Re: Squid Proxy

From: Clemens Hermann <haribeau(at)gmx.de>
Date: Sun, 14 Oct 2001 11:07:15 +0200

Hallo Andreas,

> Das *Anschauen* von politsch radikalen oder sonstwie strafrechtlich
> relevanten Inhalten ist zunaechsteinmal *nicht* strafbar.

die Aussage ist korrekt, greift aber zu kurz. Die meisten Browser, aber in
jedem Fall ein Proxy *speichert* eben diese Inhalte, wenn auch nur für
begrenzte Zeit. Genau das ist dann aber strafbar.

> Von dieser
> Regelung gibt es - soweit ich weiss (IANAL) - nur eine Ausnahme.
> Wenn man kein Logfile hat, kann man halt nicht helfen. Das ist
> fuer den Betreiber IMHO sogar die einfachste Moeglichkeit.

ganz so einfach ist es afaik nicht. Primär ist die Schule respektive Firma
o.ä. der Nutzer aller Dienste, die über den Internetanschluss genutzt
werden. Möchte sich die Institution bei Misbrauch davor schützen, selbst zur
Rechenschaft gezogen zu werden, reicht die oben von Dir angeführte Strategie
nicht aus.
Mit eben diesem Problem haben zahlreiche öffentliche
Internet-Terminal-Betreiber zu kämpfen. Genau deshalb verschwinden die
entsprechenden Terminals zumeist auch sehr schnell wieder aus Buchhandlungen
o.ä., weil die Betreiber selbst Ansprechpartner der Behörden im Fall von
Misbrauch sind und die Ermittler sich nicht mit der Aussage "ich weiss halt
nicht wer es war" zufrieden geben.

> > Die minimalen Promill-Bruchteile, die eine wie auch immer
> > geartete Whitelist erlaubt, macht die Nutzung des Netztes nahezu
unmöglich.
>
> Das ist Humbug, ... in fast allen Faellen.

nein. Diskutabel, aber kein Humbug. Wenn Du Dich darauf beschränken willst,
einen öffentliches Informationsterminal anzubieten, mit welchem man einige
vorher ausgewählte Seiten ansehen kann, so ist das sicher sinnvoll, um z.B.
im Rahmen eines Uterrichtsprojektes Informationen abrufbar zu machen, die
ansonsten auf Arbeitsblättern verteilt würden. Das ist dann aber *kein*
Internetzugang im üblichen Sinne und natürlich lässt sich damit auch der
viel beschworene verantwortungsvolle Umgang mit dem Netz nicht lernen, da
sich in der beschriebenen Konstellation das Netz nun mal nicht wirklich zur
Informationssuche nutzen lässt, da man nur informationen finden kann, die
schon vorher jemand zufällig "erlaubt" hat.

> Wenn ich mir die
> Logfile-Auswertungen "meiner" Squids so anschaue, kaeme man
> bei Bedarf sogar mit sehr, sehr kleinen Whitelists aus, ohne,
> dass die Nutzer deren Existenz auch nur ansatzweise wahrnehmen
> wuerden.

das wiederum halte ich für eine seltene Konstellation. Natürlich werden
viele Seite oft aufgerufen, aber mir ist kein Setup bekannt, bei dem ein Tag
vergehen würde (bei realer Nutzung des Netzes), wo eine Whitelist nicht
massive Einschränkungen der Nutzbarkeit bedeuten würde.
Kannst Du Dir selbst einen Tag vorstellen, an dem Du nur Seiten anschaust,
die Du schon kennst?
Wenn man z.B. zur Vorbereitung eines Referates im Internat auf die Suche
gehe (z.B. via Google), dann bin ich mir sicher, dass es nicht möglich wäre,
eine Whitelist zu erstellen, die es selbst bei der Beschränkung auf ein Fach
oder sogar Fachgebiet ermöglicht, sich Informationen zusammenzusuchen, ohne
nach kürzester Zeit an allen Ecken und Enden von der Whitelist geblockt zu
werden.

> > Wenn man den Schülern hingegen klar macht, dass bei Verdacht auf
Missbrauch
> > nachvollzogen werden kann, wer es war, könnte genau das für einen
> > verantwortungsvollen Umgang erziehen.
>
> Meiner Erfahrung nach erzeugt das eher den (negativen) Eindruck
> von "Big Brother".

das ist die Negative Formulierung dessen, was wir vorher mit dem Bewusstsein
der Nachvollziehbarkeit von Misbrauch beschrieben hatten.
Falls man sich nicht damit abfinden kann, dass angesurfte Seiten geloggt
werden, bleibt wohl nur der Zugang unter Aufsicht, was wohl noch sehrviel
Mehr den Eindruck von Big Brother erzeugt.
Das Bewusstsein, dass Misbrauch grundsätzlich nachvollzogen werden kann,
schreckt die Nutzer, für die der Zugang in Schulen gedacht ist wohl nicht ab
und ein Internetzugnag ist heutzutage so alltäglich, dass niemand zum
Mibrauch auf seine Schule angewiesen ist. Die Angesprochenen Vorschläge zur
Enschränkung werden letztendlich nur erreichen, dass die legitimen Nutzer
das Angebot nicht wahrnehmen, da der Eindruck der Bevormundung und
Einschränkung durch Whitelists viel mehr abschreckt, als das vorhandensein
von Logfiles.

Grüße

/ch

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Received on Sun 14 Oct 2001 - 11:08:01 CEST

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