Re: Umlaute jetzt erlaubt in domainnames

From: Oliver Fromme <olli(at)lurza.secnetix.de>
Date: Tue, 2 Mar 2004 13:42:33 +0100 (CET)

Greg 'groggy' Lehey <grog(at)freebsd.org> wrote:
> On Monday, 1 March 2004 at 17:54:22 +0100, Oliver Fromme wrote:
> > Allerdings hast Du ganz richtig vermutet, daß eine client-
> > seitige Konvertierung erfolgt.
>
> Alles fein und gut, doch kommt mir die Verwendung von Umlauten in
> Domain-namen als sehr schlechte Idee vor. Damit kann man 50% bis 80%
> der englischsprachigen Benutzer aussperren.

Vielleicht sollte ich nochmals betonen, was der Hauptzweck
der IDNA-Domains ist:

1. Den Umsatz von Provider und Registries steigern.
2. Den Gewinn von Provider und Registries steigern.
3. Virtueller Fuchsschwanz für Hänschen Müller.

Ein anderer Nutzen ist nicht erkennbar.

Ehrlicherweise muß ich aber auch hinzufügen, daß es in
einigen Fällen auch eine gewisse Erleichterung für gewisse
Benutzer ist. Ich habe schon mehrfach bei Leuten beobach-
tet, daß sie versehentlich -- entweder aus Unerfahrenheit
oder aus Unachtsamkeit -- Umlaute in URLs getippt haben,
z.B. www.mvv-münchen.de. Mit der Einführung von IDNA funk-
tiert das dann auf »magische« Weise, sofern die Domain vom
Richtigen registriert wurde.

> Auch, wenn intern umgewandelt wird, also ein Link an
> http://www.Bl%f6dsinn.de/ (den Namen habe ich zwar selbst ausgedacht,
> den Site gibt's aber wirklich :-) richtig aufgelöst wird, bleiben für
> den Benutzer zwei Hürden:
>
> 1. Der Verstand. Amis wissen ja, dass man Blödsinn auch Blodsinn
> schreiben kann. Bloedsinn ist dagegen offensichtlich was anderes
> (auch im Netz; auch den Namen gibt's, scheint aber nicht dasselbe
> zu sein).

Warum sollte ein Ami auf einen (offenbar) deutschsprachigen
Webserver gehen? Wenn er Deutsch kann, dann wird er auch
wissen, wie Umlaute »funktionieren«. Kann er's nicht, wird
er vermutlich auch nichts verpassen. ;-)

Übrigens werden > 95% der Websites nicht dadurch besucht,
daß man eine URL manuell abtippt, sondern indem man einem
vorhandenen Hyperlink folgt, oder einem Eintrag aus den
Bookmarks, oder indem man eine URL von irgendwoanders per
Copy&Paste kopiert.

> 2. Wie gibt man mit einer amerikanischen Tastatur diese Zeichen
> überhaupt ein? Ich weiß es nicht. Da ich eine amerikanische
> Tastatur benutze, habe ich echte Probleme damit.

Ich habe eine amerikanische Tastatur und gebe ein »ö« z.B.
mit Rechts-Alt-; ein. So habe ich es mir unter syscons und
unter X11 konfiguriert, da ich auch häufiger mal deutsche
Texte eingeben muß (wie etwa diese E-Mail hier), aber über-
wiegend die Vorteile einer US-Tastatur nutzen möchte, wo
die Zeichen []{}/\ leicht erreichbar sind. Als Programmie-
rer, UNIXer und TeXniker (um nur ein paar Beispiele zu nen-
nen) wird man mit einer deutschen Tastaturbelegung ja wahn-
sinnig bzw. bekommt Krüppelfinger.

> Die einzige
> Methode, die ich kenne, ist, den Text in einen Emacs-Buffer
> einzugeben und dann in den Browser kopieren.

Auweia, _die_ Methode ist mir neu. :-)

Es gibt übrigens auch /usr/share/misc/latin1, seit ich das
mal vor ein paar Jahren send-pr't habe. ;-)

> 3. Shells nehmen Umlautzeichen nicht an.

Korrekt programmierte Shells nehmen (wie jedes andere Pro-
gramm auch) genau die Zeichen an, die sie laut dem konfigu-
rierten Locale annehmen dürfen.

Auf den meisten FreeBSD-Rechnern habe ich daher LC_CTYPE
auf »en_US.ISO8859-1« gesetzt (bzw. auf anderen Plattformen
auf die jeweilige Entsprechung; bei Solaris ist es einfach
nur »iso_8859_1«). Siehe auch setlocale(3).

> Ich weiß z.B. nicht, wie
> ich ein 'nslookup wwwblödsinn.de' ausführen soll.

Hui, schönes Beispiel. Da hat man drei Hürden zu nehmen:

1. Man muß mit der Tastatur irgendwie ein »ö« eingeben
   können (siehe oben) oder es von irgendwo pasten, z.B.
   aus /usr/share/misc/latin1.

2. Die Shell muß das »ö« als Eingabe akzeptieren, was
   eine Frage des Locales ist (siehe oben).

3. nslookup kann mit Umlauten nichts anfangen, da es keine
   IDNA-Konvertierung durchführt. Dafür hab ich mir mal
   ein Skript gebastelt, so daß ich stattdessen einfach
      nslookup `idna www.blödsinn.de`
   eingeben kann. Ist nur ein Workaround, aber es geht.
   (Wenn man faul ist, kann man sich auch einen Wrapper
   für nslookup machen, so daß man sich das `idna ...`
   ganz sparen kann.)

Falls jemand das genannte Skript brauchen kann:

http://www.secnetix.de/~olli/scripts/idna

Gruß
   Olli

-- 
Oliver Fromme, secnetix GmbH & Co KG, Oettingenstr. 2, 80538 München
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Received on Tue 02 Mar 2004 - 13:51:13 CET

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