Re: Braucht man heute zum Surfen mit dem Firefox schon einen Multicore CPU?

From: Oliver Fromme <olli(at)lurza.secnetix.de>
Date: Mon, 28 Oct 2013 10:34:19 +0100 (CET)

Heino Tiedemann wrote:
> Braucht man heute zum Surfen mit dem Firefox schon einen Multicore CPU?

"Schon"? Jedes Billig-Handy von Aldi & Co hat schon vier
Kerne. Werden überhaupt noch Single-Core-Desktop-CPUs
hergestellt? Ich meine jetzt nicht Prozessoren, die in
erster Linie für Thin-Clients u.ä. gedacht sind, worauf
der Browser ohnehin nicht direkt läuft.

Und die Faustregel ist: Aktuelle Software benötigt auch
aktuelle Hardware. Auf meinem Cyrix-Schächtelchen mit
16 MB RAM, das ich als NFS-fähigen mp3-Player hernehme,
kriegt man FreeBSD 10 auch nicht vernünftig zum Laufen,
und das sollte man auch nicht erwarten. Auf dem CF-
Kärtchen, von dem es bootet, ist ein 4-stable drauf.

Einen zehn Jahre alten Firefox kann man natürlich im
heutigen Web nicht mehr vernünftig verwenden. Da muss
man dann in den sauren Apfel beißen und entweder für
angemessene Hardware sorgen, oder sich ggf. mit den
Performance-Einbußen arrangieren.

> Als der Firefox auf kam war der der "kleine schlanke" - Ressourcen schonend.

Wie Polytropon schon schrieb: Das ist laaange her. Früher
bestand ein Browser aus einem HTTP-Client und einer HTML-
Render-Engine, Punkt. Aber heutzutage ist ein Browser
ein eigenes kleines Betriebssystem mit Kernel, Treibern,
Programmiersprachen, Paketverwaltung usw. Bei Chrome und
Firefox sieht man das besonders gut.

Bei Seiten mit Animationen (und ich meine keine animierten
GIFs), Flash, JavaScript und anderen aktiven Inhalten
kann auch ein Multicore-Prozessor gut ausgelastet werden.
Auch Tabs, die sich nicht im Vordergrund befinden und nicht
sichtbar sind, können fleißig Aktivitäten entfalten und
mit einem Server kommunizieren (Stichwort AJAX etc.), ohne
dass man es sofort merkt.

Ich habe bei mir immer ein Fenster mit CPU-Graph auf dem
Desktop. Wenn ich im Browser ein Tab öffne und der Graph
schnellt in die Höhe, weiß man gleich, wer der "Übeltäter"
ist. Chrome ist in der Beziehung hilfreich, da er jeden
Tab in einer eigenen Sandbox laufen lässt, und man kann
Performance-Fresser ziemlich leicht ausmachen.

Darüber hinaus erzeugt auch der Browser selbst einen gewissen
Overhead. Zum Beispiel wird in regelmässigen Abständen der
Browser-Cache aufgeräumt. Je nach Größe und Struktur kann
sich so eine "Garbage-collection" spürbar auswirken, vor
allem wenn auch die Festplatte nicht besonders performant
ist.

Ich persönlich verwende seit längerer Zeit Opera, der sich
ebenfalls auf die Fahnen geschrieben hatte, möglichst klein
und schlank daherzukommen. Natürlich fordern "Web-Techniken"
wie HTML5, JavaScript usw. auch ihren Tribut, schließlich
erwarten die Nutzer, dass aktuelle Browser-Games und andere
anspruchsvolle Webseiten auch mit Opera funktionieren. So
hat auch Opera mit den Jahren deutlich zugenommen, aber
trotzdem gehört er noch zu den genügsameren Vertretern
seiner Zunft. Ich bin zumimdest mit der Performance völlig
zufrieden. (Gut, ich habe einen Multicore-Rechner, aber
der ist auch schon drei, vier Jahre alt und keineswegs
High-End.)

Das erste, was ich an Deiner Stelle mal versuchen würde,
wäre ein bisschen Fine-Tuning beim Firefox. Schau mal, ob
Du in den Preferences ein paar Dinge abschalten kannst, die
Du nicht benötigst. Manche Webseiten funktionieren auch
ohne JavaScript noch, außer dass animierte Werbebanner
plötzlich verschwinden. ;-) Vielleicht kann man auch
schon beim Compilieren das eine oder andere weglassen. Und
denk daran, Tabs zu schließen, die Du gerade nicht benötigst,
denn jeder einzelne davon kann Hardware-Resourcen fressen.
Tabs sind nicht als Ersatz für die Browser-History gedacht.

Das Zweite wäre, mal einen anderen Browser anzutesten, z.B.
Opera oder Chrome. Ich weiß, es ist schwer, sich umzugewöhnen,
aber es kann sich lohnen. Und selbst wenn Du nicht dauerhaft
umsteigst, kannst Du damit zumindest feststellen, ob die
Probleme wirklich am Firefox liegen oder vielleicht an etwas
ganz anderem. Vielleicht hat ja z.B. Dein XFree-/Xorg-Treiber
ein Problem mit der Hardware-Beschleunigung. Oder im Kernel
läuft irgendwas aus dem Ruder.

Hast Du eigentlich mal nachgeschaut, ob der RAM ausreichend
ist? Möglicherweise genügt es ja schon, einen Speicherriegel
nachzustecken (kostet nicht die Welt), um das Problem zu
beseitigen oder zumindest zu reduzieren. Falls der Sockel
auf dem Mainboard auch einen schnelleren Multicore-Prozessor
aufnehmen kann, wäre das vielleicht auch eine Option, die zu
überlegen wäre, ohne dass Du gleich einen komplett neuen PC
kaufen musst (ggf. kann ein BIOS-Update notwendig sein).

Gruß
   Olli

-- 
Oliver Fromme,  secnetix GmbH & Co. KG,  Marktplatz 29, 85567 Grafing
Handelsregister:  Amtsgericht Muenchen, HRA 74606, Geschäftsfuehrung:
secnetix Verwaltungsgesellsch. mbH, Handelsreg.: Amtsgericht München,
HRB 125758, Geschäftsführer:  Maik Bachmann,  Olaf Erb,  Ralf Gebhart
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(On the statement print "42 monkeys" + "1 snake":)  By the way,
both perl and Python get this wrong.  Perl gives 43 and Python
gives "42 monkeys1 snake", when the answer is clearly "41 monkeys
and 1 fat snake".        -- Jim Fulton
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Received on Mon 28 Oct 2013 - 10:34:32 CET

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