Re: Umlaute und andere Sonderzeichen in Dateinamen konvertieren?

From: Peter Ross <Peter.Ross(at)alumni.tu-berlin.de>
Date: Sat, 22 Mar 2014 10:18:48 +1100 (EST)

On Fri, 21 Mar 2014, Polytropon wrote:

> On Fri, 21 Mar 2014 10:44:28 +0100 (CET), Oliver Fromme wrote:
>>
>> Die Darstellung ist nicht ganz richtig. Wie gesagt, das
>> amtliche Regelwerk wird vom Rat für deutsche Rechtschreibung
>> festgelegt.
>
> In der Praxis hat es wenig Bedeutung, da die sich ständig
> ändernden Regeln nicht den Weg zu den Menschen finden, die
> sie anwenden können bzw. sollen (amtliche Stellen).

Diese Probleme wurden bereits im Vorwort des Dudens von 1909, nach den
Neuerungen der Orthographischen Konferenz von 1901, eroertert. Damals
waren "verschiedene Kreise" mit dem Ergebnis nicht zufrieden, auch damals
hatte der Duden keine Deutungshoheit, es gab auch damals rivalisierende
Ausgaben.

Ich weiss nicht, wann es dann zur Ruhe kam (ich vermute, ab 1914 war man
anderweitg beschaeftigt;-) aber in den 70ern schien mir die
Rechtschreibung "gegessen" - es gab einen Duden in meiner Schulzeit und
keine Diskussionen. Es war aber auch DDR, wo man zehn Jahre gemeinsam zur
Schule ging. Punkt.

> Dazu sagt 1 BvR 1640/97 im 2. Leitsatz: "Regelungen über
> die richtige Schreibung für den Unterricht in den Schulen
> fallen in die Zuständigkeit der Länder."

Ich weiss nicht, wer warum den Deutschen im Grundgesetz das Kuckucksei
"Bildungssache ist Laendersache" ins Nest gelegt hat, aber das ist
wirklich bizarr.

Ich gestehe, ich bin gluecklich, dass meine Kinder hier von den
permanenten Schulreformen Deutschlands verschont geblieben sind.
Vermutlich sollten alle deutschen Eltern den Lehrern danken, die trotz
alledem noch Wissen vermitteln, oftmals die Behoerden einfach ignorierend.
Es kommt ja eh alle paar Jahre anders. Den Eindruck hat mir z.B. zumindest
die letzte Familienfeierlichkeit in Deutschland, mit Lehrern unter den
Anwesenden, vermittelt. Das Lesen von Spiegel Online ist in dem Bereich
auch erheiternd;-)

Ohnehin hat mich die Bundesrepublik in Sachen Schulbildung nicht
ueberzeugt. Ich habe einige Jahre im Berliner Wedding gewohnt und an der
TU gearbeitet. Die Schulformen waren eher Mittel der sozialen und
ethnischen Segregation denn der Allgemeinbldung dienlich.

Dass von den drei Weddinger Boateng-Bruedern einer fuer die deutsche
Nationalmannschaft spielt, einer fuer die aus Ghana, da er bei den
Stuttgartern vorallem auf Grund seiner Umgangsformen abgelehnt wurde, und
einer wohl in der Unterwelt versackt ist, illustriert dies recht gut.

> Das "scharfe S" ist auch so ein Überbleibsel

Das sind wohl alle Buchstaben, historisch gesehen. "Jetzt" ist
schliesslich nur ein Snapshot, nicht der Endpunkt der Geschichte, und die
Zukunft nicht die Interpolation der Vergangenheit in die Zukunft unter
Beruecksichtigung bekannter Phaenomene.

Ich gestehe, das macht Hoffnung. Als Fortsetzung juengerer Vergangeheit
kommen eher die Hunger Games raus, und diese sind schon ziemlich
erdrueckend.

Insofern wird es auch mit Sprache und Schrift irgendwann wieder aufwaerts
gehen.

Manchmal kommt man einfacher zurande, wenn man schlicht auf Pragmatismus
setzt. Dann hat halt meine Frau einen Bureaunamen, den jeder aussprechen
kann, und ich heisse halt Ross mit Doppel-s.

Ich behaupte mal, die Abloesung von Umlauten und "sz" (sorry, habe gerade
kein echtes zur Hand) wuerde der deutschen Sprache nicht unbedingt den
Todesstoss versetzen.

Wenn man wirklich "international" sein will, kommen ja noch ganz andere
Probleme als die Zeichen auf einen zu. Chinesische Schriftzeichen, die
Composites sind, Schreiben von rechts nach links, von oben nach unten
etc..

Damit z.B. hat sich offensichtlich schon OSF/Motif um 1990
auseinandergesetzt. Der XmString hat eine Schreibrichtungskomponente.

Manchmal ist die Welt einfach komplizierter, um in 8 Bit erklaert zu
werden. Und, weil wir die Japaner wohl ziemlich ignoriert haben, die darum
computertechnisch oftmals ihr eigenes Sueppchen kochen, wie mir scheint,
kommt mit der Globalisierung eben die Herausforderung, unsere westliche
Programmiersysteme an komplett andere Umgebungen anzupassen, uebersetzen
zu muessen.

Pinyin ist z.B. allgemein anerkannt, um chinesische Schriftzeichen
einzugeben. Das ist z.B. Pragmatismus, um mit der westlichen Kultur zu
kommunizieren.

Meine Schwiegermutter kennt die lateinischen Buchstaben aber gar nicht -
die Tastatur als Eingabe faellt komplett flach.

Android hat z.B. Handschrifterkennung, sie schreibt auf dem Schirm.

Mein PC ohne Touchscreen ist fuer sie komplett nutzlos.

Es gruesst
Peter

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Received on Sat 22 Mar 2014 - 00:18:57 CET

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