FreeBSD

From: Boris Nikolaus <boris(at)cs.tu-berlin.de>
Date: Thu, 3 Apr 1997 18:03:27 +0200 (MET DST)

Hallo Wolfram,

ein Kollege hat sich neulich FreeBSD von der TU via ftp gezogen und war
ziemlich sauer, da das Zeug nicht lauffaehig ist. Im Gegensatz zu Linux
(CD rein und schon geht's los) scheint FreeBSD (und wahrscheinlich auch
NetBSD/OpenBSD) kein Interesse an einer grossen User-Gemeinde zu haben,
denn ansonsten wuerde man sich da wohl mehr Muehe geben:

Der Kollege wollte eine stabile Version und hat sich deshalb fuer das
2.2.1-er Release (gegenueber dem 3.0-current) entschieden. So weit, so
gut. Er nahm sich also den "notwendigen" Teil des Baumes (man will ja
erst mal sehen, ob was geht, bevor man noch ein paar Stunden vor ftp
sitzt) und brannte alles auf eine CD in ein Unterverzeichnis
"FreeBSD-2.2.1" und nahm diese CD mit nach Hause.

Erster Versuch: Boot-Floppies aus den Images erstellen. Dazu soll man
(laut floppies/README) ein Programm namens fdimage benutzen, das im
tools-Verzeichnis zu finden sei. Leider gibt es im Release-Baum kein
tools-Verzeichnis. (Grumpf @#^&@^*)

Zweiter Versuch: Am nachsten Arbeitstag hat er also die floppy-Images
via dd mit einer Unix-Maschine auf floppies gebannt und einen weiteren
Versuch gewagt: Floppies booten, finden auch die Hardware (z. B. das
CD-Rom) und auf die Frage, von welchem Medium er installieren wolle,
antwortete er wahrheitsgemaess "cdrom". Leider war das Installations-
script mit dieser Antwort nicht einverstanden, denn es gehauptete
steif und fest, auf der CD waere kein FreeBSD. (Doppel-Grumpf @#^&@^*)

Dritter Versuch: Der Mann hat ja (auch wenn er kein Entwickler ist)
schon mal was von Unix gehoert und versucht also, die CD auf dem
Shell-Prompt zu mounten. Hat leider auch nicht geklappt (weiss aber
nicht, warum). (Tripple-Grumpf @#^&@^*)

Vierter Versuch: Er spielt die CD in ein DOS-Filesystem auf die Platte.
Auch dieser Versuch scheiterte: Angeblich kam FreeBSD nicht auf die
zweite Partition seiner Platte. (Quadrupel-Grumpf @#^&@^*)

Fuenfter Versuch: Er spielt die CD in ein DOS-Filesystem in der ersten
Partition. Und siehe da: Endlich liess sich FreeBSD installieren.
(Heureka!) Ist es nicht schade, dass man sich aber erst seine Platte
in zerpartitionieren muss, um FreeBSD zu installieren?

Ich frage Dich (als jemand, der sich etwas weitergehend mit FreeBSD
beschaeftigt hat und vielleicht weiss, wem man mal auf die Fuesse treten
muesste) also: Welcher "Trottel" macht da noch mit und besorgt sich
nicht _spaetestens_ nach dem vierten Versuch Linux? Oder mal
ketzerisch gefragt: Will die BSD-Gemeinde sich mit solchen Torturen
die nicht-Unix-Freaks vom Leibe halten? Ich muss zumindest meinem
Kollegen Recht geben: Mit solch einer Installation schreckt man (fast)
jeden Nutzer ab!

Gruesse,
                                Thu Apr 3 17:49:20 MET DST 1997, boris

P.S.: Fuehl Dich bitte nicht persoenlich durch diese Mail angegriffen,
      ich wollte einfach bloss verhindern, dass die Erfahrung meines
      Kollegen einfach im Null-Device versickert. Vielleicht kannst Du
      ja aber ein paar Hebel in Bewegung setzen und wenigstens dafuer
      sorgen, dass das, wo "Release" 'drauf steht, auch eines ist und
      nicht durch Unvollstaendigkeit und Fehlerhaftigkeit den Ruf von
      *BSD nieder macht. Es sollte also - wie es in jeder Software-
      Firma ueblich ist - vor einem Release eine "Abnahme" durch eine
      Qualitaetssicherungs-Gruppe erfolgen, die das Produkt in jeder
      moeglichen Variante auf jungfraeulichen Rechnern installiert und
      testet. Nur so kann man eine gleichbleibende Qualitaet sichern
      und die genannten Probleme verhindern.
Received on Thu 03 Apr 1997 - 18:15:46 CEST

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