Re: MP3-Kiste per Fernbedienung runterfahren

From: Bernd Walter <ticso(at)cicely12.cicely.de>
Date: Sun, 3 Aug 2003 01:47:22 +0200

On Sat, Aug 02, 2003 at 11:24:24PM +0200, Stefan Jahn wrote:
> Hallo,
>
> Am Sa, 2003-08-02 um 21.57 schrieb Marc Santhoff:
> > > Ich habe das mittels Alufolie gemacht. Das sollte sicher ausreichend
> > > sein, oder? Aber was meinst du mit "Erdung"? Ich habe noch keinen
> > > PC gesehen, der geerdet ist. Muà ich da jetzt ein Metallband vom
> > > Gehäuse zum Heizkörper ziehen? :-)
> >
> > Die "Erdung" bekommt man über den grün-gelben Leiter des
> > NetzanschluÃkabels, da sollte die Folie drangepinnt sein, wenn's nicht
> > "Schutzisoliert" ganz ohne sowas ist.

Du brauchst für eine Abschirmung keine Erdung - nur Bezugspotential.
Die Erdung brauchst du für den Personenschutz.
Grundregel ist: eine Erdung ist Pflicht, wenn ein Schutzleiter ins
Gehäuse geht und/oder berührbare Geräteteile elektrisch leitend sind.
An der Stelle sollte man mal Besitzer von (B)AT Boards darauf hinweisen,
daß viele Schrauber beim anklemmen des Kabels geschlunzt haben.
Wer an seinem Leben hängt sollte bei losen grün/gelben Kabelenden
aufmerksam werden.

> > Nun ja, normalerweise wird bei sowas 'ne Einzelabnahme der
> > EMV-Veträglichkeit fällig (AFAIR ca. 5kEUR in TÃV-Labor), aber ich würde
> > sagen, wenn Du dein Handy daneben legst und es blibt stumm und das
> > Küchenradio bei euch normal schallt, wenn die MP3-Kiste an ist, sollte
> > es okay sein ... ;)

So einfach ist es leider nicht, da du mit dem Radio halt nur die
Frequenzen des Radioempfangs bemerken kannst.
Und nicht mal diese kannst du numerisch bewerten.
Was ist aber, wenn du auf Sonderfrequenzen störst?

> Wie sieht es eigentlich mit den ganzen "Designer-Gehäusen" aus? Ihr
> wisst schon, die mit Glasscheiben, Lampen, Leuchten und anderen
> Firlefanz. Allein die Glasscheibe wo man in das innere des Gehäuses
> schauen kann müsste doch einiges an "Strahlung" durchlassen - allein
> deswegen ist AFAIK ja auch ein geschlossenes Metall-Gehäuse um die
> eigentliche Hardware.

Frage mal einen Amateurfunker, was dieser zu den Designergehäusen
meint - die sind wohl derzeit am meisten betroffen.
Das Problem dabei ist, daß ein Gehäuse nicht strahlt und ein Board
nicht ohne Gehäuse betrieben wird, also mit anderen Grenzwerten
arbeiten darf.
Darf also beides einzeln in den Handel kommen.
Der schwarze Peter liegt bei demjenigen, der die Endfertigung des
Systems macht.

On Sun, Aug 03, 2003 at 12:16:34AM +0200, Oliver Fromme wrote:
> Marc Santhoff <M.Santhoff(at)t-online.de> wrote:
> > Nun ja, normalerweise wird bei sowas 'ne Einzelabnahme der
> > EMV-Veträglichkeit fällig (AFAIR ca. 5kEUR in TÜV-Labor),
>
> Die EMV-Verträglichkeit ist nur die halbe Miete. Das ganze
> sollte zusätzlich auch noch die einschlägigen VDE-Bestim-
> mungen erfüllen, um sicherzustellen, daß jemand, der das
> Teil irgendwo anpackt, nicht plötzlich Phase auf'm Finger
> hat ...

Solange man sicherstellen kann, daß kein Fremder das Teil anpackt spielt
das keine Rolle - man bringt ja »nur« sich selber in Gefahr.
Wobei man bei einem Wohnzimmergerät schon davon ausgehen muss, daß
der Besuch damit in Kontakt kommt.
Nicht zuletzt klemmt man ja auch noch mehr Geräte an, die ebenfalls
betroffen sein könnte und mitunter nicht selber geerded sind.
Ein Richter würde das dann vermutlich als grob Fahrläßig einstufen.

> Wenn er schon was von Einpacken in Alufolie erzählt, be-
> zweifle ich mal, daß das VDE-konform ist. :-)

Das ist wohl wahr, wobei das Gefahrenpotential woanders herrührt, als
von der Alufolie - eine Isolationsmessung sollte man schon machen.
Entsprechendes Gerät muss der Elektriker und Fernsehtechniker um der
Ecke verfügbar haben - die haben eine Verpflichtung Anlagen und Geräte
nach arbeiten zu messen.
Holz macht das ganze zudem noch schwierig, aber Netzspannung ist in
so einem Gerät nur in einem recht überschaubaren Bereich.

Was die reine EMV Angelegenheit beim Hobbybastler angeht, da haben
sich TetraPacks als tauglich bewiesen, da die zudem isoliert sind.
Mit einer Schraube und einer Zahnscheibe auf der Aluseite bekommt man
dann einen sicheren Kontakt hin, da die Scheibe die Kunststoffschicht
durchstößt - am besten 2 Kontaktstellen pro Folie machen und mit einem
durchgangsprüfer testen, ob auch beide funktionieren.
Das ekelige an der Abschirmung ist, daß man mit Lücken aufpassen muss -
nicht umsonst haben viele Gehäuse die nervigen Kontaktfedern an
Blechgrenzen.

-- 
B.Walter                   BWCT                http://www.bwct.de
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Received on Sun 03 Aug 2003 - 01:47:37 CEST

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