FreeBSD vs. Linux (Re: Fragen eines Newbies (nicht wirklich DAU))

In <owner-de-bsd-questionsATDE.FreeBSD.ORG--39311139.F82E5546(at)01019freenet.de>, Lars Wächtler wrote:
> ich bin ein Linuxbenutzer, der sich mit *BSD auseinanderseten will.
>
> Als erstes habe ich mal eine Frage zu FreeBSD vs Linux, warum setzen
> alle auf Linux, wenn FBSD efektiver arbeitet oder arbeiten soll?

Gutes Thema. Von all den Argumenten, die man fuer FreeBSD ueber Linux
vorbingen kann, die meisten davon rein technisch, ist es fuer mich
inzwischen am wichtigsten, dass FreeBSD als komplettes System mit
kernel, libraries und utilities gepflegt wird und dass die Ports immer
auf genau ein solch zusammenpassendes System zugeschnitten sind.

Genauer gesagt:

FreeBSD interessiert mich einen Scheissdreck. Ich will am Computer
Dinge tun, der Computer ist fuer mich ein Werkzeug. Das Betriebsystem
ist nur ein Dienstleister, es soll einfach funktionieren.

Am wichtigsten ist, dass ich moeglichst viel von meiner Zeit auf die
echten Anwendungen konzentrieren will. Das kann man nur erreichen,
wenn andere Dinge wie die Hardware, das OS und die Programmiersprache
moeglichst wenig Stunden/Monat meine Aufmerksamkeit beanspruchen.

Genau das ist bei FreeBSD der Fall: Ein Update des BasisOS ist mit
einer Compilation zu machen. Natuerlich garantiert niemand, dass nach
dem Update alles besser ist als vorher, aber bei FreeBSD ist das
Ergebnis auf jeden Fall von den Versionen der Teile zusammenpassendes
System. Man verbringt keine Zeit damit, die zusammenpassenden Module
zu ermitteln, zusammenzusuchen und einzeln zu installieren (soweit es
bei Linux ueberhaupt moeglich ist, einen gemeinsamen Nenner zu
finden).

FreeBSD ist das OS, dass bei hoher Rate an Funktionsfaehigkeit am
wenigsten Stunden/Monat eigene Aufmerksamkeit beansprucht.

Ich koennte jetzt anfangen, mit technischen Einzelheiten ueber Linux
herzuziehen, aber das ist eine voellig ueberfluessige Diskussion.
Linux ist "gut genug" fuer die meisten Leute (gerade solche, die von
Windows kommen) und man kann nicht stichhaltig begruenden, warum sich
das Verhaeltnis in den naechsten 5 Jahren nicht verschieben sollte.
Gegenueber jemanden, der das FreeBSD-Team vs. das Linux-team nicht
vergleichend in Aktion erlebt hat, heisst das. Was ich aber sagen
kann, ist dass ein immer gepflegtes FreeBSD in diesen 5 Jahren nur
einen Bruchteil der Pflegearbeitszeit braucht wie ein Linux, wobei man
bei letzterem trotz investierter Zeit immer mal wieder mit einer wegen
Versionschaos nicht laufenden Applikation dasitzt.

Uebrigens der gleiche Grund, warum ich ein Lisp-Programmierer bin, der
die meisten Sachen in C schreibt. Einen gewaltgetesteten C-Compiler
mit Library finde ich auf FreeBSD immer (bis auf 4.0...). Immer ein
aktuelles gut ausgetestetes Lisp-System (CMUCL) vorraetig zu haben ist
nicht gerade arbeitszeitneutral.

Zur urspruenglichen Frage,
> warum setzen alle auf Linux, wenn FBSD efektiver arbeitet oder
> arbeiten soll"

Dein Satz ist leicht unklar: Meinst Du nun, dass FreeBSD selbst
effktiver arbeitet (also weniger Hardwareresourcen braucht), dass das
FreeBSD-Team effektiver arbeitet oder dass FreeBSD dem User
effektiveres arbeiten erlaubt?

Spielt aber keine grosse Rolle, weil, einen Zusammenhang von Anzahl
Usern mit effektiver Arbeit gibt es allerhoechstens im ersten Sinne
("ist schneller"), manchmal im zweiten Sinne ("die Typen reissen was,
auf deren System setze ich"), und praktisch nie im letzteren Sinne
("aber meine schoenen TSR-Utilities").

Selbstverstaendlich ist das letztere bei vernuenftiger Denkweise das
entscheidende, das zweite wichtig und das erste ziemlich wurscht
(solange es nicht ausufert). Das wuerde mir jetzt den Anstoss geben
koennen, weiter rumzuphilosophieren, aber das schenke ich mir mal.

Noch Fragen? Warst Du nicht derjenige, der auf der bsdhh nach OpenBSD
gefragt hatte?

Martin

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Martin Cracauer <cracauer@bik-gmbh.de> http://www.bik-gmbh.de/~cracauer/
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