Re: FreeBSD

From: J Wunsch <j(at)uriah.heep.sax.de>
Date: Thu, 3 Apr 1997 22:08:47 +0200

Hallo Boris,

ich war stark am Überlegen, ob ich Deine Mail ob ihres Tonfalles nun
tatsächlich im /dev/null versinken lassen sollte. Auch wenn ich
verstehe, daß Du da irgendwo Deinen Frust loslassen wolltest: mit _so_
einem Ton schafft man in aller Regel bestenfalls Konfrontation.

Ich gebe mir trotzdem Mühe, sie einigermaßen sachlich zu beantworten.

> Im Gegensatz zu Linux
> (CD rein und schon geht's los) scheint FreeBSD (und wahrscheinlich auch
> NetBSD/OpenBSD) kein Interesse an einer grossen User-Gemeinde zu haben,
> denn ansonsten wuerde man sich da wohl mehr Muehe geben:

<sarkasmus>
Nein, wir haben kein Interesse an einer großen User-Gemeinde. Die
vielleicht 100000 oder mehr weltweiten User machen uns sowieso nur
Probleme, und so richtig kommt ein System ohnehin nur ohne User zur
Geltung.
</sarkasmus>

> Der Kollege wollte eine stabile Version und hat sich deshalb fuer das
> 2.2.1-er Release (gegenueber dem 3.0-current) entschieden. So weit, so
> gut.

Was ja erstmal vernünftig ist. -current ist ein reines Entwickler-
system, kein Release und nix. Wer das nimmt, sollte wissen, warum er
das tut.

> Er nahm sich also den "notwendigen" Teil des Baumes (man will ja
> erst mal sehen, ob was geht, bevor man noch ein paar Stunden vor ftp
> sitzt) und brannte alles auf eine CD in ein Unterverzeichnis
> "FreeBSD-2.2.1" und nahm diese CD mit nach Hause.

Warum in ein Unterverzeichnis? Das war das erste Problem. Ohne
dieses wäre es alles glattgeangen, und wenn schon ein Unterver-
zeichnis, dann hätte er es so nennen sollen wie auf dem Server
(hoffentlich), also 2.2-RELEASE. Dort hätte es das Installations-
programm nämlich auch noch (wenngleich mit einer Warnung) gefunden.
Das Installationsprogramm hätte es auch in FreeBSD-2.2.1 gefunden,
allerdings nur mit Handarbeit (Menü `Options', und den Releasenamen
entweder auf "none" oder auf "FreeBSD-2.2.1" stellen).

> Leider gibt es im Release-Baum kein
> tools-Verzeichnis. (Grumpf @#^&@^*)

Dazu kann ich leider nix sagen. Wenn der auf dem FTP-Server wirklich
fehlt, ist das ein Versehen, und man sollte es schnell korrigieren.
Wolfram, kannst Du mal nachsehen?

> ..antwortete er wahrheitsgemaess "cdrom". Leider war das Installations-
> script mit dieser Antwort nicht einverstanden, denn es gehauptete
> steif und fest, auf der CD waere kein FreeBSD. (Doppel-Grumpf @#^&@^*)

Siehe oben. Das Installationsprogramm ist leider noch nicht in der
Lage, die Intentionen desjenigen zu erraten, der sich eine CD selbst
gebrannt hat, und sich dafür seinen Namen für das Unterverzeichnis
ausgesucht hat. (Wenngleich ich nicht sagen will, daß sowas unmöglich
ist, aber die Idee muß erstmal umgesetzt werden.)

Die Installation von CD-ROM setzt eine CD voraus, die gleichartig zur
offiziellen FreeBSD CD ist. Bei allem anderen sollte man wenigstens
wissen, was man tut. Wir haben uns bereits die größte Mühe zu geben,
das Brennen einer CD vom ftp-Tree einfach zu machen (cdrom.inf ist
z.B. jetzt auch standardmäßig dort).

