Re: [OT] Akt. Spamanstieg

From: Oliver Brandmueller <ob(at)e-Gitt.NET>
Date: Tue, 23 Sep 2003 22:11:50 +0200

Hallo.

On Tue, Sep 23, 2003 at 04:08:57PM +0200, Marc Santhoff wrote:
> > mein procmail recipe oben checkt auf den Body der Mail. Sowas ist nur
> > auf dem Server sinnvoll, denn um das anzuwenden brauchst Du ja schon den
> > Body der Mail, hast sie also schon durch die Leitung gezogen.
>
> Stimmt aufallend, wenn man es weiß (keine Ahnung von procmail). ;)
> Das würde nur Sinn machen, wenn diese Signatur immer weit genug am
> Anfang steht
>
> Ich frage mich allerdings, warum die großen Provider sich lieber z.B. um
> Markenrechtsschutz für Buchstaben und Farben kümmern, aber solche
> einfachen Dinge (Serverseitig) nicht gebacken kriegen. Böse Zungen
> könnten behaupten, das sie selbst Interesse an dem beim Abholen
> bezahlten Mailaufkommen haben ...
>
> Wahrscheinlich muß ich als Kunde es denen erklären ... ich sollte doch
> mal da weg gehen.

Ich arbeite bei einem kleinen Provider, kenne das Geschäft also ein
wenig von innen.

Spam- und Virenschutz wird ein immer wichtigeres Thema. Bei einem
kleinen Provider ist so ein Thema noch halbwegs zu regeln, für einen
großen Provider ist das nicht so einfach.

Spam- und Virenschutzprogramme fressen _erhebliche_ Resourcen, sie
erhöhen die Gefahr eines DoS-Angriffes, sei es absichtlich oder durch
eine Spam- oder Wurm-Welle nicht unerheblich. Und sie haben noch einen
Nachteil: außer den ganz klaren Fällen, gibt es noch Grenzfälle. Und die
erhöhen den Aufwand für die Hotline erheblich. Es ist heute schon nicht
einfach in dem Geschäft noch die Ausgaben zu decken, die auch nicht
unerheblich sind, wenn man mit der technik schritthalten will. Das
Problem ist, daß die Benutzer zwar nach all diesen Dingen schreien, aber
eine Flatrate für 9,99 haben wollen.

Zudem - und hier kommt eine persönliche Meinung - sollte der Schutz
schon weit davor ansetzen. Auch hier braucht es leider eine Menge
Aufwand (und das meint Geld) bei den Providern, aber der richtige Ansatz
ist ein brauchbares Abuse-Management auf Providerseite. Wenn ich sehe,
daß meine Kunden Spam oder Viren verschicken, wenn ich sehe, daß sie
einen offenen Proxy haben oder sonstwas, dann muß ich sie darauf
hinweisen. In den meisten Fällen tun sie das nicht absichtlich, dann
bedarf es einer kompetenten Hotline, die weiß, wie man einen offenen
Proxy abstellt oder den Virus vom System bekommt. Aber kannst Du Dir
vorstellen, wie lange bei den heutigen Preisen für Internetzugang ein
Kunde Kunde bleiben muß, damit sich ein Hotlinemitarbeiter eine halbe
Stunde mit dem Kunden darüber unterhalten kann?

Allzu oft höre ich "der Provider muß/kann/sollte". Ich kann Dir sagen,
daß wir das als kleiner Provider können. Aber auch nur, weil wir es mit
ach und krach und wenigen tausend Kunden und diversen Projekten nebenher
schaffen, die Kompetenz und die Zeit für unsere Kunden aufzubringen. Und
unsere Kunden zahlen dafür höhere Preise als beim Billigprovider. Das
bedeutet für uns einen sehr harten Kampf gegen riesige Konzerne, die den
Kram billig (und nicht preiswert) anbieten können, weil sie eben all
dies nicht leisten.

Das ist das Gesetz des Marktes: You get, what you pay for. Und da die
Kunden nicht das beste, sondern das billigste nehmen, mußt Du eben lange
suchen, um sowas zu finden - und bereit sein, vielleicht auch ein paar
Euro mehr auszugeben.

Sorry, langer Diskurs. Aber das ewige "warum kann man das bei keinem
Provider" konnt ich nicht im Raum stehen lassen. Mann kann, wenn man
dafür zahlt.

- Olli

-- 
| Oliver Brandmueller | Offenbacher Str. 1  | Germany       D-14197 Berlin |
| Fon +49-172-3130856 | Fax +49-172-3145027 | WWW:   http://the.addict.de/ |
|               Ich bin das Internet. Sowahr ich Gott helfe.               |
| Eine gewerbliche Nutzung aller enthaltenen Adressen ist nicht gestattet! |
To Unsubscribe: send mail to majordomo.FreeBSD.org
with "unsubscribe de-bsd-questions" in the body of the message
Received on Tue 23 Sep 2003 - 22:12:41 CEST

search this site