Re: Backup-System

From: Oliver Fromme <olli(at)lurza.secnetix.de>
Date: Fri, 6 Aug 2004 17:13:50 +0200 (CEST)

Alexander Langer <alex(at)big.endian.de> wrote:
> [...]
> Jetzt aber ein ganz anderer Punkt: Langzeitarchivierung.
>
> Das ist in der Tat auch wichtig, und vorerst sah mein Plan so aus, in
> der Tat ab und zu ein Band/Platte zu entnehmen, um dann im Tresor oder
> so auch immer die Daten vorzuhalten.
>
> Oliver Fromme wrote:
>
> > bitte korrigieren; ich bin kein Buchhalter). Viele Behör-
> > den (oder sogar alle?) schreiben für die Langzeitarchivie-
> > rung sogar ausdrücklich optische Medien vor.
>
> Optische Medien sind allerdings auch nicht ohne. Ich habe vor 2 Monaten
> einige meiner alten CD-R Rohlinge reaktiviert, da ich auf der Suche nach
> meinem PGP-Key war ;-) 50% der CD-Rs waren nicht mehr zu lesen, und das
> bei 7 Jahre alten Rohlingen. In der Tat gilt die 100-Jahre-Lebensdauer
> offensichtlich ja nur für gepresste CDs, und verständlicherweise möchte
> ich nicht jedesmal pressen müssen.

Für gebrannte CD-Rs geben einige Hersteller immerhin >= 30
Jahre an. Allerdings sollte man die dann unter entspre-
chenden Bedinungen lagern, sprich, in Einzelgehäusen (kei-
ne Spindeln!) in einem konstant temperierten Raum mit mo-
derater Temperatur und geringer Luftfeuchte, und ohne UV-
Einfluß und dergleichen.

Außerdem würde ich für solche Sachen tendentiell keine Al-
di-Rohlinge nehmen, und auch keinen Ratzfatz-52fach-Bren-
ner. Ich habe daheim einen 24fach-Brenner, brenne aber
maximal mit 8facher Geschwindigkeit. Dann dauert's zwar
zehn Minuten statt fünf, aber ich habe ein deutlich besse-
res Gefühl. Diesen Geschwindigkeitswettkampf zwischen den
Herstellern um die höchsten Brennfaktoren habe ich schon
immer mit Sorge verfolgt. Daß die Qualität darunter leiden
muß, liegt ja auf der Hand, finde ich.

BTW, die CD-Rs, die ich mit meinem alten Philips CDD-2000
vor x Jahren gebrannt habe (x >= 8), kann ich noch fast
alle lesen. Nur bei den Kodak-Rohlingen mit goldfarbener
Beschichtung habe ich Aussetzer, aber mit denen hatte ich
von Anfang an sporadisch Probleme. Das war offenbar ein
Fehlkauf.

> CD-Rs scheiden also aus, zumal ich nicht >100 GB auf CD-Rs sichern kann.

Letzteres ist allerdings ein Argument. Obwohl, es gibt
CD-Wechsler ...

> Ähnlich "dumm" sieht es mit DVD +- R aus - im Prinzip die gleiche
> Technik, nur auf noch engerem Raum - ich glaube also nicht, daß die
> Daten hier deutlich sicherer liegen als auf CD-Rs, zumal die Daten auf
> noch eingerem Raum liegen, und sich somit Störungen deutlich aggressiver
> auswirken.

Das kann man so nicht sagen. Bei DVDs sind die Toleranzen
der Rohlinge und Brenner auch sehr viel kleiner, und die
Fehlerkorrektur-Layer leistungsfähiger. Insgesamt würde
ich DVDs und CDs in etwas als gleich empfindlich betrach-
ten -- vorausgesetzt natürlich, man lagert sie auf geeig-
nete Weise, siehe oben.

> 4.3/9 GB (DL) sind sowieso deutlich zu wenig.

Da genügt schon ein kleiner Wechsler. :-)

> Was also zur Langzeitarchivierung von 100-400 GB Daten? 20 Jahre
> sollten es schon sein.
>
> Ob Tape oder Platte - das kommt dann letztenendes auf den gewählten
> Backup-Weg an - ich kann nur sagen, daß ich letztens Daten von der
> Festplatte eines 286er noch rekonstruieren konnte (der ganze Rechner
> lief noch, von 1986). Ich habe also auch ein "20 Jahre"-Exemplar
> vorzuweisen. :-)
>
> Einer sagt Band, einer sagt Platte - beides sind magnetische Lösungen,
> und Magnetismus verflüchtigt sich nunmal, deutlich schneller bei den
> engen Datendichten, die man heute auf so Bändern hat. Ich trau' dem
> nicht wirklich.
>
> Also optische/magnetoptische Lösung: Aber welche Lösung erlaubt heute
> 200 GB, und hat dann auch noch lange Haltbarkeit? Ich kenne da keine.

Ich auch nicht.

Wenn Du tatsächlich solche Datenmengen mit hoher Verläß-
lichkeit über große Zeiträume archivieren mußt, dann hast
Du keine andere Wahl, als sie regelmäßig auf neue Medien
umzukopieren. Wobei Du auch sicherheitshalber mehrere
identische Kopien aufbewahren (und ggf. regelmäßig prüfen)
solltest. Ob Du Bänder oder Platten nimmst, ist im Grunde
genommen gleichgültig. Du kannst auch beides nehmen: Die
Platte(n) für den schnellen Zugriff und rasches Kopieren,
und das/die Band/Bänder als Fallback, wenn ein Fehler auf-
tritt.

Übrigens, es wird allgemein empfohlen, Bänder mindestens
einmal im Jahr vollständig umzuspulen (von vorn bis ganz
hinten und wieder zurück), um »Durchsprecheffekte« zu min-
dern und um dem Verkleben entgegenzuwirken. Allein des-
wegen schon ist es nicht möglich, sich ein (Band-)Archiv
in den Schrank zu stellen und für zehn Jahre zu vergessen.

Gruß
   Olli

-- 
Oliver Fromme, secnetix GmbH & Co KG, Oettingenstr. 2, 80538 München
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        -- Jamie Zawinski, when asked: "What's wrong with perl?"
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Received on Fri 06 Aug 2004 - 17:14:28 CEST

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