(no subject)

From: Lars Koeller <lkoeller(at)odie.physik2.uni-rostock.de>
Date: Mon, 11 Nov 1996 13:31:21 +0100

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Hallo!

Ich bitte um etwas Unterstützung bei der Kritik des unter genennten Artikels
über freie Unix-Versionen. So kann es doch nicht weitergehen! :-))

Danke

Lars

########## E-Mail an ct(at)ct.heise.de ##########################################

   Hallo!

      Zuerst möchte ich klarstellen, daß dies nicht ein üblicher 'Flame
   War' Linux gegen *BSD werden/sein soll! Ich bin der Meinung beide
   Systeme haben ihre Stärken und Schwächen und profitieren voneinander.

      Umsomehr habe ich mich aufgeregt, als ich den Artikel in der c't von
   Jürgen Kuri ("Ins Netz gegangen") gelesen habe. Vermißt habe ich nur
   das Wort Anzeige (für Linux-Distribs) in der Kopfzeile.

      Ich weiß nicht ob Herr Kuri schon jemals eine FreeBSD-2.1.5 (für die
   anderen *BSD Versionen kann ich nicht sprechen) CD eingelegt hat und
   auch auf einen Rechner installiert hat, aber ich bezweifle es sehr. Er
   hätte dann nämlich gemerkt, daß die Installation genauso
   simple/kompliziert wie bei den Linux Distributionen ist, oder sogar
   einfacher. Außerdem kann ich nicht nachvollziehen, wieso keine EIDE
   Platten laufen. Ich habe erst letzte Woche ein System auf einem P75
   Mainboard mit EIDE Controller/Disk und ATAPI CD-Rom installiert. Die
   Anzahl der Ports/Packages (Automatisch kompilierbare
   Source-Pakete/Installierbare Binaries) hat die Zahl von 600 in Worten
   sechhundert überschritten! Die einzigen Programme, die man nicht ohne
   weiteres kompilieren kann sind einige Linux-Specials. Dort scheint man
   teilweise nicht allzuweit über den eigenen Tellerand zu schauen.

      Ein weitere Punkt ist das Fehlen von kommerziellen Applikationen, die
   zugegeben für Linux zahlreicher sind. Unter FreeBSD kann ich ohne
   Probleme sowohl alle BSDI als auch Linux Binaries ausführen. In der
   FreeBSD-2.2 Version auch ELF! Bei mir gab es keine Probleme mit Wingz,
   Xess, MinD, Executior, ... Auch die Star Office Suite laüft
   bereits. Böse Zungen bahaupten sogar stabiler als unter Linux selber.
   Ebenso gibt es nativ für FreeBSD den X-Server/Motif und CDE von X-Inside
   und noch einige weitere Produkte.

      Von dem Vorteil mit FreeBSD ein komplettes System aus einer Hand zu
   erhalten sind auch einige Leute begeistert! Linux ist mit verlaub NUR
   ein Kernel. Jeder bastelt sich eine eigene Distribution, die zum Teil
   nicht kompatibel sind. Dazu kommt noch das chaotische Handling der
   shared Libs (IX 11/96, S. 77 unten), sodaß Software Anbieter dazu
   übergehen ihre Pakete statisch zu binden, eine riesige Verschwendung von
   Resourcen.

      Das FreeBSD für Machinen mit hoher Last (z.B. WWW/FTP/... Server,
   erste Wahl ist, und SUN den Netzwerkcode als den stabilsten und
   schnellsten real existierenden bezeichnet spricht auch für sich. Ebenso
   habe ich Informationen, das Novell FreeBSD Sourcen als
   Informationsquelle bei der Programmierung benutzt.

      Ach ja von welchen Linux 2er Kernel Features träumen denn die FreeBSD
   Anwender? Etwa SMP? Der Unterschied zwischen der SMP Version von FreeBSD
   und Linux ist der, daß FreeBSD SMP nur optional erhältlich ist, da man
   mit dem Verhalten noch nicht vollständig zufrieden ist, und noch einige
   Tests ausstehen. Die Stabilität des Linux SMP scheint ja auch nicht
   soweit her zu sein, wie Fred Hantelman selbst vor einigen Wochen in der
   IX festgestellt hat. Eine solch unbefriedigende Implementation wird es
   unter FreeBSD in einer offiziellen RELEASE niemals geben! Ob das ein
   Nachteil ist wage ich aber zu bezweifeln. Wenn wirklich jemand nicht
   ohne einen neuen Treiber/Feature auskommt, kann er ja einen SNAP-Shot
   "Zwischenrelease" installieren, der zwar keine offiziell freigegebenen
   Release ist, aber trotzdem sehr stabil läuft und geanuso einfach wie
   eine Release Distribution zu installieren ist.

      Zu behaupten, es gäbe weniger/gleich viel Shareware für OS/2 bzw. nur
   unwesetlich mehr kommerzielle Programme als für Linux grenzt ja schon an
   maßlose Ignoranz und wohl auch Unwissenheit.

      Dies soll zunächt einmal genügen und nur aufzeigen, daß man (Herr
   Kuri) sich doch etwas genauer mit der Materie beschäftigen sollte. Ein
   so komplexes Thema kann nie allumfassend behandelt werden, aber ein
   Artikel, wie der vorliegende, der, da bin ich sicher, mit der heißen
   Nadel gestrickt wurde, ist nicht besonders informativ und hilfreich, das
   beste 'freie' OS für sein Problem zu finden.

      Ich erwarte von einer guten (unabhängigen?!) Zeitschrift wie der
   c't, daß man nicht immer nur in das Linux Horn bläst und alles rechts
   und links davon aus den Augen verliert. Dies ist nämlich nicht
   besonders förderlich in dem Zeitalter des WINTEL Monopols. Ich denke
   die UNIXaner sollten nicht den Fehler begehen sich gegenseitig zu
   bekämpfen, sondern sich lieber unterstützen, und ruhig zugeben wenn ein
   anderes System für eine bestimmte Anwendung besser geeignet ist.

   Lars Köller

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Lars Köller                  Phone:  +49 381/498-1665, Fax: -1667
University of Rostock        E-Mail: 
Department of Physics          Lars_Koeller(at)odie.physik2.Uni-Rostock.DE
Universitätsplatz 3          Anonymous ftp:
D-18051 Rostock (Germany)      ftp://odie.physik2.uni-rostock.de/pub
Received on Mon 11 Nov 1996 - 13:40:49 CET

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