Re: Heise Newsticker

From: Udo Erdelhoff <ue(at)nathan.ruhr.de>
Date: Fri, 10 Mar 2000 00:16:29 +0100

[cc und reply-to auf -chat, da gehört es IMHO mehr hin]
On Thu, Mar 09, 2000 at 09:06:07PM +0100, Hellmuth Michaelis wrote:
> Es ist mir nur nicht klar, warum.
Um mal einen alten Spruch zu zitieren: Es ist notwendig, eine Verschwörung
oder böse Hintergedanken anzunehmen, wenn man das Verhalten eines anderen
auch durch Dummheit erklären kann...

Und wenn ich ganz ehrlich bin, kann ich über das Weltuntergangsgeheule
in den Kommentaren der GPL-Fanatiker nur lachen.

> Ich fuer meinen Teil denke, das beide Seiten (und die Benutzer beider
> Seiten) davon nur profitieren koennen.
Hier stimme ich Dir zu...

> Die Fragmentierung im BSD Lager ist ein m.M. nach erheblicher Grund dafuer,
> das es bisher zu keiner weiteren Verbreitung von BSD kommen konnte.
Jein. Der Hauptnachteil von NetBSD und OpenBSD (und leider zu einem
gewissen Teil auch FreeBSD) ist, daß sie keiner kennt und daß da keine
Firma hintersteht. Die Argumentation läuft immer ungefähr so:

"Und was ist, wenn ich ein Problem damit habe? An wen kann ich mich denn
wenden, wenn mein wichtiger Produktionsserver ausfällt? Wenn das Ding steht,
kann ich die Bude zumachen - da kann ich mich nicht auf wahrscheinlichen
Support über die Mailinglisten verlassen. Und die paar kommerziellen
Supporter sind doch nur Trittbrettfahrer, die stecken doch nicht tief
in den Systemsourcen drin."

Und dann wird Mircosoft oder Novell gekauft. Daß die Leute dann immer noch
keinen Support haben, weil sie sich die Verträge (speziell die "jetzt,
gleich und sofort"-Varianten, die sie vorher gefordert haben) nicht leisten
können oder wollen, wird ignoriert.

Bei BSDI wäre das anders, aber denen fehlen die vielen Systeme und - ganz
besonders - die hype-erzeugenden Installationen. Wie Hotmail. Wie Yahoo.
Dafür fehlt bei FreeBSD die Marketing-Power, um die notwendigen Hypes
erzeugen zu können. Bestes bzw. schlimmstes Beispiel: Die SFX von "Matrix"
wurden mit Linux-Software gerendert, das hat sich rumgesprochen. Daß die
Software aber in der Linux-"Emulation" von FreeBSD lief, weil der
Computer-Guru des Matrix-Teams FreeBSD mehr vertraute als Linux, war nur
eine Fußnote wert.

Und genau das kann sich durch den Zusammenschluß ändern. Von BSDI kommt die
kommerzielle Akzeptanz, von FreeBSD die solide Basis dafür. Und wenn man
dann noch etwas mehr als durchschnittliches Marketing-Geschick zeigt (der
neue Firmenname BSD, Inc. ist zwar etwas dreist, aber ein Schritt in die
richtige Richtung), dann hat Linux ein Problem - ihm fehlt die solide
Basis für den Hype.

> Es waere zu wuenschen, das vielleicht auch noch Net- und OpenBSD wieder
> zu einem einheitlichen BSD zurueckkommen, aber das ist wohl mehr
> Wunschdenken meinerseits ;-)
Wenn man bedenkt, daß persönliche Probleme einer der Gründe für den Split
zwischen NetBSD und OpenBSD waren, ist zumindestens dieser Zusammenschluß
eher unwahrscheinlich. Und dann ist da noch der fundamentale Unterschied
in der Mentalität: FreeBSD und BSD/OS konzentrieren sich auf wenige
Plattformen, die dann möglichst gut unterstützt werden. OpenBSD und NetBSD
konzentrieren sich darauf, möglichst viele Plattformen zu unterstützen.

/s/Udo

-- 
"I'm rapidly discovering that it is not, in fact, possible to die of simple
embarrassment. This is not always a fortunate thing, however, as it seems to
challenge those about me to keep pushing the envelope to find out if someone
can die of advanced embarrassment, on which point the jury is still out."
David Weber, "Ashes of Victory"
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Received on Fri 10 Mar 2000 - 00:12:46 CET

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