Re: Wer ist der Listenmeister

From: Martin Cracauer <cracauer(at)cons.org>
Date: Thu, 31 May 2001 09:16:57 +0200

Oliver Fromme wrote on Wed, May 30, 2001 at 10:15:01PM +0200:
> Martin Cracauer <cracauer(at)cons.org> wrote:
> > Erst mal danke fuer aufmunternde Worte, es sieht wohl doch nicht so
> > schlimm aus wie ich dachte. Bei replies bitte dran denken, dass ich
> > unsubscribed bin.
>
> Hmm, ein entsprechendes Reply-To wäre da schonr echt hilf-
> reich. ;-)

Ich bin wieder subscribed und bin dankbar, wenn mir Leute ihre Meinung
mitteilen, wie ich Dinge in Zukunft handhaben soll. Ob ich der
gleichen Meinung sein muss, lass ich mal dahingestellt sein, aber
jedenfalls wuerde ich das nicht als unangemessene Einmischung
empfinden. Das echo auf mein unsubscriben kann kann ich nur als weit
ueberwiegende Zustimmung interpretieren, wenn auch teilweise mit
Vorbehalten.

Ich waere auch dankbar, wenn mir jemand die Nachrichten zum Thema der
letzten Tage, fuer die ich kein CC: hatte, bouncen koennte. Danke.

> > Wir sind hier auf einer Liste, wo Leute versuchen, von MS wegzukommen.
>
> Mit dieser Formulierung bin ich nicht ganz glücklich. Das
> klingt so, als wenn jemand auf einer Mailingliste der Ano-
> nymen Alkoholiker Werbung für Wodka Gorbatschow gepostet
> hätte. »Wir sind hier auf einer Liste, wo Leute versuchen,
> vom Alkohol wegzukommen.«

So war das nicht gemeint. Ich bin auch nicht der Meinung, dass ich
Sekretaerinnen von Ihrem MS-Office wegkriegen will.

Aber ich denke, dass das Zusammenflicken von Websites mit MS-Produkten
oder die Erstellung von weitgehend automatisierten Systemen auf Basis
von MS-Office-Produkten oder MS-Programmiersprachen ein Bereich ist,
wo jemand mit FreeBSD-Erfahrung sehr wirkungsvoll sein kann.

Gleichzeitig ist das aber meiner Meinung nach tatsaechlich schaedlich.
Weil ich davon ausgehe, dass solche Jobs zu Websites oder
firmeninterner Automatision sehr interessant fuer eine Vielzahl von
FreeBSD-Nutzern/Entwicklern ist. Und ich glaube es ist nicht zu weit
hergeholt, dass die meisten eine Umgebung mit OpenSource-OS, Apache,
perl/C/php und vielleicht sogar einer freien Datenbank bevorzugen
wuerden. Und zwar sehr stark bevorzugen, so weit dass man
evtl. wirklich keinen Bock auf den Programmiererjob hat, wenn man
staendig mit dem Ruecken zur Wand irgendwas zusammenflickt, anstatt
aufbauend auf sehr weitgehend funktionieren und fast vollstaendig
verstandener Software sich ein immer weiter optimiertes Set an
Werkzeugen aufzubauen.

Ich glaube, dass keine Chance besteht, dass die Firmen freiwillig so
etwas einsetzen wuerden. Der einzige Grund, warum wir ueberhaupt
einen Fuss in der Tuer haben, ist dass das Windows-Geraffe (als
ganzes, mit Webserver, Datenbanken, Scriptsprachen etc.) tatsaechlich
qualitativ sehr schlecht ist und, noch wichtiger, dass es sehr schwer
ist, jemanden zu finden, der das wirklich im Griff hat.

Wenn die Firmen aber jemanden finden, der ihnen das zusammenflickt,
dann bleiben sie dabei. Der geringere Produktivitaetsgrad
interessiert dort kaum einen, und nur eine Minderheit der
Entscheidungstraeger kann das ueberhaupt beurteilen. Geht oder geht
nicht ist das einzige was zaehlt.

Liege ich so falsch, wenn ich mir die Websites und firmeninterne
Automatision fuer OpenSource unter den Nagel reissen moechte, damit
ich in einer neuen Firma eine Umgebung finde, wo ich gerne arbeite?

> In Deinen Augen paßt der Vergleich möglicherweise sogar, da
> Du offenbar schon eine fast militante Abwehrreaktion offen-
> barst. Ich meine das nicht negativ oder abwertend, auch
> wenn es so klingen mag. Ist halt nur meine Beobachtung
> bzw. mein persönlicher Eindruck.

Militant vielleicht, aber wie gesagt in wohl engeren Bereichen als Du
angenommen hast.

> Ich selbst benutze ebenfalls Microsoft-Produkte für be-
> stimmte Dinge (sowohl beruflich als auch privat) und ver-
> suche eigentlich nicht, "davon wegzukommen". Warum auch?

Ich habe auch ein Windows-System. Wenn ich mir Zeit zum spielen
nehme, dann will ich das beste Spiel und nicht das dritttbeste, nur
weil es zufaellig eine Linux-Version gibt. Ich denke sehr viele
OpenSource-Leute haben bei Office-Produkten, Bildverarbeitung, Mailen
oder was auch immer ihr Steckenpferd und setzen aus aehnlichen
Gruenden Windows ein. Kein Problem damit.

Aber Websites und Bereiche, wo viele kleinere Programmieraufgaben
warten? Wer von uns setzt da freiwillig Windows ein? Und wer stoehnt
nicht, wenn er vom (ggf. potentiellen) Arbeitgeber stolz den
Nonja-Macho Dual-Pentium vorgefuehrt kriegt, auf dem leider Windows 98
laeuft. Aber schoen warm wird wenigstens.

> Man muß das rein pragmatisch sehen. Um ein bestimmtes
> Ziel zu erreichen, verwendet man das Tool, mit dem es am
> besten (schnellsten, einfachsten, billigsten) geht. Alles
> anderer ist Verschwendung von Zeit, Mühe, Geld. Ob auf
> dem Programm "Microsoft" draufsteht, ist mir erstmal
> wurscht, wenn ich damit meinen Job erledigt kriege. Man-
> che Dinge (zum Glück nicht alle) gehen nunmal mit Micro-
> soft-Produkten (oder anderen nicht-open-source-Produkten,
> es muß ja nicht Microsoft sein) besser. Leute, die diese
> Tatsache ohne guten Grund ignorieren, würde ich in den Be-
> reich der religiösen Fanatiker einordnen.

Ich glaube, unsere Meinung ist nicht sehr unterschiedlich. Aber was
ist mit Bereichen, wo die Software den Job nur mit Ach und Krach
erledigt und auch das nur, wenn wir sie zusammenflicken? Das war der
Punkt, den ich angegriffen habe.

> Wenn dies eine Liste der Microsoft-Hasser wäre, würde ich
> sie nicht lesen. Wie heißt es doch so schön: Linux ist
> für Windows-Hasser, und BSD ist für UNIX-Liebhaber. :)

Ich bin schon ein Windows-Hasser, aber von meinen Taten her sieht es
trotzdem sehr aehnlich aus wie bei Dir.

Martin

-- 
%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%%
Martin Cracauer <cracauer@cons.org>            http://www.cons.org/cracauer/
 As far as I'm concerned,  if something is so complicated that you can't ex-
 plain it in 10 seconds, then it's probably not worth knowing anyway -Calvin
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Received on Thu 31 May 2001 - 09:17:01 CEST

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