Erfahrungsbericht: Devolo/MicroLink dLAN-Adpater (HomePlug)

From: Oliver Fromme <olli(at)lurza.secnetix.de>
Date: Thu, 27 Oct 2005 12:02:38 +0200 (CEST)

Moin,

Vorsicht, eine etwas längere E-Mail ... ;-)

Vor einiger Zeit hatte ich ja hier nach Erfahrungen mit den
dLAN-Produkten von Devolo/MicroLink gefragt ... Inzwischen
haben ich mir zwei Startersets (also 4 Adapter) zugelegt
und kann selbst über die Erfahrungen berichten (es haben ja
einige Leute hier Interesse bekundet).

Die Kaufentscheidung hatte für mich diverse Gründe:
1. Fliegende Verkabelung wollte ich (und meine Freundin)
    nicht haben, weil's einfach sch*** aussieht, als Stol-
    perfalle und Staubfänger fungiert, beim Absaugen nervt
    usw. Auch Kabelkanäle o.ä. an die Wände zu tackern ist
    doof und stört optisch in einer frisch renovierten
    Wohnung.
2. Löcher durch 30 cm Stahlbeton bohren ist nicht spaßig.
    Außerdem möchte ich in einer Mietwohnung so wenig Scha-
    den wie möglich anrichten. ;-)
3. Dieselben Stahlbetonwände sind auch für WLAN nicht ge-
    rade optimal. Je nach Raum sind nur erbärmliche Daten-
    raten hinzukriegen -- wenn überhaupt eine stabile Ver-
    bindung aufgebaut werden kann.

Also habe ich diese »dLAN«-Teile gekauft, die Netzwerkdaten
über die vorhandenen Stromleitungen übertragen. Es sind
kleine Kästchen (etwa so groß wie Steckernetzteile), die
man direkt in eine Steckdose steckt, und auf der anderen
Seite ist eine Ethernet-Buchse. Über sechs LEDs wird der
Verbindungsstatus auf dLAN- und Ethernet-Seite angezeigt.
Netzwerktechnisch verhalten sie sich wie eine Ethernet-
Bridge, d.h. jeder Adapter hat eine Mac-Adresse (aber keine
IP-Adresse). dLAN-seitig wird DESpro als Verschlüsselung
eingesetzt (transparent).

Erste positive Punkte, die mir auffielen: Die RJ45-Buchse
hat Auto-MDI/X, d.h. man braucht keine Cross-over-Kabel und
kann beliebig Endgeräte, Switches usw. anschließen. Zwei-
tens verbrauchen die Adapter im Betrieb (unter Last) nur
4 Watt. Schaltet man den Rechner aus, gehen sie nach 5 Mi-
nuten automatisch in Stand-by und verbrauchen dann nur noch
die Hälfte.

Nun zum interessanten Punkt: die Datenraten. Es war sehr
spannend, Verbindungen an diversen Steckdosen auszuprobie-
ren. Teilweise mit überraschenden Resultaten: Selbst wenn
man einen Adapter von einer Steckdose zu einer anderen um-
steckt, die im selben Raum nur 2 m entfernt ist, kann dies
einen großen Unterschied ausmachen -- offenbar sind die
Stromleitungen in meiner Wohnung nicht unbedingt so ver-
legt, wie ich es erwarten würde ... Die Stromverkabelung
ist nicht mehr ganz jung und vermutlich auch nicht gerade
VDE-konform, und es scheint einige »Umwege« in den Wänden
zu geben. Anders lassen sich meine Messungen nicht erklä-
ren.

Es lohnt sich also, mehrere Steckdosen in einem Raum auszu-
probieren, und evtl. lieber eine etwas weiter entfernte
Dose zu nehmen und dafür ein etwas längeres Netzwerkkabel
zu verwenden, wenn möglich.

Steckdosenleisten haben dagegen keinen so großen Einfluß.
Ich mußte sechs (!) Steckdosenleisten mit jeweils 1,5 bis
1,8 m Kabel hintereinander hängen, um eine Halbierung der
Datenrate zu erreichen. Bei nur einer Steckdosenleiste
ist der Effekt vernachlässigbar.

Was allerdings absolut tödlich ist, sind Steckerleisten mit
Blitzschutz, Filter, Master-Slave-Schaltern usw. Da geht
nichts durch.

Auf den für mich wichtigen Übertragungsstrecken (Arbeits-
zimmer, »Serverraum« (Putzraum), Wohnzimmer, Schlafzimmer)
erreiche ich stabile Verbindungen mit einer Nettodatenrate
von 20 bis 40 MBit/s, je nach Steckdose. Das ist mit einem
nackten Standard-FreeBSD per FTP getestet, ohne weiteres
Tuning. Für meine Erfordernisse (Audio-/Video-Streaming in
DVD-Qualität, Web-browsen, SSH u.ä.) genügt es jedenfalls
vollkommen.

Ich nehme an, daß man mit etwas Tuning noch meßbar mehr
herausholen kann, insbesondere mit den Einstellungen, die
in der tuning(7)-manpage unter Verbindungen mit »high
bandwidth*delay product« aufgeführt sind. Mit den dLAN-
Adaptern liegen die RTT-Zeiten nämlich ein bis zwei Zehner-
potenzen über denen einer direkten Ethernet-Verbindung; bei
»günstigen« Steckdosen 1 bis 3 ms, im worst-case habe ich
bis zu 20 ms gemessen. Ich werde gelegentlich mal mit den
entsprechenden sysctls (sendspace, recvspace, inflight_*)
experimentieren.

Übrigens spielte es keine Rolle, ob ich alle vier Adapter
eingesteckt hatte oder nur zwei; ich konnte keinen Einfluß
auf den Durchsatz messen. Sie scheinen sich also nicht
gegenseitig zu stören. Theoretisch sind bis zu 254 Adapter
pro Netz möglich, Devolo empfiehlt aber 10 als Maximum.

Gruß
   Olli

-- 
Oliver Fromme,  secnetix GmbH & Co. KG, Marktplatz 29, 85567 Grafing
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Received on Thu 27 Oct 2005 - 12:03:32 CEST

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