch in Stand-by und verbrauchen dann nur noch
> > die Hälfte.
>
> Das erscheint mir auch wenig, im Vergleich zu einem Kabel ist
> das aber denoch reichlich.

Im Vergleich zu den Materialkosten sind die Stromkosten
aber vernachlässigbar gering. Cat5-Kabel, Kabelkanäle,
Arbeitsaufwand für's Verlegen usw. dürfte erheblich mehr
sein.

> > Nun zum interessanten Punkt: die Datenraten. Es war sehr
> > spannend, Verbindungen an diversen Steckdosen auszuprobie-
> > ren. Teilweise mit überraschenden Resultaten: Selbst wenn
> > man einen Adapter von einer Steckdose zu einer anderen um-
> > steckt, die im selben Raum nur 2 m entfernt ist, kann dies
> > einen großen Unterschied ausmachen -- offenbar sind die
> > Stromleitungen in meiner Wohnung nicht unbedingt so ver-
> > legt, wie ich es erwarten würde ... Die Stromverkabelung
> > ist nicht mehr ganz jung und vermutlich auch nicht gerade
> > VDE-konform, und es scheint einige »Umwege« in den Wänden
> > zu geben. Anders lassen sich meine Messungen nicht erklä-
> > ren.
>
> Steckdosen können bisweilen schon mal von der Gegenüberliegenden
> Wand versorgt werden - oft hat man Gegenüber dann auch eine
> Steckdose.

Ja, so einen Fall gibt's es bei mir auch -- sehr vorteil-
haft, da ich durch das bereits vorhandene Loch problemlos
ein weiteres Kabel durchlegen konnte.

> Bei älteren Anlagen sind bisweilen auch die Schraubklemmen nicht
> mehr fest - macht Sinn die anzuziehen, wenn man eh gerade mal
> dran kommt.

Und wenn man gerade einen Elektriker zur Hand hat, denn
wenn man selbst an der Elektroinstallation herumbastelt,
erlischt der Versicherungsschutz im Falle eines Unfalls,
Brandes o.ä. (Ist natürlich auch eine Frage der Nachweis-
barkeit, aber Versicherungen kommen da auf die interessan-
testen Ideen, besonders wenn es um hohe Schadenssummen
geht.)

> > Es lohnt sich also, mehrere Steckdosen in einem Raum auszu-
> > probieren, und evtl. lieber eine etwas weiter entfernte
> > Dose zu nehmen und dafür ein etwas längeres Netzwerkkabel
> > zu verwenden, wenn möglich.
>
> Tja, ohne langem Kabel ist wohl doch nicht immer sinnvoll.

Man muß halt abwägen, ob (z.B.) 40 statt 30 MBit/s es wert
sind, zwei oder drei Meter Kabel zusätzlich herumliegen zu
haben. Vielleicht kann man's ja hinter einem Schrank ver-
schwinden lassen (bei mir ist das hinter dem Kleiderschrank
im Schlafzimmer der Fall), oder vielleicht kann man's unter
einer Fußbodenleiste verstecken oder was auch immer. Oder
man verzichtet halt auf ein paar MBit. Es kommt halt immer
auf die Umstände an.

Auf jeden Fall ist das nicht damit vergleichbar, eine Ver-
kabelung quer durch die Wohnung zu ziehen.

> > Ich nehme an, daß man mit etwas Tuning noch meßbar mehr
> > herausholen kann, insbesondere mit den Einstellungen, die
> > in der tuning(7)-manpage unter Verbindungen mit »high
> > bandwidth*delay product« aufgeführt sind. Mit den dLAN-
> > Adaptern liegen die RTT-Zeiten nämlich ein bis zwei Zehner-
> > potenzen über denen einer direkten Ethernet-Verbindung; bei
> > »günstigen« Steckdosen 1 bis 3 ms, im worst-case habe ich
> > bis zu 20 ms gemessen. Ich werde gelegentlich mal mit den
> > entsprechenden sysctls (sendspace, recvspace, inflight_*)
> > experimentieren.
>
> Bei 3ms sollte das nicht so viel ausmachen, die Werte sind ja
> schließlich für Internetverbindungen vorkonfiguriert.

Die Default-Werte sind für kleinere "Bandbreite * RTT"-
Produkte vorkonfiguriert -- das trifft in der Tat auf typi-
sche Heim-Internetverbindungen zu (geringe Bandbreite),
aber auch auf normale LAN-Verbindungen (geringe RTT).
Im Fall von dLAN ist aber sowohl die RTT (deutlich) größer
als bei LAN-Verbindungen, als auch die Bandbreite größer
als bei Internet-Verbindungen -- d.h. das Produkt ist
größer.

Wieviel es tatsächlich ausmacht, weiß ich nicht. Viel-
leicht hast Du recht und es macht nicht so viel aus, aber
ich werde es auf jeden Fall ausprobieren.

> Bei 20ms brauchst du bei der Bandbreite aber in der Tat mehr
> recvspace - so an die 120k.

Ja, wobei erschwerend hinzukommt, daß mein Server nur ein
1 GHz Nehemiah ist (aus Stromspargründen).

> Das Problem war aber, dass es bei einigen Systemen Probleme mit
> Werte über 32k gibt - müsste man entsprechend in den Anwendungen
> anpassen.

Hmm, der Default von recvspace ist doch bereits 64k. Ver-
wechselst Du da vielleicht was? Normalerweise sollte die
Anwendung davon auch nichts merken.

Wie auch immer -- wenn's ein Problem gibt, werde ich es
merken. :-)

Gruß
   Olli

-- 
Oliver Fromme,  secnetix GmbH & Co. KG, Marktplatz 29, 85567 Grafing
Dienstleistungen mit Schwerpunkt FreeBSD: http://www.secnetix.de/bsd
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        -- Daniel C. Sobral
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Received on Thu 27 Oct 2005 - 16:00:12 CEST

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