Re: Eine "Verbindungs-Uhr"

From: Oliver Fromme <olli(at)lurza.secnetix.de>
Date: Tue, 10 Sep 2013 09:52:59 +0200 (CEST)

Peter Ross wrote:
> Eine der "unsichersten" Erfindungen, meiner Meinung nach, ist das
> Smartphone, und alles was danach kam. (Apps etc.)

Nunja ... Ist nicht viel anders als beim PC. Man muss
halt schauen, welche Software man installiert und was man
damit anstellt (ob man sich z.B. "traut", damit Online-
Banking zu machen). Muss jeder selbst entscheiden.

> Installiere nur einer YouTube auf 'nem Android - es ment sogar, es braucht
> das Recht, ohne meine Erlaubnis Videoaufzeichnungen zu machen. Das ist
> Orwells Fernseher schon recht nahe: Wenn du Fernsehen willst, will der
> Fernseher dich sehen.

Youtube lebt halt vom Geben und Nehmen. Irgendjemamd muss
ja auch die ganzen Videos aufnehmen und hochladen, die Du
Dir anschaust. Dazu benötigt die App zwangsläufig Zugriff
auf die Kamera. Falls Dich das stört und Du nur konsumieren
möchtest, musst Du anstelle der "offiziellen" App eine von
einem Drittanbieter installieren, die nur die Wiedergabe
von Videos ermöglicht.

Ab "Jelly Bean" Android 4.3 gibt es auch die Möglichkeit,
per AppOps den Apps bestimmte Rechte zu entziehen (bei
älteren Android-Versionen geht das nur per Rooten). Das
ist eine sehr praktische Sache: Dort wird auch angezeigt,
wann welche App welches Recht zuletzt in Anspruch genommen
hat. Und dort wird mir bei der Youtube-App angezeigt, dass
sie die Kamera noch _nie_ verwendet hat (ich bearbeite
Videos am PC und lade sie von dort hoch, nicht direkt vom
Handy). Also würde ich da mal Entwarnung geben.

http://www.secnetix.de/olli/tmp/appops-youtube.jpg

> Desweiteren erzeugt der ganze "Elektronikmüll" eine Menge recht
> unkontrollierter Verbindungen in die Außenwelt.

Das stimmt. Beispielsweise laden viele der kostenlosen
Apps regelmäßig neue Werbebanner nach. Wobei das Prinzip
der Werbefinanzierung nicht unbedingt schlecht ist; in
der Regel gibt es von den betreffenden Apps dann auch
eine kostenpflichtige "Pro"-Version ohne Werbung.

Wenn mein Smartphone in mein heimisches WLAN eingebucht
ist (was grundsätzlich immer der Fall ist, wenn ich daheim
bin), hat natürlich der auf meinem Router befindliche IPFW
das letzte Wort darüber, welche Verbindungen zugelassen
werden und welche nicht.

> Irgendwo piept dann nachts um zwei ein Gerät, weil irgendwer 'ne e-Mail
> geschickt hat.

Das kann man doch einstellen, entweder in der E-Mail-App
selbst oder in einer separaten App, mit der man Profile
verwalten kann. Ich verwende z.B. K9-Mail als E-Mail-App
und habe dort eingestellt, dass werktags zwischen 23 und
6 Uhr das Empfangsgepiepse stumm bleibt.

Es gibt auch Apps, mit denen man Profile an komplexe
Bedingungen knüpfen kann, z.B. dass das Handy automatisch
auf stumm geschaltet wird, wenn man es mit dem Display
nach unten auf den Tisch legt (d.h. Verknüpfung des
Lautstärkeprofils mit dem Lage- und Näherungssensor).
Mit der App "Llama" geht das beispielsweise, die bei
mir recht gut funktioniert. Die braucht natürlich
Zugriffsrechte für alle möglichen Sensoren und Schalter,
nur so als Vorwarnung. ;-)

> Nicht davon zu reden, daß ich darauf praktisch keine Open Source aufsetzen
> kann, weil da ein closed Treiber für das 3G -Modul oder dies und jenes
> benötigt werden.

Ja, ist klar, wobei es da auch rechtliche Einschränkungen
gibt (gab's zumindest früher mal), damit nicht jeder an
der Hardware beliebige Frequenzen und Sendeleistungen
einstellen kann.

Im grunde genommen ist das aber auch mit den "Blobs"
vergleichbar, die man beim PC beispielsweise für den
Graphikchip benötigt, für bestimmte Festplattencontroller
usw., selbst wenn das Betriebssystem Open-Source ist.
Das gleiche gilt auch für die Firmware alle möglichen
Peripheriegeräte. Hast Du z.B. den Sourcecode Deinez
Ethernet-Switches? Wer weiß, welche Verbindungen der
noch so aufmacht, wenn Du gerade nicht hinschaust ...

> Ich dachte an eine "Verbindungsuhr", mit Knöpfen für Telephon, Data und
> GPS an/aus.
>
> Dahinter kann dann alles über WLAN und IP laufen. Das braucht dann kein 3G
> mehr oder GPS - es holt es sich von meiner Uhr, wenn ich es erlaube.
>
> Wenn es dann mit FreeBSD oder Linux läuft, kann ich darauf Firewalls
> installieren etc.

Mir ist nicht ganz klar, was Du mit "Verbindungsuhr" genau
meinst. So eine Art WLAN-Firewall für Dein Handy? Sowas
gibt's ja schon bzw. könnte man recht einfach bauen. Wenn
man eh schon einen (FreeBSD-)Router daheim hat, kann der
das natürlich gleich miterledigen. Oder willst Du sowas
in eine Armbanduhr einbauen? Das wäre vermutlich eher
nicht so praktikabel.

Es gibt auch Firewalls, die direkt unter Android laufen,
aber dazu musst Du es rooten.

> Energie.. es gibt Uhren, die nutzen Bewegungsenergie zum Aufladen.. Der
> Rest "dahinter" braucht dann auch nur halb soviel Energie, die Geräte
> brauchen alle kein 3G mehr z.B.

Solche Automatikuhren dienen der Faulheit (kein Aufziehen,
kein Batteriewechsel), aber Energie sparen die nicht.
Zumindest ist die Energieeffizienz der "Uhrbeweger", in
die man die Uhr legt, damit sie nicht stehenbleibt, wenn
man sie nicht trägt, grottenschlecht.

Gruß
   Olli

-- 
Oliver Fromme,  secnetix GmbH & Co. KG,  Marktplatz 29, 85567 Grafing
Handelsregister:  Amtsgericht Muenchen, HRA 74606, Geschäftsfuehrung:
secnetix Verwaltungsgesellsch. mbH, Handelsreg.: Amtsgericht München,
HRB 125758, Geschäftsführer:  Maik Bachmann,  Olaf Erb,  Ralf Gebhart
FreeBSD-Dienstleistungen/-Produkte + mehr: http://www.secnetix.de/bsd
"Perl will consistently give you what you want,
unless what you want is consistency."
        -- Larry Wall
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Received on Tue 10 Sep 2013 - 09:53:12 CEST

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