Re: Anfrage Multi-Prozessoren in FreeBSD

From: Bernd Walter <ticso(at)cicely7.cicely.de>
Date: Fri, 28 Oct 2011 14:21:46 +0200

On Fri, Oct 28, 2011 at 01:00:55PM +0200, Oliver Fromme wrote:
> Bernd Walter wrote:
> > O. Hartmann wrote:
> > > Factum est: Von Supermicro gibt es ein System mit insgesamt 8 CPU
> > > Sockeln, die mit 10-Kern XEONs der Westmere-generation bestückt werden
> > > können und somit 80 physikalische und 160 virtuelle CPus bieten. Und
> > > genauso ein System wird wohl auch von einem FreeBSD 8 oder 9 angefeuert,
> > > wie man mir versicherte.
> >
> > Das ist aber für die meisten hier immer noch sehr theoretische Hardware.
>
> Für daheim sicherlich. Aber im professionellen Bereich wird
> die 32er-Grenze, die FreeBSD 8 noch hat, längst geknackt.
> Ich hatte beruflich schon vor Jahren Kisten unter meinen
> Fingern, die sechs Prozessoren mit je vier Kernen hatten,
> plus Hyperthreading macht das 48. FreeBSD wurde darauf
> nicht installiert (aber das hatte andere Gründe).

Es gibt da mehr um die 160 Kerne.
Das ist auch im professionellen Bereich eher die Ausnahme.
Das die 32'er Grenze im professionellen Bereich leicht erreicht
wird will ich nicht in abrede stellen.
Da kommt so mancher private Rechner schon nahe dran.

> Man könnte natürlich Hyperthreading abschalten, was aber
> durchaus in vielen Fällen die Performance verschlechtert.
> Es wird gerne immer wieder geschrieben, dass Hyperthreading
> eh nicht viel brächte, aber das stimmte vielleicht früher
> mal, als es noch in der Kinderschuhen steckte, und auf
> Singlecore-Systemen, wo man ohne Hyperthreading auf den
> ganzen SMP-Overhead verzichten konnte. Aber heute stimmt
> das nicht mehr. Moderne Prozessoren haben viele Komponenten
> (Register, Queues, Adressdecoder usw., sogar ALUs) mehrfach
> pro Kern; das einzige, was sich die HTT-Threads teilen
> müssen, sind im wesentlichen die Execution-Unit, der Cache
> und die externen Datenpfade bzw. Interconnects.

Das stimmt durchaus - HT ist seit der Neueinführung deutlich
besser und die traditonelle Argumentation, dass man SMP nur für
HT eincompilieren muss ist aufgrund der Tatsache, dass man fast
immer mehr als einen physikalischen Kern hat, auch Geschichte.
Aber ich würde lieber HT abschalten und ein FreeBSD installieren
als ein Linux mit HT.
Bin aber natürlich froh, dass auch das nicht notwendig ist.

> Da die Performanceverbesserungen durch Erhöhung der Takt-
> frequenzen stagniert, geht der Trend ganz klar zu mehr
> Parallelität, also mehr Prozessoren und/oder Kerne. Das
> wird auch in Zukunft so weitergehen, und ich bin froh,
> dass FreeBSD ab 9.x da mitspielt. Sonst gäbe es ein echtes
> Problem. Aber das kann nur der Anfang sein; weitere
> Verbesserungen sind nötig, um solche Systeme besser zu
> nutzen und zu skalieren. FreeBSD muss sich bemühen, den
> Anschluss nicht zu verlieren.

Die Probleme durch den heutigen Hardwareaufbau sind halt nicht
leicht zu lösen und kein derzeitiges OS glänzt da besonders.

> In letzter Zeit mal in die Top-500-Liste der Supercomputer
> geschaut? Etliche davon nutzen GPUs für Berechnungen, oder
> es ist eine Aufrüstung auf Systeme mit GPUs geplant. Um
> nur mal einen bekannten herauszupicken, den "Jaguar" des
> ORNL (aktuell auf Platz 3):

Ja, aber das sind Spezialanwendungen, bei denen man zudem auch keine
Serverqualität braucht.
Wenn da einzelne Knoten ausfallen ist das kein Problem.
Hier geht es darum einen günstigen Preis zu haben und keine hohe
Qualität.
Abgesehen davon sind derarige "Supercomputer" eh keine besonders großen
Computer mehr, sondern eine Sammlung von vielen, die oftmals gar
kleiner sind als so mancher Mainstream-Server.
Es ist doch keine herausragende Leistung irgendwo an der Liste auf
der Spitze zu stehen, wo es nicht so sehr um innere Werte geht,
sondern nur noch darum wie viele Rechner der Geldgeber bezahlt hat.
Ich will da nicht den Sinn in Frage stellen - das ist zweifelsfrei
für die Anwendungsfälle eine sehr gute Lösung, aber eben auch kein
Supercomputer im Sinne des Wortes.

> http://www.theregister.co.uk/2011/10/11/oak_ridge_cray_nvidia_titan/
>
> Natürlich läuft da Linux drauf ...

Soll es doch auch.
Sei doch mal ehrlich - auf den wissentschaftlichen Vektorrechnern lief
noch nie ein FreeBSD.
Da löst halt Linux andere OS ab.
Gut - warum auch nicht.
Ist es denn unbedingt notwendig, dass man sich bei solchen Systemen das
Betriebssystem aussuchen kann?
Das gab es früher doch auch nicht, oder?
Nur wo ist da der Zusammenhang dass da FreeBSD auf den Zug für diverse
Spezialanwendungen aufspringen muss, um als allgemeines Server-Betriebs-
system nicht zu verlieren?

-- 
B.Walter <bernd@bwct.de> http://www.bwct.de
Modbus/TCP Ethernet I/O Baugruppen, ARM basierte FreeBSD Rechner uvm.
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Received on Fri 28 Oct 2011 - 14:22:06 CEST

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