> Dritter Versuch: Der Mann hat ja (auch wenn er kein Entwickler ist)
> schon mal was von Unix gehoert und versucht also, die CD auf dem
> Shell-Prompt zu mounten. Hat leider auch nicht geklappt (weiss aber
> nicht, warum). (Tripple-Grumpf @#^&@^*)

Das klappt, aber man muß natürlich wissen, wie. Das geht sinnvoll nur
von der Fixit-Floppy. Mounten kann man sie auch von der Emergency
Holographic Shell (mittels mount_cd9660), aber nicht installieren.
Wenn man mit einer einzigen Installationsfloppy auskommen will, hat
man leider keinen Platz für 50 Standard-Unix-Kommandos (dafür ist dann
die Fixit-Floppy da), sondern selbst elementare Sachen wie cat(1)
fehlen, da diese Handlungen vom Installationsprogramm intern erledigt
werden. Auch ein mount für die UFS-Partitions gibt's nicht als
externes Kommando.

> Vierter Versuch: Er spielt die CD in ein DOS-Filesystem auf die Platte.
> Auch dieser Versuch scheiterte: Angeblich kam FreeBSD nicht auf die
> zweite Partition seiner Platte. (Quadrupel-Grumpf @#^&@^*)

Das bringt, über drei Ecken berichtet, gar nichts. Natürlich kann
FreeBSD auf mehere DOS-Partitions zugreifen. Um also zu sehen, was
denn hier faul war, bräuchte man schon paar Angaben mehr.

> Welcher "Trottel" macht da noch mit und besorgt sich
> nicht _spaetestens_ nach dem vierten Versuch Linux?

Alle die vielen Tausend "Trottel", die das System bereits beim ersten
Versuch installiert haben. Sicher, das war für Deinen Kollegen
frustrierend, aber warum bitte kommst Du auf die Idee, daß es jedem so
gehen würde???

> Es sollte also - wie es in jeder Software-
> Firma ueblich ist - vor einem Release eine "Abnahme" durch eine
> Qualitaetssicherungs-Gruppe erfolgen, die das Produkt in jeder
> moeglichen Variante auf jungfraeulichen Rechnern installiert und
> testet. Nur so kann man eine gleichbleibende Qualitaet sichern
> und die genannten Probleme verhindern.

1.) Spendierst Du uns demnächst hinreichend ,,jungfräuliche'' Rechner?
Denn die sind ja nach dem ersten Versuch (per Definition von
,,jungfäulich'') für diesen Test nicht mehr zu gebrauchen. :-)

2.) Wenn Du ein wenig mal in Kombinatorik reingerochen hast, weißt Du,
daß Deine Forderung unsinnig ist. Es gibt keine Chance, es auf
,,jeder Variante'' zu testen, weil die Anzahl dieser Varianten gegen
unendlich geht.

3.) Sind wir zum Testen auf Alpha- und Betatester angewiesen. Die
Leute warten aber ganz offensichtlich lieber auf Releases, als ein
Beta zu testen -- in der Folge werden die Alphas und Betas auf weniger
Maschinen getestet, als uns lieb wäre.

After all: das machen Leute in ihrer Freizeit, mit Maschinen, die sie
sich von ihrem eigenen Geld gekauft haben. Dafür haben sie, bei allem
Frust, Bezeichnungen wie "Trottel" gewiß nicht verdient. Punkt 1
(fehlendes `tools') sollten wir uns sofort annehmen. Vielleicht ist
es ein Problem beim Spiegeln der FTP-Server, vielleicht ist das
Verzeichnis in der Aufregung wirklich verschwunden, weiß ich nicht.
Punkt 2 ist eindeutig ein Bedienfehler, hätte sich aber eigentlich
beim Durchlesen der Doku sogar finden können, zumindest hätte Dein
Kollege mal 'ne Anfrage in einer Mailingliste oder Newsgruppe
loslassen können. Gerade de.comp.os.bsd ist neu, die Frage wäre dort
in weniger als einem Tag beantwortet worden. Punkt 3 ist eindeutig
ein Bedienfehler -- für sowas ist die Emergency Holographic Shell so
früh noch vor der Installation weder gedacht noch geeignet. Es sieht
also so aus, als wäre es ein Fehler von mir gewesen, sie dort schon
zugänglich zu machen, *sigh*. (Andere wünschten sich aber das, früher
ist sie nämlich viel später gestartet worden.) Punkt 4 wäre zu
klären, wenn Dein Kollege denn Interesse an einer Klärung hat.

-- 
cheers, J"org
joerg_wunsch@uriah.heep.sax.de -- http://www.sax.de/~joerg/ -- NIC: JW11-RIPE
Never trust an operating system you don't have sources for. ;-)
Received on Thu 03 Apr 1997 - 22:22:02 CEST

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