Re: Anfrage FreeBSD und Moneyplex bezüglich USB Kartenleser

From: Oliver Fromme <olli(at)lurza.secnetix.de>
Date: Sat, 13 May 2006 12:52:26 +0200 (CEST)

Hallo Herr Fischer,

Markus Fischer <Markus.Fischer(at)samtech.biz> wrote:
> Hallo,
>
> Sehr geehrte Damen und Herren,
>
> Ich wolte auf FreeBSD umsteigen,
> Installation klappte sehr gut, auch Moneyplex klappte mit der Linux-emulation
> gut, ohne Probeleme.
> Es läuft, nur der Chipkartenleser lässt sich nciht ansprechen,
> BSD USB Device ist ugen0, und eine Verknüfung mit
> ln -s /dev/ugen0 /compat/linux/dev/ttyUSB0 habe ich gesetzt -- ohne Erfolg.
>
> Wissen Sie evtl. woran dies liegt?

Dazu ein wenig Hintergrundinformation, was es mit /dev/ugen
auf sich hat (sofern noch nicht bekannt):

FreeBSD hat keinen speziellen Kernel-Treiber für derartige
Kartenlesegeräte. Alle USB-Geräte, die nicht erkannt wer-
den, werden automatisch vom generischen (daher "ugen") USB-
Treiber aufgesammelt. Da dieser Treiber keine Ahnung hat,
was für ein Protokoll das jeweilige Gerät spricht und wie
man es korrekt ansteuert, stellt es nur ein "rohes" Inter-
face für Programme zur Verfügung, das per /dev/ugen0 (o.ä.)
ansprechbar ist. Programme, die auf das Gerät zugreifen
wollen, müssen in dem Fall selbst das Gerät unterstützen
und wissen, welches USB-Protokoll sie zu sprechen haben.

Die Tatsache, daß der Kernel den Namen des Gerätes nennt
(hier also "KOBIL USB Adapter B, rev 1.10/2.01"), bedeutet
nicht, daß das Gerät erkannt wurde. Es wird lediglich der
Name, mit dem sich das Gerät meldet, wiedergegeben. Ebenso
die Stromversorgung, die vom Gerät gemeldet und automatisch
geschaltet wird. Das sind generische USB-Eigenschaften,
die jedes Gerät hat und die nichts damit zu tun haben, ob
der Kernel einen speziellen Treiber für dieses Gerät hat
oder nicht.

Eine Software, die auf ein USB-Gerät zugreifen will, muß
in der Lage sein, das entsprechende Device -- in diesem
Fall also z.B. /dev/ugen0 -- mit der korrekten API anzu-
sprechen. Die API für das ugen-Device von FreeBSD ist in
der Manual-page ugen(4) dokumentiert. Diese API ist mit
Sicherheit eine andere als unter Linux. Das bedeutet, daß
ein Linux-Programm unter FreeBSD nicht mit einem ugen-
Device arbeiten kann; ein einfacher Symlink nützt also
leider überhaupt nichts. Etwas anderes wäre es natürlich,
wenn das Linux-Programm _speziell_ dafür vorgesehen ist,
auch unter FreeBSD zu laufen, und daher Unterstützung für
die ugen-API von FreeBSD eingebaut hat. Das wäre aber sehr
ungewöhnlich, denn wenn der Hersteller FreeBSD unterstützen
möchte, warum gibt er dann nicht gleich auch ein FreeBSD-
Binary heraus?

Ich muß betonen, daß ich Moneyplex nicht kenne und auch
noch nicht mit Kobil-Kartenlesern gearbeitet habe. Es mag
also durchaus sein, daß es auf eine Weise funktioniert, die
mir gerade nicht in den Sinn kommt.

Es gibt übrigens bei FreeBSD selbst durchaus Software in
der Ports-Collection (bzw. als Packages), die darauf zu-
greifen kann: Da gibt es die libchipcard (unter "devel"),
die laut Beschreibung auch ausdrücklich Kobil-Geräte unter-
stützt, zugehörige graphische Konfigurationsprogramme in
libchipcard-kde (ebenfalls "devel"), sowie eine Middleware
namens openct (unter "security"). Auszug aus der Beschrei-
bung: "OpenCT provides a native OpenCT, CT-API and PC/SC
Lite IFD interface with an OpenCT ifdhandler resource
manager." Ich weiß allerdings nicht, ob das Ihnen weiter-
helfen kann.

Viele Grüße
   Oliver Fromme

PS: Derartige Fragen sind auf der "de-bsd-questions"-Mail-
ingliste besser aufgehoben als auf "de-bsd-hubs". Ich habe
daher den Reply-To entsprechend gesetzt.

-- 
Oliver Fromme,  secnetix GmbH & Co. KG, Marktplatz 29, 85567 Grafing
Dienstleistungen mit Schwerpunkt FreeBSD: http://www.secnetix.de/bsd
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"I started using PostgreSQL around a month ago, and the feeling is
similar to the switch from Linux to FreeBSD in '96 -- 'wow!'."
        -- Oddbjorn Steffensen
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Received on Sat 13 May 2006 - 12:53:53 CEST

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